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Drum and Bass-Stars "Camo & Krooked" spielen Tracks ihres neuen Albums "Mosaik" am Beatpatrol 2017

Thomas Lettner, 22.09.2017 14:30

ST. PÖLTEN. Die beiden DJs Reinhard Rietsch aus Salzburg und Markus Wagner aus Lilienfeld haben sich in der Drum and Bass-Szene als Duo „Camo & Krooked“ international bereits einen Namen gemacht. Als einer der Headliner beim Beatpatrol-Festival am 25. Oktober am Gelände des VAZ St. Pölten spielen sie auch Tracks ihres neuen Albums „Mosaik“, das im Juni erschienen ist.

Reinhard Rietsch (l., Camo) und Markus Wagner (Krooked) lernten sich zu Silvester 2006/07 im Warehouse St. Pölten kennen. Foto: Thomas Unterberger

Tips: Wo habt ihr euch kennengelernt?

Markus (Krooked): Reini hat zu Silvester 2006 auf 2007 in St. Pölten gespielt. Er wurde gebucht, weil er als semiprofessioneller Skateboarder beim restart-Sk8-Contest mitgefahren ist. Eines der Jurymitglieder, der auch für das Warehouse St. Pölten arbeitet, hat Reini gebucht. Ich war zu Silvester dort, hatte aber von Reini - also von Camo - noch nie etwas gehört. Ich war ziemlich begeistert, weil er nur eigene Musik gespielt hat. Das machen eigentlich die wenigsten im Drum and Bass. Im Backstage-Bereich habe ich ihn darauf angesprochen. Dadurch, dass ich selber produziert habe, haben wir gesagt, dass wir versuchen, irgendwann gemeinsam einen Track zu machen. Das haben wir dann auch gemacht. Der Track wurde sehr gut supportet, er lief auch auf BBC - Radio 1 in England. Kurz darauf beschlossen wir, mehr miteinander zu machen. 2009 haben wir unsere Solo-Karrieren komplett an die Wand genagelt. Das war sicherlich die beste Entscheidung für uns, nicht nur von der Karriere her, sondern auch persönlich. Gemeinsam reisen und gemeinsam Musik machen macht einfach viel mehr Spaß. Auf der anderen Seite ist geteiltes Leid halbes Leid.

Was habt ihr vorher beruflich gemacht?

Reinhard (Camo): Ich komme aus Salzburg und habe Kommunikationswissenschaften studiert. Für den Bachelor habe ich sechs Jahre gebraucht, weil ich mir viel Zeit gelassen habe. Ich bin viel Skateboard gefahren und habe viel Musik gemacht. Keiner hat es geglaubt, aber zu irgendwas war es dann doch gut. Dann habe ich den Markus kennengelernt. Wir haben gemeinsam viel Musik gemacht. Dann bin ich nach Wien gezogen. Ich habe Glück gehabt, so richtig gearbeitet außer in Ferialjobs habe ich bis jetzt noch nicht. Ich muss aber auch sagen – das was wir jetzt machen, übersteigt eine 40 Stunden-Woche bei weitem. Es ist schon sehr anstrengend, wir nehmen es sehr ernst und arbeiten sehr viel. Wenn das Album fertig ist, fängt dann das Touren wieder an und die ganze Alben-Promotion. Es ist ein Traumjob, den viele Leute machen wollen. Deswegen muss man dankbar sein, es so weit geschafft zu haben.

Markus: Ich habe an der TU Wien Medientechnik studiert, habe aber nach drei Semestern aus Zeitgründen abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon unser zweites Album draußen, das ein halbes Jahr später bei einem großen Label veröffentlicht werden sollte. Da wusste ich, das ist meine Zukunft. Musik geht für mich bei fast allem voran. Musik ist meine Religion, auch wenn es oft sehr stressig ist, aber es ist ein positiver Stress.

Reinhard: Wir haben auch schon sehr harte Zeiten hinter uns und waren nahe am Burnout. Am Anfang war auch das Service nicht so gut. Wir sind für den Mindestlohn eines DJs gebucht worden und flogen von einem Gig zum nächsten. Jetzt haben wir eine super Agentur und einen guten Manager. Das nimmt einem die ganze Last von den Schultern.

Wo hat die elektronische Musik ihre Wurzeln?

Markus: Elektronische Musik gibt es schon ewig lange. Die Vorreiter waren zum Beispiel Kraftwerk, Seed oder Steve Reich. Irgendwann ist alles zu dem verschmolzen, das es heute ist. Die Disco-Bewegung wurde irgendwann zu dieser House- und Detroit Techno-Szene oder zu Chicago House und so weiter. Viel kommt aus dem afroamerikanischen Bereich, der immer der Vorreiter ist für innovative Musik.

Reinhard: Explodiert ist die elektronische Musik eigentlich durch die digitale Evolution. Jeder 12-Jährige hat heute mit seinem Handy mehr Möglichkeiten, Musik zu machen, als einer vor 40 Jahren mit einem Budget von 50.000 Euro. Heute kann man über YouTube Tutorials anschauen und die Sample Packs werden auch immer besser. Deswegen ist die Szene auch sehr groß geworden.

Markus: Generell muss man sagen, dass elektronische Musik mit akustischer Musik sehr stark verschmolzen ist. Früher sind alte Jazz- oder Funkbreaks gesampelt worden. Das war der Ursprung des Drum and Bass, der Ende der 80er Jahre aus London kam und seitdem viele Phasen durchschritten hat. Wir versuchen, allem unseren eigenen Touch zu geben, was für viele gar nicht mehr Drum and Bass ist, sondern ein Hybrid aus Tech-House und weiteren Genres.

Reinhard: Man kann unsere Musik schwer schubladisieren, weil es komplett auf den Track ankommt. Der gemeinsame Nenner ist aber das Drum and Bass-Tempo.

Ihre seid jetzt schon Weltstars und auf dem ganzen Globus unterwegs. Wie unterscheidet sich die elektronische Szene beispielsweise in den USA mit der in Europa?

Markus: Die amerikanische Elektronik-Szene ist ganz anders als die europäische. Die Europäer sind oft die Vorreiter was Trends anbelangt. Die Amerikaner konsumieren das und spucken es auf ihre Art und Weise wieder aus. Diese riesigen Festivals wie TomorrowWorld oder das Alta Music Festival sind Festivals von großen Investoren, die gesehen haben, dass man mit elektronischer Musik Geld machen kann. Das ist finanzierte Massenabfertigung. Natürlich gibt es auch die Clubs mit dem Untergrund wie in Europa, aber niemals so viele und niemals so eine große Szene. Der Großteil der Amerikaner geht auf die Festivals wegen „PLUR“, das für „Peace Love Unity Respect“ steht. Die kennen oft die Acts gar nicht, wollen aber feiern und diesen Festival-Hype inhalieren. In Europa muss man als Veranstalter oder als Club-Promoter aber ein gut organisiertes Line Up haben.

Wie macht ihr eure Musik?

Markus: Wir komponieren alles selbst. Wir verwenden keine Samples, wir recorden Instrumente und perkussive Sachen selbst. Alles, was uns unterkommt, wird aufgenommen und irgendwie verwurschtelt.

Reinhard: Man programmiert großteils Emulationen. Das heißt, statt zum Beispiel auf einem echten Piano zu spielen, nimmt man jeden Ton in jeder Stärke auf dem Computer auf. So programmiert man viele verschiedene Instrumente. Man kann schon fast alles emulieren.

Markus: Das ist aber oft schwieriger, als etwas normal aufzunehmen. Es gibt wie gesagt schon sehr viele Sample Packs zum Runterladen, aber davon halten wir nur wenig. Wir machen alles selbst, weil die Musik so einen persönlicheren Sound hat. Das geht nur durch Experimentieren und durch Verwursten von eigenen Sounds.

Was könnt ihr zu eurem neuen Album sagen, das am 23. Juni erschienen ist?

Markus: Das Album heißt „Mosaik„ und ist unser viertes Studioalbum. Das letzte Album war „Zeitgeist“ von 2013. Mosaik ist eine logische Weiterentwicklung im musikalischen Sinne. Es klingt erwachsener, ist aber trotzdem noch verspielt. Mosaik basiert hauptsächlich auf Drum and Bass. Auf diesem Sound-Bett haben wir uns so weit ausgebreitet wie möglich. Eine große Änderung ist, dass wir auf dem Album begonnen haben, Texte zu schreiben und auch selbst zu singen. Das Album beinhaltet 17 Tunes, nur zwei davon sind nicht auf Drum and Bass-Tempo.

Wie wichtig ist für euch St. Pölten als Auftrittsort?

Markus: St. Pölten hat über 50.000 Einwohner, hat aber zwei Festivals und viele Großveranstaltungen und auch eine gute Drum and Bass-Szene. Es gibt Kuratoren wie Norbert Bauer - den „Warehouse-Pauli“ - oder Christian Lakatos und auch sehr viele Drum and Bass-Produzenten, die auf dem internationalen Parkett mithalten. Sehr wenige Kleinstädte haben so eine reiche Musikszene, deswegen ist es immer ein Ansporn für junge Künstler, in der Szene St. Pölten involviert zu werden.


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