Schwarzarbeit blüht und setzt Friseurbranche unter Druck
BEZIRK. Nach der Öffnung der Friseursalons haben viele die Möglichkeit zu einem Friseurbesuch genutzt. Jetzt ist diese erste Welle vorbei und die Friseure aus dem Bezirk Schärding müssen nun zum Teil gravierende Umsatzeinbrüche verzeichnen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
„Die ersten zwei Wochen hatten wir alle Hände voll zu tun. Seitdem haben wir leider sehr viel Stehzeit“, berichtet Romana Dallinger, Inhaberin der Frisurenwerkstatt by Romana in St. Roman. Die Unternehmerin, die im Jänner vergangenen Jahres den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, berichtet, dass vor allem die offiziellen Tests viele Kunden davon abhalten würden, zum Friseur zu gehen.
Anerkennung von Schnelltests gefordert
Erika Rainer, Landesinnungsmeisterin der oberösterreichischen Friseure, ist der gleichen Meinung wie Dallinger. „Die offiziellen Tests stellen für viele Kunden eine Erschwernis dar. Die Termine für die Covid-19-Tests neben Job, Verantwortung in der Familie und anderen Verpflichtungen zu koordinieren und wahrzunehmen, ist für viele Menschen zu aufwendig“, berichtet Rainer, die eine Anerkennung von Selbstschnelltests fordert. „Mit so einem niederschwelligen Eintrittstesten würden spontane Friseurtermine wieder möglich. Das aufwendige Jonglieren mit Terminen wäre hinfällig. Und es würde jenen Salons helfen, die große Umsatzverluste haben, weil die Laufkundschaft ausbleibt.“
Die Entscheidung der Regierung, dass ein Friseurbesuch nur mit Vorlage eines negativen Corona-Tests möglich ist, löst bei Sandra Biergeder aus Münzkirchen Kopfschütteln aus. „Wenn ich zum Arzt gehe, brauche ich keinen negativen Coronatest. Beim Friseurbesuch schon. Ich verstehe diese Verordnung nicht ganz“, meint die Besitzerin des Friseursalons Trendstyles by Sandra.
Hygienemaßnahmen
Die Ansteckungsgefahr bei einem Friseurbesuch sei laut den Friseuren sehr gering. „Wir tragen alle Masken und lassen uns wöchentlich testen. Das ist für mich und mein Team absolut kein Problem, denn es geht ja auch um unsere Gesundheit“, sagt Romana Dallinger. „Wir Friseure haben mit großem Aufwand umfangreiche Hygienemaßnahmen entwickelt und umgesetzt, die auch von den Kunden in den Salons honoriert werden. 74 Prozent der Kunden fühlen sich in den Friseursalons sicher und stellen unseren Betrieben diesbezüglich ein ausgezeichnetes Zeugnis aus“, informiert Rainer.
Schwarzarbeit blüht
Eine besorgniserregende Entwicklung für die Friseure ist die Tatsache, dass immer mehr Kunden zu Pfuschern ausweichen. „Die Schwarzarbeit blüht und wir sind machtlos dagegen“, berichtet Friseurmeister Ludwig Pasch. Der Rieder, seit mehr als 20 Jahren in Eggerding wohnhaft, befürchtet, dass sich dies so schnell nicht ändern wird. „Solange für den Friseurtermin ein offizieller Test notwendig ist, glaube ich nicht an eine Entspannung der Situation“, meint Pasch, der weiters berichtet, dass die Abstände zwischen den Friseurbesuchen immer größer werden und viele sich die Haare nun selber schneiden oder färben würden.
Finanzielle Hilfe und Lockdown
Aufgrund der ausbleibenden Kunden setzt sich die Branchenvertretung der Friseure für finanzielle Hilfe ein. „Die Branchenvertretung wird, begleitet und unterstützt von WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer, weiterhin alles unternehmen, um die Politik zu überzeugen, effektive, praxisgerechte und sinnvolle Maßnahmen für uns Friseure zu setzen“, kündigt Rainer an, die sich gleichzeitig auch für weitere finanzielle Hilfen bei Umsatzausfällen stark macht.
Groß ist die Sorge der Friseure, dass es zu einem neuerlichen Lockdown kommen könnte, was angesichts der aktuell hohen Coronazahlen für viele Österreicher keine Überraschung wäre. „Ein weiterer Lockdown wäre für uns alle ein schwerer Schlag“, meint Pasch. An dieses Szenario will Romana Dallinger gar nicht denken. „Bei dem Wort Lockdown werde ich nervös. Wieder zusperren zu müssen, kann ich mir nicht leisten“, informiert Dallinger, die sich seit dem Beginn der Corona-Pandemie fünf Monate kein Gehalt ausbezahlt hat.
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