Brauerei Baumgartner plant Millionenprojekt - Flieher-Villa musste dafür weichen

Alexandra Dick, 19.12.2017 17:00

SCHÄRDING. Bis zu 20 Millionen Euro und damit die größte Investition in der Geschichte der Brauerei will Baumgartner Bier in den nächsten Jahren in den Standort Schärding stecken. Dafür musste nun die im Jahr 1870 erbaute Flieher-Villa, die sich im Besitz von Baumgartner befand, weichen. Diese Maßnahme löst bei vielen Schärdingern sowie dem Verschönerungsverein Entsetzen aus.

1 / 2 Ein architektonisches Prunkstück wurde für alle Zeit von der Schärdinger Stadtkarte gelöscht. Foto: Richard Armstark

“Viele Schärdinger Bürger und Besucher der Barockstadt sind entsetzt über den blitzartigen Abriss der schönen historischen Flieher-Villa neben dem Grafenauer Park“, erzählt Richard Armstark, Obmann des Verschönerungsvereins Schärding.

Abriss für Arbeitsplätze

„Das Gebäude und der Grund der Flieher-Villa standen zum Verkauf. Wir haben daher die Gelegenheit genutzt, weiter am Standort Schärding zu investieren. Wir planen die größte Investition in der Geschichte von Baumgartner Bier und werden in den nächsten Jahren rund 15 bis 20 Millionen Euro am Standort investieren“, rechtfertigt Gerald Kneidinger, Unternehmenssprecher der Firma Baumgartner Bier diese Maßnahme. Die Brauerei benötige neue Lager- und Logistikräumlichkeiten, die dem Stand der Technik entsprechen. „Damit wird es für die Anrainer leiser, wir werden im Handling effizienter“, sagt Kneidinger. Mit diesem Schritt habe sich das Unternehmen klar gegen eine Absiedlung oder einen Neubau außerhalb Schärdings ausgesprochen, um neue Arbeitsplätze in Schärding zu schaffen.

1870 erbaute Villa ist Geschichte

Täglich erreichen Armstark Anrufe, in denen er gefragt wird, wieso der Verschönerungsverein die Zerstörung der Villa, die 1870 von der Commune Schärding als Kleinkinder-Bewohnanstalt erbaut worden war, erlaubt habe. „Diesen Bürgern muss ich leider mitteilen, dass der Verschönerungsverein „Unser Schärding“ zum einen nicht gefragt wurde, außerdem steht es unserem Verein leider nicht zu, in solchen baurechtlichen Fällen eine Stellungnahme abzugeben“, sagt der Obmann des Verschönerungsvereins.

Nicht unter Denkmalschutz

Entscheidend sei in der ersten Bauinstanz stets der Bürgermeister. „Der Abriss wurde bei der Baubehörde angezeigt und nach Einbeziehung eines Bausachverständigen des Bezirksbauamtes haben wir den Abriss zur Kenntnis genommen. Da die Villa nicht unter Denkmalschutz steht, gibt es für die Baubehörde rechtlich keine Möglichkeit, nicht zuzustimmen“, gibt Stadtamtsleiterin Rosemarie Kaufmann Auskunft.

War der Abriss notwendig?

„Dass die Brauerei Baumgartner für ihr expandierendes Geschäft Ausdehnungsmöglichkeiten gesucht hat, ist dieser nicht zu verdenken“, zeigt Armstark Verständnis. „Trotzdem wird von vielen Schärdingern die Frage gestellt, ob denn dieser Abriss wirklich notwendig war.“ Der Verschönerungsverein sieht jetzt eine große Verpflichtung beim Eigentümer der Brauerei.

Verschönerungsverein fordert Mut zur Schönheit

„Dieser neue Bauplatz am Tor zu Schärding bietet für die erfolgreiche Brauerei eine hervorragende Möglichkeit, sich nicht nur als Brauer, sondern auch als Bauherr eine Goldmedaille zu verdienen. Die Schärdinger Bevölkerung und die Besucher der Stadt werden diese Medaille gerne vergeben“, richtet Armstark den Appell an den Bauherren, getreu dem Motto des kürzlich in Schärding gastierenden ORF-Moderators und Buchautors Tarek Leitner, Mut zur Schönheit zu beweisen. „Wir sind uns bewusst, dass wir hier als Leitbetrieb auch eine Verantwortung haben, dass unser Gebäude optisch etwas hergeben soll“, sagt Kneidinger. „Wir werden ein Gebäude errichten, das unseren Anforderungen entspricht und auch optisch gut in das Gesamtbild passen wird. Das ist auch unsere Vorgabe an die Architekten.“