ST. STEFAN. Im Alter von 37 Jahren wurde der gelernte Bauschlosser Stefan Kitzmüller zum Priester geweiht, seither leitet er ein pastorales Zentrum der Franziskaner in Maria Enzersdorf. Eine Berufsentscheidung, die immer weniger Menschen wählen. Dafür gibt es, wie er sagt, mehrere Gründe.
Er ist sozusagen ein Spätberufener: Nach seiner Lehre als Bauschlosser und nach seinem Präsenzdienst arbeitete Stefan Kitzmüller noch zwei Jahre im Planungsbüro seiner Lehrfirma, ehe er sich entschied, Priester zu werden – wenn man so will am zweiten Bildungsweg. „Ausschlaggebend war meine Schwester“, erzählt der aus St. Stefan stammende Kitzmüller, „sie machte eine Jugendfahrt nach Taizè und hat vorgeschlagen, doch eine Bibel für zu Hause zu kaufen.“ Dadurch kam auch er auf den Geschmack und entdeckte den christlichen Glauben noch einmal neu. „Unser Glaube beinhaltet mehr, als viele von uns kennen“, zieht er daraus Resümee. Kitzmüller entschied sich, im Spätberufenen-Seminar „Canisiusheim Horn“ die Matura nachzuholen. 2004 trat er ins Noviziat der Franziskaner ein und studierte Theologie in Salzburg und Graz. 2010 legte er die ewige Profess ab, und drei Jahre später empfing er die Priesterweihe. Seine Primiz, also die erste Messe, hielt er 2013 in seiner Heimatgemeinde St. Stefan.
Kirche soll für die einfachen Menschen da sein
Eine Berufsentscheidung, die in Zeiten wie diesen äußerst selten ist. Die Gründe dafür sind laut Kitzmüller vielfältig. Vor allem ein oft falsches Bild, das die Menschen von der Kirche haben und die oftmals noch sehr träge Erkenntnis, dass sich die Kirche in gewissen Punkten zeitgemäße Formen finden muss, sind seiner Meinung nach dafür verantwortlich. Kitzmüller ist Mitglied des Franziskanerordens und leitet den Aufbau des pastoralen Zen-trums „La Verna“ für junge Menschen in Maria Enzersdorf. Mit sechs seiner Mitbrüder berät er in Glaubens- und Beziehungsfragen sowie gibt Hilfestellungen für junge Menschen, die Berufung im Leben zu finden.
Zölibat und Familie
Zum Lebensweg der Franziskaner gehärt auch der Zölibat. „Sicher denke ich manchmal darüber nach, wie das Leben verlaufen wäre, wenn ich geheiratet und eine Familie hätte“, gibt er zu. „Aber ich bin glücklich mit meinem eingeschlagenen Weg.“ Einsam fühle er sich deswegen nicht. Rückhalt geben Kitzmüller beispielsweise die Ordensbrüder und auch die Besuche seiner Familie in St. Stefan, die jedes Jahr im Sommer und auch im Jänner anstehen.
Priester im Bezirk Rohrbach
Keine Priesterweihe gab es 2016 in der Diözese Linz; für heuer rechnet man, dass zwei der acht Studenten in Linz zum Priester geweiht werden. 34 Priester, davon 30 Ordenspriester (Großteil aus dem Stift Schlägl) und vier Weltpriester sind im Bezirk Rohrbach tätig.
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