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Weltenbummler Sepp Kaiser zeigt Bilder über seine spektakuläre Reise durch alle Länder der Welt

Thomas Lettner, 12.07.2017 12:00

ST. PÖLTEN. Weltenbummler Sepp Kaiser besuchte von 1985 bis 1995 in einer durchgehenden Reise alle 192 damals bei der UNO gelisteten Staaten der Erde. Beim Bergfilmfestival am 10. August präsentiert der 55-Jährige seine preisgekrönte Live-Audiovisionsshow über das zehneinhalbjährige Abenteuer, das ihm 1996 einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde brachte.

  1 / 7   Sepp Kaiser zeigt seine Audiovisions-Show beim Bergfilmfestival am 10. August im Cinema Paradiso. Foto: Thomas Lettner

Eigentlich hätte alles ganz anders kommen können. Sepp Kaiser sollte ursprünglich den elterlichen Bauernhof in Wilhelmsburg übernehmen. Schon als Jugendlicher war ihm aber bewusst, dass er sich nicht ewig an einen Ort binden und seinen Traum, die weite Welt zu sehen, in die Tat umsetzen wird. „Mir war schon in der Pubertät klar, wenn ich einmal auf eigenen Füßen stehe, haue ich mich über die Häuser“, sagt Kaiser, der heute als Reiseleiter für Raiffeisen Reisen arbeitet.

Gitarre als treuer Begleiter

Als Sepp Kaiser zwölf Jahre alt war, bekam die Familie Besuch von einem Onkel aus Kanada. Kaiser versprach ihm, ihn irgendwann zu besuchen. Dieses Versprechen löste er 1982 mit 19 Jahren ein. Nach seiner Tischlerlehre arbeitete er auf Montage und legte sich etwas Geld auf die Seite. Dann brach er per Moped auf seine erste Reise auf, die ihn durch Europa nach Kanada führte. „Meine Eltern waren damals total aus dem Häuschen“, erinnert sich Kaiser zurück. „Sie sind selber nie gereist und konnten nicht verstehen, dass ich meinen Job, mein Auto und mein ganzes Leben hinschmeiße und weggehe.“ Auf der Reise hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Ein treuer Wegbegleiter war stets eine Gitarre, mit der er in Pubs oder als Straßenmusiker auftrat.

Zweite Reise mit der kanadischen Freundin

Da der älteste Bruder Johann mitteilte, dass er heiraten wird, kehrte Kaiser schließlich im Mai 1983 nach Österreich zurück. Kaiser hatte in Kanada eine Mädchen namens Laura kennengelernt, mit der er nur zwei Monate später zu seiner zweiten großen Reise quer durch Europa aufbrach. Den Eltern von Sepp Kaiser fiel der Abschied dieses Mal schon leichter, dennoch hatte die Reise auch ihre Nachteile. „Ich reiste dieses Mal zu zweit, konnte daher nicht so leicht irgendwo wild schlafen und hatte nicht so viel Kontakt zu den Einheimischen. Die Beziehung mit Laura ging dann auch in die Brüche“, erzählt Kaiser. Die Reise endete, als dieses Mal Bruder Karl ankündigte, vor den Traualtar zu treten. Doch mit den Reisen verhielt es sich ähnlich wie bei Max und Moritz: auf den zweiten Streich sollte auch noch ein dritter folgen.

Als Kellner in Japan

Wieder zurück in der Heimat merkte Kaiser bald, dass er wieder alten Gewohnheiten verfiel. Da er sich aber immer noch nicht sein großes Ziel erfüllt hatte, rund um die ganze Welt zu reisen, packte er an einem kalten Februartag 1985 seinen Rucksack und machte sich auf Richtung Süden. Die Reise, die ursprünglich für zwei Jahre geplant war, entwickelte sich zu Kaisers zehneinhalbjähriger Tour durch alle 192 damals von der UNO anerkannten Staaten der Erde. „Mein Slogan war „Wohin der Wind mich weht“. Es war eine wahnsinnige Freiheit, die ich damals gelebt habe“, schwelgt Kaiser in seinen Erinnerungen. Über Kroatien, Italien und Griechenland ging es nach Israel und Ägypten weiter nach Asien, wo er drei Jahre hängen blieb. Wie auch bei den beiden vorangegangenen Reisen reiste Kaiser tausende Kilometer zu Fuß oder per Autostopp und nahm Gelegenheitsjobs an. Er arbeitete beispielsweise als Bauleiter in Bangladesch, Kiwipflücker in Neuseeland oder als Kellner in Japan.

Ultimatum von Bruder Thomas

Nach etwa fünf Jahren lernte Kaiser in der Südsee deutsche Rucksack-Touristen kennen, die ihm von ihrem Plan, in alle Länder der Welt zu reisen, erzählten. „Das ist verrückt“, dachte sich Kaiser, wurde dadurch aber zu der Idee inspiriert, alle Länder Süd- und Nordamerikas zu bereisen. Nach etwa acht Jahren entschloss er sich, gleich auch die restlichen Länder der Welt mitzunehmen, was noch nie jemand zuvor gemacht hatte. Die Aufenthalte waren unterschiedlich lang. „In Ländern wie Somalia oder Afghanistan habe ich nur hineingeschnuppert, weil es zu gefährlich war“, sagt Kaiser. Als Beweis für seine Anwesenheit dienten Einreisestempel, Tagebücher und Briefe. Aber auch bei der dritten Reise war es ein heiratswilliger Bruder, der das abtrünnige Familienmitglied 1993 zurück in die weitentfernte Heimat rief. „Mein Bruder Thomas gab mir  zwei Jahre, um meine Reise zu beenden. Ich musste versprechen, 1995 zurück zu sein“, berichtet Kaiser. Zum ersten Mal während seiner ganzen Reise sah sich der Weltenbummler mit einem „Leben danach“ und einem Zeitlimit konfrontiert. Schließlich fehlten Kaiser noch Länder wie Nord Korea oder Bhutan, wo es schwer fiel, Visa zu bekommen. Doch Kaiser schaffte das Kunststück und nagelte bei seiner Rückkehr seinen Rucksack demonstrativ an das Stadltor des elterlichen Bauernhofs.

Multimedia-Vortrag umfasst mehrere Themenbereiche

Obwohl Kaiser während seiner langen Reise Großteils nette und hilfsbereite Menschen kennenlernte, musste er auch kritische Momente überstehen. „In China wurden mir in einem Zug mit Schlafmitteln versetzte Kekse gegeben und das Geld und der Pass gestohlen“, erzählt er. In Nairobi (Kenia) wurde Kaiser drei Monate vor der Rückkehr von Dieben mit Messer und Pistole attackiert. Kaiser erlitt dabei eine Stichwunde, die sich später entzündete, schaffte es aber, die Angreifer selbst abzuwehren. Die Rückschläge der langen Reise sind wie die Landschaften und das Autostoppen ein wichtiger Themenbereich des Multimedia-Vortrags beim Bergfilmfestival. Zu sehen ist der Vortrag am 10. August, 21 Uhr, im Cinema Paradiso. Die Themenbereiche umfassen Erlebnisse in den Dschungelgebieten, den Inselwelten, den Wüstengebieten, Feste, Rückschläge, Autostopp, Jobs, Antarktis, Erlebnisse auf den Bergen und ein Resümee.


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