STEYR. Christoph Pfaller, Vater von zwei Töchtern, äußerst sich in seinem Leserbrief zur Verkehrssituation in der Leopold-Werndl-Straße in Steyr.
Mehrfach wurde schon auf die Wichtigkeit der Bäume hinsichtlich dem Mikroklima, der Funktion als Schattenspender, den positiven Effekten zur Lärmreduktion und als Beitrag zum Klimaschutz hingewiesen. Ich möchte auch noch andere Aspekte ins Treffen führen, nämlich die Wichtigkeit der Bäume betreffend die Verkehrssicherheit bzw. Verkehrsberuhigung.
Vom Industriestandort zum Wohngebiet
Im Straßenabschnitt bzw. in dessen Nähe befinden sich mehrere Schulen, eine Nachmittagsbetreuung für Kinder und ein Kindergarten. Der Stadtteil erfuhr in den letzten zehn bis 15 Jahren Jahren eine starke Wandlung bzw. Umstrukturierung. Die ehemals vorrangige Nutzung als Industriestandort wandelte sich durch die Errichtung neuer Gebäudekomplexe (drei Wohnanlagen, Musikheim der Stadtkapelle Steyr, etc.) und die Renovierung des Reithoffer-Amtsgebäudes zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort für viele Menschen. Dadurch stieg einerseits das Verkehrsaufkommen von motorisiertem Verkehr im gesamten Stadtteil aber auch der Fußgänger und Radverkehr, zusätzlich zum Durchzugsverkehr. Insofern wäre es sehr sinnvoll bzw. unbedingt notwendig, auch aufgrund sich immer wieder ereignender schwerer Unfälle in diesem Straßenabschnitt, den Straßenraum so zu gestalten, dass sich die Geschwindigkeiten von Fahrzeugen durch geeignete Maßnahmen, Fahrbahnteilern, Übergänge und anderen Maßnahmen verringern, und somit eine Verkehrsberuhigung eintritt. Wesentliches trägt hierzu auch ein Bewuchs direkt an der Straße und die Verkleinerung des Straßenraumes auf das erforderliche Minimum bei. Große alte Bäume sind dafür sinnvoll (Torwirkung).
Zu hohe Geschwindigkeiten
Wie das Bild im Anhang zeigt, ist die aktuelle Situation dahingehend unbefriedigend, vor allem dort wo ein Austausch von Bäumen bereits stattgefunden hat. Die Leopold-Werndl-Straße ähnelt hier eher einer Rennbahn, denn einer verkehrsberuhigten Einfahrtsstraße. In diesem Bereich queren viele Kinder die Straße am Weg zum Kindergarten! Hier geht es also um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, vor allem aber um die Sicherheit der Fußgänger, Radfahrer und um Gruppen, die vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind. Die Sicherheit unserer Kinder! Allgemein bekannt ist, dass sich für jene Gruppen zu viel motorisierter Verkehr und hohe Geschwindigkeiten in puncto Sicherheit sehr negativ auswirken.
Mehr statt weniger
Die bereits getauschten Bäume der Allee werden aus Sicht des Autolenkers nicht so wahrgenommen wie die großen alten, und verleiten zusätzlich durch ihre linienförmige Anordnung eher zu einer Geschwindigkeitserhöhung, denn Reduktion. Insofern sollte also in diesem Straßenabschnitt eher auf zusätzliche Bepflanzung zu den bestehenden Bäumen gesetzt werden, denn auf eine Reduktion und Austausch des Bestandes. Es ist an der Zeit auch auf die Bedürfnisse der “schwächeren“ Verkehrsteilnehmer einzugehen, bezugnehmend auf die eingangs erwähnte Zunahme der ansässigen Bevölkerung im Stadtteil. Der Anteil der Fußgänger und Radfahrer, sollte sich auch aus klimatechnischer Sicht wohl erhöhen, ihre Sicherheit muss ein Anliegen sein.
Visionär denken
Wenn man visionär in der Stadtentwicklung denkt, könnte man die Leopold-Werndl-Straße vom Kreuzungsbereich der Pyrachstraße bis zum Garstner Berg unterflur führen und darüber Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern kultivieren, das wäre Klimaschutz und Lebensqualität für die hier lebenden und arbeitenden Menschen! Zur Gefährdung durch abbrechende Äste Seit 16 Jahren bin ich nun schon Anrainer in der Leopold-Werndl-Straße, es ist mir noch kein Fall bekannt, in dem Verkehrsteilnehmer durch abbrechende Äste von Bäumen verletzt worden wären, auch nicht bei Stürmen. Im Gegensatz dazu gab es mehrere schwere, sogar tödliche Unfälle mit Kraftfahrzeugen.
Blick über den Tellerrand
Auch in anderen Städten denken Verantwortungsträger über Konzepte und Herangehensweisen mit Stadtbäumen nach. Ein Vorbild könnte jenes von Bremen sein, hier wird das Thema vielschichtig betrachtet. Die Hansestadt schreibt in ihrem Handlungskonzept für Stadtbäume „Einer der wichtigsten Pfeiler im Handlungskonzept Stadtbäume ist der Erhalt des Altbaumbestandes und die Verbesserung des allgemeinen Baumschutzes. Vorhandenes Grün, also gerade die etablierten Bestände, benötigen unseren Schutz und unsere Aufmerksamkeit“. Im Dokument werden die Pflegekosten mit 60 Euro jährlich im Schnitt pro Baum bewertet, insofern argumentativ vernachlässigbar. Abgesehen vom immer weniger werdenden Aufwand für die Schneeräumung in Zeiten des Klimawandels, bedeutet das im Umkehrschluss mehr Ressourcen für die Baumpflege bereitstellen zu müssen. Der Pflegeaufwand wird im Konzept auch als Schaffung von Arbeitsplätzen und positivem Impact auf die lokale Wirtschaft gesehen.
Hohe Wertschätzung
Neben den unbestrittenen positiven Effekten auf das Klima einer Stadt bzw. generell, wird in der Naturvermittlung den Bäumen auch eine Persönlichkeit zugeschrieben, das wird von vielen in der Bevölkerung bewusst oder unbewusst so wahrgenommen. Bäume genießen in der Bevölkerung eine hohe Wertschätzung, die sich in der Nutzenbewertung im Bremener Handlungskonzept für Stadtbäume auch niederschlägt, und monetär bewertet wird. Als Anrainer, Vater und Bürger der Stadt wünsche ich mir auch in Steyr einen nachhaltigen Umgang mit den Stadtbäumen. Auf mich wirken manche der Bäume zwar in ihrer Baumpersönlichkeit entstellt, aber vital. Wenn man bedenkt, wie lange es dauert, bis ein Baum die stattliche Größe der bestehenden Alleebäume erreicht, sollten wir alles daran setzten sie so lange zu erhalten, wie es nur geht.
von Christoph Pfaller, Steyr
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