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Von schüchternen "Dirndl" zum "Wirbelwind": Melissa Naschenweng im Interview

Katharina Vogl, 13.01.2019 18:08

LOHN. Schlagersängerin Melissa Naschenweng hat sich angekündigt - rund um die kleine Ortschaft Lohn herrschte an diesem Freitagabend im November Ausnahmezustand. Tips hat die sympathische 28-Jährige zuvor in einer benachbarten Gaststätte zum Abendessen getroffen.

Bodenständig, ohne jegliche Starallüren zeigte sich Melissa Naschenweng beim Interview; Foto: KaVo
  1 / 2   Bodenständig, ohne jegliche Starallüren zeigte sich Melissa Naschenweng beim Interview; Foto: KaVo

Mit einem energiegeladenen „Grias eich“ betritt Melissa Naschenweng den Raum. Die junge Sängerin kommt gerade vom Soundcheck in der Disco Lohn zurück, noch ein paar Stunden bis zu ihrem Auftritt, die sie unter anderem für ein gemeinsames Abendessen mit ihrem Team nutzt. Auch eine Abordnung des Benefizvereins Waldhausen freut sich auf ein Meet and Greet mit Melissa.

Schon sitzt sie an unserem Tisch und bestellt eine Kaspressknödelsuppe und einen Salat. „Ich muss ja versuchen, fit zu bleiben, sonst packt man das nicht“, erklärt sie. So hat sie neben 19 Auftritten im September das neue Album eingesungen, war dazu sechs Tage im Studio und eilte nebenher von Flieger zu Flieger.

Neues Album „Wirbelwind

„Vorgestern habe ich mein letztes Lied für das neue Album 'Wirbelwind' eingesungen“, schmunzelt Melissa. Dieses erschien nun mit 11. Jänner 2019. Es ist wild und rockig, aber gleichzeitig sind es sehr heimatverbundene, erdige Texte, die gerne auch mit einem Augenzwinkern verbunden werden, meint die 28-Jährige. So wie etwa „Gott is a Dirndl“. Auch dem Schutzengerl widmete sie ein Lied. „Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, dann muss man echt dankbar sein, wenn man wieder gut ankommt.“

Viele Eigenkompositionen warten auf ihre Fans, „jede Zeile, die ich singe, meine ich auch genauso“. Zeit ihre Lieder zu schreiben, findet sie während der langen Autofahrten. „Ich könnte zwar immer reden, das will ich aber meinem Chauffeur nicht antun“, lacht sie in ihrer ungezwungen lockeren Art. So habe sie „Vergelt's Gott“ im Auto geschrieben, auch als Dank, für all das was sie gerade erleben darf. „Ich habe so ein Glück, wir hatten nun dreimal hintereinander in den Discotheken Einlassstopp, noch vor vier Jahren musste ich mir einen Spritzer reinziehen, damit ich mich traue, überhaupt wem in die Augen zu schauen“, lacht Melissa. In den letzten Jahren hat sie eine enorme Entwicklung erlebt.

Schüchtern, mit Lampenfieber

Melissa Naschenweng kommt aus dem kleinen Ort Birnbaum im Lesachtal, diesen zu verlassen, schien ihr früher unmöglich. Die Musik, vor allem ihre Harmonika, haben es ihr angetan, nicht allerdings die Tatsache, vor Publikum aufzutreten, zu groß waren ihre Schüchternheit und das Lampenfieber.

Dann aber kam das entscheidende Schlüsselerlebnis, das Angebot für Audi in Shanghai zwei Wochen lang bei Präsentationen zu spielen. Die Angst saß Melissa im Nacken, dazu kam eine Heidenangst vorm Fliegen und nicht zuletzt schien das Heimweh schon vor dem Start unerträglich zu sein. Ihr Papa, selbst leidenschaftlicher Musiker beim Wolayersee Echo, aber meinte zu der damals 20-Jährigen: „Irgendwann kommt der Punkt im Leben, wo man sich überwinden und abnabeln muss“. Mit dem sicheren Gefühl, ihrem Papa das nie verzeihen zu können, stieg sie das erste Mal in ihrem Leben alleine in den Flieger, um die ganze Reise „durchzuplärren“, das Essen wurde nicht angerührt, auf den flehender Anruf zuhause, sie wieder heimzuholen, gab ihr ihre Mama den Rat ein Lied zu schreiben. „Heimweh ist nun auf meiner CD „Kunterbunt“ zu finden“, schmunzelt Melissa.

Dann kam der Tag des ersten Auftrittes in Shanghai, „ich bin mit meiner Ziehharmonika auf den Tisch und zwei Lieder später wusste ich, für mich gibt es nichts anderes mehr als Musik“, strahlt Melissa. Heimgekehrt ist sie mit rotem Lippenstift, Sonnenbrille und einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein. Ihre Familie erkannte sie kaum wieder, sie schmiss ihr Jus-Studium und widmete sich ganz der Musik. „Hätte ich dieses Erlebnis in Shanghai nicht gehabt, wäre ich sicherlich nie Musikerin geworden“, zeigt sie sich heute dankbar.

Karriere ging steil bergauf

Von da an ging es steil bergauf, ihre pinke Harmonika samt pinker Lederhose wurden zu ihrem Markenzeichen „auch wenn die Auftritte anfangs noch schlecht waren, sie kamen von Herzen. Ich bin kein Fan von Perfektionismus, deswegen ist es mir oft lieber, es geht ehrlich etwas daneben“, schmunzelt Melissa. Immer mit dabei: Die volkstümlichen Lieder von ihrem Opa, denn dieser meinte zu ihr: „Egal wo du bist, vergiss nie deine Wurzeln“. Und die sind der jungen Sängerin unglaublich wichtig.

Das letzte freie Wochenende ist lange her, fünf Stunden Schlaf am Tag müssen derzeit reichen. „Ich gondle von einem Termin zum anderen, oft stellt sich natürlich die Frage, wie ich das heute wieder schaffen soll. Aber kurz vor dem Auftritt legt sich bei mir der Schalter glücklicherweise um“, lacht die Sängerin. Statt Meditation setzt Melissa Naschenweng kurz vor ihren Konzerten auf Liegestütze als Motivationsschub. Und dann gibt es nur mehr eines, 150 Prozent volle Bühnenpräsenz. Den Kontakt auch hinterher zu ihren Fans zu pflegen, ist ihr sehr wichtig. Angekommen im Hotelzimmer schaut sie sich den Auftritt - ähnlich wie die Videoanalyse beim Skifahren - nochmals an.

Melissa kommt wieder

Für 2019 sind schon über 100 Auftritte im Kalender, dazu kommt noch die Albumpräsentation, „ich möchte in ein paar Bundesländern eine Heubodenparty machen“, verrät sie. Am 2. März 2019 wird sie ein weiteres Mal nach Lohn kommen und im Frühjahr 2020 vielleicht sogar einmal mehr das Benefizkonzert in Waldhausen beehren.


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