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Mercosur-Freihandelsabkommen stößt auf wenig Gegenliebe

Omer Tarabic, 15.11.2023 13:45

  1 / 3   Das Mercosur-Abkommen könnte vor allem Österreichs Rinderbauern vor große Probleme stellen. (Foto: oberoesterreichische nachrichten/volker weihbold)

BEZIRK SCHÄRDING. Der Bauernbund und der Unabhängige Bauernverband lehnen ein mögliches Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und vier südamerikanischen Staaten strikt ab.

Auch wenn es momentan um das Thema Mercosur etwas stiller geworden ist, sind die Verhandlungen der EU mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) am Laufen. Eigentlich ist das Abkommen bereits seit dem Jahr 2019 fertig ausverhandelt – ausstehend ist noch dessen Ratifizierung. Diese verzögert sich besonders durch Frankreich, Österreich, aber auch andere EU-Länder, wegen der Diskussion über die Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Sozialstandards zum Schutz der europäischen Bauern. Der in naher Zukunft drohende Abschluss des Mercosur-Freihandelsabkommens würde sich laut einer Presseaussendung des Bauernbundes besonders auf die europäische Landwirtschaft und die Konsumenten mit vielen negativen Folgen auswirken.

Doppelmoral

„Seitens der EU ist hier eine Doppelmoral zu erkennen. Denn auf der einen Seite werden die europäischen landwirtschaftlichen Produktionsstandards ständig nach oben geschraubt, auf der anderen Seite scheint es aber egal zu sein, unter welchen Bedingungen Lebensmittel in Drittstaaten erzeugt werden. Gerade unsere österreichischen bäuerlichen Familienbetriebe können angesichts der weltweit höchsten Produktionsstandards da nur schwer mithalten“, betont OÖ Bauernbund-Landesobfrau Michaela Langer-Weninger und ergänzt: „Corona gehört Gott sei Dank der Vergangenheit an. Die Systemrelevanz der Landwirtschaft scheint allerdings bereits wieder in die Geschichtsbücher verbannt worden zu sein. Darum setzen wir uns als stärkste agrarpolitische Interessenvertretung für die Bauern und eine dauerhafte Versorgungssicherheit Österreichs ein.“

Absage erteilt

Ende September erteilten die Mercosur-Staaten den europäischen Forderungen, wie etwa Arbeitnehmerrechte, Schutz von Ureinwohnern, Maßnahmen gegen illegale Regenwaldrodungen und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, eine Absage. „Es ist für mich befremdlich, dass die Mercosur-Länder auf keinerlei EU-Forderungen eingehen wollen. Ganz im Gegenteil: Die Mercosur-Staaten wollen Förderungen aus der EU für die Einhaltung etwaiger Umweltauflagen erhalten. Das ist schon etwas dreist und besonders für unsere Bauern ist diese Entwicklung mit Sorge zu betrachten“, erklärt Langer-Weninger. Sorgen bereitet ein möglicher Mercosur-Deal auch Peter Gumpinger, Schärdings Bauernbund-Bezirksobmann. Für ihn wäre das Mercosur-Freihandelsabkommen für Österreichs Landwirte eine Katastrophe. „Wie sollen unsere eher kleinen Familienbetriebe mit den großen Farmen in Argentinien oder Brasilien mithalten? Für mich wären unsere Bauern klar im Nachteil“, meint Gumpinger.

UBV lehnt Abkommen ab

Nicht nur der Bauernbund lehnt das Abkommen ab, auch der Unabhängige Bauernverband spricht sich klar gegen den Deal aus. Durch das Abkommen würden laut dem Sighartinger Johann Großpötzl, Organisationsreferent des UBV, vor allem die Importe von Rindfleisch und Zucker stark zulegen und den europäischen Markt überfluten. Laut ihm könnten durch den Deal jedoch nicht nur die Rinderbauern, sondern auch die Schweinebauern vor große Probleme gestellt werden. „In diesen südamerikanischen Ländern sind auch im Schweinesektor große Investitionen geplant, deshalb wird in zwei bis drei Jahren auch die Schweineproduktion davon betroffen sein.“

Unterschiedliche Standards

Für Großpötzl seien vor allem die Unterschiede bei den sozialen Standards und Produktionsbedingungen bzw. -auflagen zu groß. „Unsere Bauern könnten mit den Preisen nie mithalten. Die Einzigen, die vom Deal profitieren würden, wären die Auto- beziehungsweise Landmaschinen-Industrie.“


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