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STEYR. Die ehemalige Pastoralassistentin und Krankenhaus-Seelsorgerin Barbara Siebenbrunner ist 84-jährig gestorben.

 (Foto: privat)
(Foto: privat)

Nichts wäre Barbara Siebenbrunner lieber geworden als Priesterin, aber die Zeit dafür war in der katholischen Kirche noch nicht reif. Geboren 1938 in Großraming, verlor sie ihren Vater und beide Onkel im Krieg. Als siebenjähriges Mädchen warf sie einem ungarischen Juden, der im April 1945 bei einem der Todesmärsche durch das Ennstal getrieben wurde, ein Stück Brot zu. Da ihre Mutter nach dem Krieg einen Landwirt heiratete, wurde auch Barbara zunächst Landwirtin. In ihrem Innersten fühlte sie sich aber immer mehr zur Kirche und zu einer guten Ausbildung hingezogen.

„Fräulein Kaplan“

Als 17-Jährige bekam sie eine Mädchenzeitschrift in die Hände, in der sie einen Artikel mit dem Titel „Fräulein Kaplan“ fand. Das ließ ihre tiefste Sehnsucht, einmal Priesterin zu werden, erneut aufflackern. Zunächst aber war nicht an eine weitere Ausbildung zu denken. 1964 trati sie in das Kloster der Benediktinerinnen in Steinerkirchen ein. Dadurch konnte sie in Wien am Seminar für kirchliche Berufe die Ausbildung zur Seelsorgehelferin machen. 1967 verließ sie das Kloster, schloss ihre Ausbildung ab und begann 1970 ihren kirchlichen Dienst.

Zunächst arbeitete sie in Gmunden (1970-1974), dann in Ampflwang (1974-1976) und wechselte dann in die Pfarre St. Michael nach Steyr (1976-1986). Von 1982 bis 1989 war sie auch Seelsorgerin am Landeskrankenhaus Steyr. Von 1986 bis 1998 arbeitete sie als Pastoralassistentin in der Pfarre und im Altenheim Steyr-Tabor.

Theologie-Studium

Bis ins hohe Alter galt ihr Interesse der Theologie. Sie machte 1977 die Berufsreifeprüfung, schloss 1984 ihr Theologie-Studium in Linz ab, studierte dann ab 1989 Pastoralpsychologie in Innsbruck und verfasste eine Doktorarbeit über die Veränderung der kirchlichen Fastengebote durch das II. Vatikanische Konzil. Aber das genügte ihr noch nicht. Mit 83 Jahren absolvierte sie noch ein Fernstudium an der Lateranuniversität in Rom und schrieb eine Abschlussarbeit über das Thema „Erbschuld“. Auf die Frage, warum sie noch im hohen Alter studiere, antwortete sie: „Ich möchte doch in meinem Fach, der Theologie, möglichst qualifiziert beim lieben Gott ankommen“.

Für Gleichberechtigung der Frau in der Kirche

Siebenbrunner war als Pastoralassistentin eine Pionierin und auch nach ihrer Pensionierung 1998 in verschiedenen kirchlichen Bereichen ehrenamtlich aktiv. Sie hat sich für die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche eingesetzt und es immer als Unrecht empfunden, dass sie trotz Ausbildung und Berufung nicht zur Priesterin geweiht wurde. Trotzdem engagierte sie sich für die Kirche und motivierte junge Menschen für kirchliche Berufe. Barbara Siebenbrunner wird am 12. Mai bei einem Gottesdienst in der Pfarre Steyr-Tabor feierlich verabschiedet. Als Pionierin und Wegbegleiterin wird sie vielen in Erinnerung bleiben.


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