Interview: „Ich bin mit Leib und Seele Autorin“
ST. CHRISTOPHEN. Ob als Schauspielerin, Regisseurin oder Autorin – Theresa Prammer fühlt sich in mehreren künstlerischen Sparten zu Hause. Nun hat sie mit „Wiener Totenlieder“ ihren ersten Kriminalroman im Ullstein-Verlag veröffentlicht. Tips bat sie zum Interview.
Frau Prammer, wann haben Sie zu schreiben begonnen? Das Geschichtenerzählen ging schon sehr früh los, ab dem Zeitpunkt, als ich lesen konnte. Ich habe Bücher verschlungen. Und ziemlich bald habe ich meine eigenen Bilderbücher gemacht. Was fasziniert Sie am Schreiben? Dasselbe, was mich schon als Kind fasziniert hat: Geschichten zu erzählen. Dazu kommt das „in Personen hineinschlüpfen“, zu erforschen, wieso tut eine Figur das und das? Wie entwickelt sie sich, was macht die „Geschichte“ mit ihr? Schreiben ist für mich eine unglaublich spannende Tätigkeit. Warum Kriminalliteratur? Da wären wir einerseits wie der bei der Spannung. Der Krimi bietet mir eine wunderbare Struktur, an die ich mich halten kann. Es gibt die Opfer und den Täter – und am Schluss muss man wissen, wer es war. Dazwischen ist genügend Platz, um den Figuren auf ihren Wegen zu folgen. Schauplatz von „Wiener Totenlieder“ ist die Opernwelt – was fasziniert Sie daran? Als Schauspielerin habe ich schon in etlichen Musikproduktionen mitgespielt. Auch wenn ich nie gesungen habe, war für mich der Druck, den Opernsängerinnen und Sänger bei einer Vorstellung haben, sehr spürbar. Die Stimme muss funktionieren, man muss richtig mit dem Orchester einsetzen – das kommt alles noch zur normalen Szene, die man spielt, dazu. Wahrscheinlich wirkt deshalb die Opernwelt ein bisserl „heiliger und unantastbarer“ als das Theater. Und genau in diese scheinbare Idylle einen Serienmörder zu schicken, der während den Vorstellungen seine Opfer live vor Publikum und spektakulär sterben lässt, hat mich fasziniert. Wie lässt sich Ihre Kaufhausdetektivin Carlotta Fiore beschreiben – was ist sie für ein Typ? Carlotta ist eine Antiheldin, sie hat ihre Ecken und Kanten. Dahinter verbirgt sich eine verletzliche junge Frau, die einiges miterlebt und vor allem überlebt hat. Sie versteckt ihre Trauer und ihre Verletzungen hinter einer coolen Fassade und einem großen Mundwerk. Eigentlich wollte, oder besser sollte Carlotta eine so erfolgreiche Opernsängerin werden, wie ihre weltberühmte Mutter. Doch diese Fußstapfen waren zu groß und nun kehrt sie als Under-Cover-Ermittlerin an den Ort, wo ihre Mutter die größten Triumphe gefeiert hat. Und dort trifft Carlotta auf einige alte Bekannte, was die Arbeit für sie nicht gerade leicht macht ... Welche Bücher lesen Sie persönlich sehr gerne? Ich lese alles gerne - jedes Genre. Na gut, blutrünstigen Horror vielleicht nicht, da ich immer vor dem Schlafengehen lese. Zurzeit gibt es bei mir zur Recherche für den zweiten Teil der Wiener Totenlieder sehr viel Literatur von Kriminalpsychologen und forensischen Psychiatern. Danach muss ich noch immer ein paar Seiten aus einem lustigen Roman lesen, quasi als Beruhigungsmittel.
Sie sind in mehreren künstlerischen Sparten zuhause. Wo fühlen Sie sich am wohlsten – als Schauspielerin, Regisseurin oder Autorin? Ich liebe unsere Komödienspiele Neulengbach, mein Mann Joseph und ich haben damit vor neun Jahren begonnen und im Laufe der Jahre sind sie immer mehr gewachsen. Dort spiele und arbeite ich wahnsinnig gern, es ist ein echtes Herzensprojekt und die Begeisterung des Publikums und der Gemeinde lässt uns immer sehr dankbar und glücklich zurück. Ansonsten bin ich mit Leib und Seele Autorin. Schreiben ist für mich das Schönste und ich trage sehr viele neue Buchprojekte in meinem Kopf spazieren. Wie lange schreiben Sie durchschnittlich an einem Buch? Ich würde sagen vom ersten Wort bis zu dem Punkt, an dem das Buch gedruckt werden kann, dauert es ein Jahr. An der ersten Fassung schreibe ich sicher am längsten, so vier, fünf Monate. Die zweite Fassung dauert zwei Monate. Und die kleineren Überarbeitungen noch mal einen Monat. Dazwischen lesen es immer wieder meine Lektorin und auch einige Testleser. Wie darf man sich Ihren Schreibprozess vorstellen? Neunzig Prozent schreibe ich zu Hause. Das ist mir am liebsten, da über meinem Schreibtisch hundert bunte Post-Its kleben, auf denen für den Roman wesentliche Eckpunkte und Informationen stehen. Ich schreibe aber auch gerne im Zug, im Hotelzimmer oder in der Theatergarderobe. Das Wichtigste beim Schreiben ist für mich die Disziplin. Es gibt da niemanden, der sagt, Theresa, du musst von 9 bis 18 Uhr beim Schreibtisch sitzen, sonst gibt“s Ärger. Da gibt es nur den Abgabetermin fürs Manuskript. Also muss ich selber diese Chefin sein, die mich bei der Arbeit sehen will. An manchen Tagen klappt das ganz gut. An anderen brauche ich Bestechung (in Form von Schokolade oder köstlichem Kaffee aus einer kleinen Rösterei in Neuengland). INFOS ZUM BUCH:
Wiener Totenlieder Gebundene Ausgabe: 384 Seiten Verlag: Marion von Schröder Sprache: Deutsch ISBN-10: 3547712092 ISBN-13: 978-3547712094 Inhalt: Morde im Wiener Opernhaus – die Polizei ist machtlos und bittet Kaufhausdetektivin Carlotta Fiore um Hilfe. Die ist nicht nur gescheiterte Opernsängerin, sondern auch die Tochter der weltberühmten Sopranistin Maria Fiore. Lotta lässt sich als Statistin in die Oper einschleusen. Ihr zur Seite steht Konrad Fürst, ehemaliger Kriminalkommissar, der sich als Clown durchschlägt, seit seine Tochter verschwunden ist. Doch der Mörder lässt sich nicht aufhalten – sein nächstes Ziel: Lotta Fiore.
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