
ST. PÖLTEN. 1154 der 5000 Mitarbeiter der Kika/Leiner-Gruppe wurden vergangenen Freitag beim AMS zur Kündigung angemeldet. Bis Jahresende soll der Personalabbau über die Bühne gehen. In der Zentrale in St. Pölten sollen insgesamt 96 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Dabei hatte Gunnar George, der mittlerweile beurlaubte Geschäftsführer von Kika/Leiner, in einer Presseinformation vom 15. Juni den Erwerb durch die Signa-Gruppe noch sehr positiv kommentiert. „Mit großer Freude können wir bekannt geben, dass das von der Signa Gruppe gelegte Angebot von der Steinhoff Gruppe angenommen und in den nächsten Tagen alle Verträge abgestimmt und fixiert werden. Die kapitalstarke Signa habe mit der erfolgreichen Sanierung von Karstadt die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen bewiesen und werde den Anfang des Jahres begonnenen Restrukturierungsprozess als Garant weiter unterstützen.
St. Pölten stark betroffen
St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) wurde Donnerstagabend von der Signa-Gruppe über die Kündigungswelle informiert. „Das ist ein sehr schwerer Schlag für die Mitarbeiter und ihre Familien, der uns zutiefst erschüttert. St. Pölten ist bei den Kündigungen einer der am stärksten betroffenen Standorte. Ich fordere daher die volle Unterstützung des Landes und der Bundesregierung für die betroffenen Mitarbeiter und trete auch für eine rasche Nachnutzung eventuell nicht mehr benötigter Infrastruktur ein“, so Stadler. Das Management habe ihm bestätigt, dass in St. Pölten das Möbelhaus Kika im Süden und das Leiner-Stammhaus im Zentrum sowie die Zentrale erhalten bleiben. Stadler ist zuversichtlich, dass die offensichtlich notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen greifen, die Kika/Leiner-Gruppe schon bald wieder schwarze Zahlen schreibt und der Bestand des schwer angeschlagenen Möbelimperiums dauerhaft gesichert wird.
Kritik an Regierungsspitze
Soziallandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) kritisierte die Rolle der Regierungsspitze, die den Kauf der Möbelkette dem Immobilien-Spekulanten und Signa Konzern-Chef René Benko ans Herz gelegt habe. „Sie (Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz Christian Strache) können sich jetzt beweisen und zu ihren Versprechungen stehen. Offenbar war es nicht die beste Entscheidung, den Kauf der Unternehmensgruppe einem Immobilieninvestor ans Herz zu legen. Dass Standorte in Top-Lage wie zum Beispiel in Wr. Neustadt nun für immer schließen müssen, darf folglich auch nicht wundern“, meinte Königsberger-Ludwig.
Herber Schlag für den Standort
Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav und Arbeitsmarktlandesrat Martin Eichtinger (beide ÖVP) sehen die Meldungen des neuen Eigentümers der Kika/Leiner-Gruppe als einen herben Schlag für den Wirtschaftsstandort NÖ und vor allem für die hunderten Mitarbeiter. „Jetzt ist es wichtig, dass wir die Betroffenen nicht im Stich lassen. Daher haben wir mit dem Eigentümer Kontakt aufgenommen. Ziel muss es sein, dass es für die Arbeitnehmer annehmbare Lösungen gibt“, erklärte Eichtinger. Es gehe auch darum, eine sinnvolle Nachnutzung für die aufzulassenden Standorte zu finden. „Wir wissen, dass ein langer Leerstand von großen Flächen schlecht für die gesamte Umgebung ist. Daher habe ich die Expertise durch unsere Wirtschaftsagentur ecoplus angeboten“, sagte Bohuslav.