Bezirksjägermeister: „Der Wolf hat in unserer Region nichts zu suchen“
BEZIRK SCHÄRDING. In Österreich gibt es immer mehr Wolfssichtungen. Sollte das Raubtier im Bezirk Schärding heimisch werden, würde dies die Sorgenfalten der Landwirte vertiefen.
Noch ist der Wolf in unserem Bezirk nicht ansässig. Eine Situation, die sich laut Experten jedoch bald ändern könnte. Dies hätte vor allem für die Landwirte weitreichende Konsequenzen, befürchtet Schärdings Bauernbund-Obmann Peter Gumpinger. „Ich bin der Meinung, dass der Wolf auch in unserer Region früher oder später auftauchen wird, und ich habe keine Freude damit. Überall in Österreich, wo der Wolf aufgetaucht ist, gibt es Probleme und es entsteht berechtigterweise Angst. Es geht dabei bei Weitem nicht nur um die Landwirtschaft alleine. Wir sind es gewohnt, den Wald auch in der Freizeit zu nutzen, ob Schulklassen im Outdoorunterricht oder Wanderer, Jogger etc.“, meint Gumpinger.
Raubtier
Kein Freund des Wolfes ist auch Schärdings Bezirksjägermeister Franz Konrad Stadler: „Ich kann mir auf keinen Fall vorstellen, dass der Wolf bei uns in unserer Kulturlandschaft den Lebensraum vorfindet, den er benötigt. Alle Wolfsbefürworter sind sicherlich noch nicht in freier Wildbahn auf einen Wolf gestoßen. Der Wolf ist ein Raubtier und hat in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft nichts zu suchen.“
Platz ist vorhanden
Anders sieht Franz Kohlbauer, Bezirkssprecher Naturschutzbund OÖ, Bezirksgruppe Schärding, die Diskussion um den Wolf. Für ihn ist die Panikmache übertrieben. „Der Wolf hat definitiv Platz in unserer Region. Er braucht keinen Urwald oder abgelegene Landstriche. Sachsen hat dieselbe Kulturlandschaft wie bei uns, und dort leben rund 15 Rudel (ca. 100 Tiere), eins neben dem anderen“, meint Kohlbauer. Sollte der Wolf tatsächlich in unserer Region auftauchen, könnte dies besonders Landwirte vor große Probleme stellen. „Meiner Meinung nach gibt es keine Möglichkeit, die Weidetiere ausreichend zu schützen, die nur irgendwie in einem wirtschaftlichen Aufwand steht“, sagt Gumpinger. Die Sorgen der Landwirte sind für Stadler absolut verständlich. „Die Landwirte müssen den Lebensunterhalt mit den Tieren finanzieren und halten die Tiere als Lebensgrundlage. Wölfe ernähren sich hauptsächlich von Schalenwild, das in unserem Bezirk lebt, und es wäre im Lebensraum durch den Wolf sehr eingeengt“, meint Schärdings Bezirksjägermeister.
Weniger Weidewirtschaft
Laut Kohlbauer stellt der Wolf für Großrinder keine Gefahr dar. „Die Weidewirtschaft ist im Bezirk Schärding seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Das heißt, die Tiere laufen zum überwiegenden Anteil nicht mehr Gefahr, Opfer zu werden. Zudem wird ein einzelner Wolf nie eine Viehherde auf einer Weide angreifen; Großrinder wie Kühe werden von Wölfen nicht angegriffen, maximal von Rudeln, und solche gibt es in ganz Österreich aktuell drei bis fünf.“
Der Wolf ist ein Opportunist
Anders sieht es bei Schafen und Ziegen aus, hier könnte es zu Angriffen kommen. „Tatsächlich zum Thema werden kann der Wolf in Bezug auf oftmals frei gehaltene Schafe oder Ziegen, wenn diese nicht ausreichend geschützt sind. Der Wolf ist ein Opportunist und jagt das, was er am leichtesten (mit der wenigsten Anstrengung) erjagen kann, und da ist ein Schaf allemal leichter zu erbeuten als ein gesundes Reh. Und ist der Wolf einmal auf Schafe programmiert, geht er vorzugsweise wieder da auf Jagd“, sagt Kohlbauer. Eine Lösung wären für ihn höhere Zäune. „Schafe sind aktuell hauptsächlich mit einem ca. 0,80 Meter hohen Zaun geschützt. Für den Wolf braucht es aber zumindest einen mit 1,10 bis 1,20 Metern, wenn möglich elektrisch. Dass diese Haltung und dieser Schutz funktionieren, zeigen jahrelange Erfahrungen vor allem in Deutschland.“
Gefahr für Menschen?
Stadler und Gumpinger sehen aber nicht nur Weidetiere in Gefahr, sondern auch den Menschen. Vor allem wegen der Tatsache, dass es vermehrt zu Wolfssichtungen in Wohngebieten kommt. „Der Wolf ist ein Hetzjäger und nutzt den Überraschungseffekt zum Beutemachen. Im Vertrauen auf ihren Erfolg ist eine Hetzjagd von bis zu drei Kilometern nicht ungewöhnlich. Bei allem, was sich bewegt, Radfahrern, Läufern usw., ist ein Angriff nicht auszuschließen. Es gibt auch Hunde, die Radfahrer oder Läufer angreifen“, so Stadler. Dass der Wolf auch in Siedlungen gesehen wurde, ist für Kohlbauer nichts Gefährliches. „Ja, der Wolf geht (in der Nacht) auch nahe an Siedlungen ran, auch durch Siedlungen durch, wenn es entsprechend ruhig ist. Das ist aber per se nicht gefährlich, der Fuchs macht ja dasselbe, wenn er zum Bauernhof kommt und sich ein Huhn holt“, so Kohlbauer.
Übergriffe auf den Menschen sind laut ihm im Normalfall auszuschließen. „Es gibt aber Situationen, wo der Wolf (in der Regel mit Jungen) aggressiv werden kann, wenn Spaziergänger mit nicht angeleinten Hunden unterwegs sind“, so Kohlbauer, für den der Wolf kein Kuscheltier, aber auch keine Bestie ist. „Ein Miteinander ist möglich, auch in Sachsen gehen die Kinder nach wie vor in den Wald, die Leute gehen joggen und spazieren – normales Leben, wenn man einige wenige Punkte beachtet.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden