SANKT PÖLTEN. Beziehungsprobleme, Einsamkeit, psychische Erkrankungen - diese und andere Themen stehen im Zentrum der klassischen Telefonseelsorge, in deren Rahmen auch die Online-Beratung immer mehr an Bedeutung gewinnt.
„Die Trennung ist für mich so schrecklich, dass ich nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll …“ So oder so ähnlich beginnen Mails an die Online-Beratung der Telefonseelsorge. Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem Alltagsmedium entwickelt. Dem trug jetzt auch die österreichische Telefonseelsorge bei einem dreitägigen Kongress im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt mit Bischofsvikar Franz Schrittwieser, der in der Diözese für Kategoriale Seelsorge zuständig ist, Sepp Winklmayr, Direktor der Pastoralen Dienste sowie dem St. Pöltner Bürgermeister Matthias Stadler Rechnung. Angedacht sei es auch, eine Chat-Beratung einzuführen.
70 Telefonseelsorger70 erfahrene ehrenamtliche Telefonseelsorger aus ganz Österreich, die eine Zusatzausbildung in Online-Beratung absolviert haben, stehen als „Schreibpartner“ zur Verfügung. Spätestens innerhalb von 48 Stunden erfolgt eine Antwort. Die Online-Beratung der Telefonseelsorge kann keine Therapie ersetzen, doch: „Schreiben tut der Seele gut“, so Irmgard Bayrhofer, die Organisatorin der Tagung in St. Pölten. Ein verschlüsseltes webbasiertes System garantiere absolute Anonymität und Datensicherheit für die Klienten. „Das System funktioniert wie ein Postkasten, in den „Briefe“ hineingelegt und wieder herausgeholt werden“, so Bayrhofer.
Knappe 1700 Kontakte im Vorjahr2014 gab es laut Bayrhofer 1681 Kontakte österreichweit mit einer Beratungsdauer, diese Zahl sei bereits in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei Weitem übertroffen worden. „Die Hauptaltersgruppe sind die 21- bis 25-Jährigen – zwei Drittel davon waren weiblich. Die wichtigsten Themen sind Beziehungsprobleme, Einsamkeit und psychische Erkrankungen“, so die Organisatorin. Online-Beratung werde vorwiegend von Klienten genutzt, die aufgrund besonderer Themen den Schutz der Anonymität benötigen, um ihre Probleme offen kommunizieren zu können und die schon im Netz unterwegs sind und ein schnelles Ventil für ihre Befindlichkeit suchen.
Virtuelles TagebuchRatsuchende nutzen laut Bayrhofer das Mailen häufig als eine Art virtuelles Tagebuch, das antwortet. „Oft findet beim Aufschreiben schon ein Prozess der Verarbeitung statt. Beim Mailen entsteht Nähe durch Distanz. Diese Distanz bewirkt, dass gesellschaftlich tabuisierte und schambesetzte Themen, wie z.B. Fragen zur eigenen Sexualität, der eigene Umgang mit Gewalt, die Angst vor dem Sterben, selbstverletzendes Verhalten, fragen der Körperhygiene oder Geschlechtskrankheiten leichter benannt werden können. Ratsuchende beschreiben häufig, dass sie über Probleme schreiben, die sie selbst am Telefon niemandem anvertrauen würden“, erklärt Bayrhofer.
Telefonseelsorge Die Telefoneelsorsge ist unter der Notrufnummer 142 - ohne Vorwahl - Tag und Nacht erreichbar. Für die Anrufenden entstehen keine Kosten. Die Anrufe scheinen nicht in der Telefonrechnung auf. Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge begegnen allen Anrufenden mit Respekt und Wertschätzung, unabhängig von religiöser, politischer oder ideologischer Anschauung.
Telefonseelsorge: Notrufnummer 142
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