Landwirte warten sehnsüchtig auf die Herkunftskennzeichnung
BEZIRK. Immer strengere Auflagen, Preissteigerungen, Billig-Konkurrenz aus dem Ausland – Landwirte aus dem Bezirk blicken mit großen Sorgen in die Zukunft.
Steigende Rohstoffpreise sorgen seit Monaten in fast allen Branchen für eine Preisexplosion. Davon betroffen sind auch die Lebensmittelpreise, die merklich gestiegen sind. „Die Preise steigen, wir Landwirte hingegen bekommen nichts vom Kuchen ab. Ich frage mich, wo hier die Gerechtigkeit bleibt“, meint Martina Mittermayr, Milchbäuerin aus Andorf. Ein Zustand, der laut Michael Bäck, Landwirt aus Mayrhof, bei vielen Bauern für Kopfzerbrechen sorgt. „Wie soll das noch alles funktionieren? Unsere Preise stagnieren, aber die Produktionskosten steigen. Jeder normale Mensch weiß, dass dies auf Dauer nicht funktionieren kann“, so Bäck, der den elterlichen Hof vor fünf Jahren übernahm und eine Stiermast führt. Seitdem habe sich die Situation laut dem 28-Jährigen stark verschlechtert. „Für mich war es immer klar, dass ich den Hof weiterführen will. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich mir diese Entscheidung heute noch einmal durch den Kopf gehen lassen würde. Ich liebe meinen Beruf, aber es gibt Phasen, da fängt man an zu grübeln.“
Hohe Standards
Hinzu kommt die Konkurrenz aus dem Ausland, die den Markt mit Billigfleisch versorgt. „Wir in Österreich haben sehr hohe Standards, müssen aber zu Weltmarktpreisen produzieren. Andere Länder müssen bei weitem nicht so strenge Auflagen erfüllen, wie wir“, meint Josef Prechtl, Schweinemastbauer aus Andorf. Der ergänzt: „Die Europäische Union legt den Schweinepreis fest. Dass die Rohstoffpreise steigen, spielt eine Nebenrolle. Man kann es auch unternehmerisches Risiko nennen.“ Besserung ist nicht in Sicht, denn durch die NEC-Richtlinien stehen neue Verordnungen ins Haus. So müssen unter anderem in Zukunft die Jauchegruben vollständig abgedeckt werden und Jauche darf nur mehr per Schleppschlauch verteilt werden. So will es die Europäische Union. „Ammoniak entsteht bei der Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, sprich Gülle. Seitens EU lautet der Auftrag, dass dieser Ausstoß reduziert werden muss. Wir haben die Ziele noch nicht erreicht und deswegen gibt es verstärkte Anstrengungen. Wir möchten das über ein Anreizsystem schaffen und unterstützen hier in Form von Investitionsförderungen und geplanten Ausgleichszahlungen“, berichtet Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
AMA-Gütesiegel
Auch die Auflagen für das AMA-Gütesiegel werden angepasst. Jedoch nicht zum Vorteil der Landwirte. Mittermayr befürchtet, dass sich Bauern vom Gütesiegel abwenden könnten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass da alle mitmachen. Es könnte sogar sein, dass das AMA-Gütesiegel durch die ganzen Auflagen zerstört wird.“ Strengere Auflagen sind für Prechtl nicht das große Problem, doch es muss sich lohnen. „Wenn ich für mein Produkt einen fairen Preis bekomme, dann sind Auflagen kein Problem. Ein Problem wird es, wenn die Hürden mehr werden, der Preis aber gleich bleibt“, meint Prechtl.
Seelsorge-Ressort
Wie dramatisch die Situation bei den Landwirten ist, zeigt sich an der Idee der Landwirtschaftskammer, ein Seelsorge-Ressort einzuführen. „Wenn man plötzlich ein Seelsorge-Ressort für Landwirte installieren muss, so ist da bei mir Alarmstufe rot“, meint Mittermayr, die leise Kritik an den Bauern-Vertretern übt. „Die Wirtschaft verdient mit der Landwirtschaft. Landwirte arbeiten brav, das können sie. Wir haben es jedoch verabsäumt, unsere Interessen durchzubringen. Da müssen sich einige hinterfragen, ob sie alles getan haben, um uns bestmöglich zu vertreten.“
Herkunftskennzeichnung und Appell an Konsumenten
Dass einige Lebensmittelketten ab 2030 das Billigfleisch aus den Regalen räumen wollen, ist für Bäck, Prechtl und Mittermayr ein Schritt in die richtige Richtung. Doch damit ist es nicht getan. „Wir brauchen jetzt, dringender denn je eine Herkunftskennzeichnung. Der Konsument soll wissen, woher das Fleisch stammt“, meint Mittermayr. Diese soll laut dem LK-Präsidenten bald kommen. „Es braucht noch drei Verordnungen dazu – eine davon ist durch, zwei andere liegen im Gesundheitsministerium und sollten bald in die Begutachtung gehen, dann ehestmöglich nach Brüssel zur Verordnungsprüfung. Unser Wunsch ist, möglichst schnell, weil wir glauben, dass sich der Konsument für österreichische Qualität und Herkunft entscheiden wird“, so Waldenberger. Einen Appell an die Konsumenten richtet Bäck. „Am Ende entscheidet der Konsument, wo er beim Einkauf hingreift. Unsere Bitte wäre, dass Sie dabei auf Produkte setzen, die bei uns in Österreich produziert wurden.“
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