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Leben als Steyrer "Hackler unter Hacklern" im Buchformat

Angelika Hollnbuchner, 20.12.2022 15:00

STEYR. Eine lesenswerte Neuerscheinung legt Otto Schwaiger allen Steyrer Arbeitern und Geschichtsinteressierten unter den Christbaum. 

Otto Schwaiger (Foto: privat)
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Unter dem Titel „Hackler unter Hacklern“ schaut der gebürtige Großraminger auf sein 47 Jahre umspannendes Arbeitsleben zurück und gibt dabei einzigartige Einblicke: in die jüngere Geschichte der lokalen Arbeiterschaft, die Entwicklung der industriellen Fertigung, den Alltag im einstigen Großbetrieb.

Junge Rebellen

Als Otto Schwaiger 1970 an das Ende seiner Schulpflicht gelangt, sind Arbeitsplätze und Lehrstellen im Ennstal rar, während sie am Industriestandort Steyr quasi auf der Straße liegen. Noch dazu gut bezahlt und (scheinbar) sicher. Also beginnt der Jungspund die Ausbildung zum Werkzeugmacher in der Lehrwerkstätte der ehemaligen Riha-Werke. Neben handwerklichen Fertigkeiten lernen die Lehrbuben dort, wie wichtig der Zusammenhalt untereinander ist, um sich auch einmal gegen die Meister durchzusetzen. Etwa im ewigen Streit um die zu jener Zeit bei den Burschen so angesagten langen Haare.

„Das müsste man doch alles einmal aufschreiben!“

„Das müsste man alles aufschreiben“: Dieser Satz fiel oft, wenn Otto Schwaiger mit Bekannten über Vergangenes ins Plaudern kam. Schon 2006 hat der Großraminger ein Buch veröffentlicht: „Das Echo auf die Kriegserinnerungen meines Vaters (“Den Wahnsinn überlebt“, Ennsthaler) war groß. Ich dachte mir also: warum nicht auch meine Erinnerungen als Arbeiter aufschreiben“, erklärt Schwaiger, warum er ein zweites Buch in Angriff nahm.

Hart verdient

Sein Berufsleben hat der heute 68-Jährige nach Riha unter anderem bei Steyr-Daimler-Puch, im Wälzlager-Werk und in der Mannlicher Waffenproduktion verbracht. Obwohl gut bezahlt, war das Geld der Arbeiter hart verdient: Es herrschten Lärm, Staub und Gestank. Freiheraus erzählt der Ennstaler vom Alkoholgenuss in der „Bude“ und von derben Späßen unter den Kollegen. Mit alltagsnaher Sprache und vielen Details holt er die Leser unmittelbar ins betriebliche Geschehen und sorgt gerne auch für Schmunzeln – etwa, wenn er die charakterlichen Eigenarten von so manchem Vorgesetzten oder Kollegen pointiert umreißt.

Schwaiger nimmt den Interessierten mit durch bewegte Zeiten und ganz persönliche Lebensphasen: von der Lehrabschlussprüfung bis zum Niedergang der Steyr-Werke und darüber hinaus. Dabei schlägt immer wieder der Gerechtigkeitssinn des Autors durch, der auch als Betriebsrat gegenüber „denen da oben“ entschieden auftrat.

„Wichtigste Nebensache“

Als Zuckerl für Sportbegeisterte lässt der ehemalige Tormann und Trainer Otto Schwaiger außerdem die Fans des regionalen Fußballs in die Geschichte von lokalen Vereinen wie Amateure und Vorwärts Steyr zurückreisen.

Das mit vielen Bildern ergänzte 216-seitige Buch „Hackler unter Hacklern“ ist im Verlag Franz Steinmaßl erschienen.

Otto Schwaiger: „Hackler unter Hacklern – Ein Steyrer Arbeiter erinnert sich“, ISBN-13: 978-3-903340-02-2. 29,50 Euro, geschichte.heimat@gmail.com


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