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Mädchen (11) stellte sich dem Hitlerregime mutig in den Weg

Online Redaktion, 06.03.2024 10:34

STEYR. Die Geschichte von Hermine Liska (94) sorgte bei den Schülern der privaten Mittelschule Rudigier aus Steyr für Emotionen.

  1 / 2   Von links: Lehrerin Manuela Sattmann, Josef Neustifter, Fabian Hiesmair, Direktor Günter Berger, Carmen Nigsch und Esther Dürnberger (Foto: FMZ)

Seit vielen Jahren wird in der Mittelschule Rudigier den Kindern die Zeit des Nationalsozialismus durch Zeitzeugenprojekte näher gebracht. Heuer wurde die bewegende Geschichte von Hermine Liska erzählt. Die mittlerweile 94-Jährige kann keine Zeitzeugengespräche mehr in Präsenz durchführen, jedoch entstand mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung eine DVD mit dem Titel „Erziehungsproblem eines Diktators.“

Mit diesem Film ist es Referentin Esther Dürnberger (Verein Lila Winkel) möglich, die Geschichte von Hermine Liska authentisch nachzuerzählen. Die 14-jährigen Schüler aus Steyr bekamen einen Einblick in eine Zeit, in der für Andersdenkende kein Platz war und die Religionsfreiheit eingegrenzt wurde.

Menschenwürde war ein Fremdwort und Ausgrenzung an der Tagesordnung. Hermine verweigerte mit elf Jahren den deutschen Gruß, das Singen patriotischer Lieder und den Fahnengruß. Sie gehörte wie ihre Eltern den Bibelforschern an (wie Zeugen Jehovas damals genannt wurden) und konnte aus biblischer Überzeugung Hitler nicht als Führer anerkennen. Daran änderte auch die Unterbringung in ein Umerziehungsheim nichts.

Spott und Ausgrenzung

Besonders angetan war die Klasse von der Standhaftigkeit der jungen Hermine. Man wollte sie zwingen, die Hand zu heben, die Jacke der Hitlerjugend anzuziehen und verweigerte ihr trotz guter Schulnoten den Besuch der Hauptschule. Sie erhielt die schlechteste Betragungsnote, durfte beim Völkerball nicht mitspielen und bekam am Sonntag keine Nachspeise, den beliebten Pudding. Auch jahrelanger Spott und Ausgrenzung änderte nichts an ihrer Überzeugung. Nie dachte sie an Rache und bewahrte sich bis heute ihre positive Einstellung. Ihre Ausstrahlung und ihr gewinnendes Lächeln überzeugten sogar von der Leinwand.

Die Geschichte der elfjährigen Hermine ging zu Herzen. Die Schüler hatten die Möglichkeit, sich in das Buch der Erinnerung einzutragen und ein paar persönliche Worte an Hermine zu richten. Drei Schüler beschrieben ihre Eindrücke.  

Fabian Hiesmair: „Dieser Vortrag gab mir die Möglichkeit, einen schönen Einblick in die damalige Zeit zu bekommen. Auch konnte ich mich in die Lage der Menschen hineinversetzen und bekam ein Gefühl dafür, wie es ihnen psychisch ergangen sein muss.“

Josef Neustifter: „Es war von Hermine unglaublich mutig, wie sie ohne Eltern ihren Grundsätzen treu geblieben ist. Wirklich schlimm, wie dieses Regime Menschen verachtet und ihre Würde verletzt hat – es sind doch alle Menschen gleichberechtigt!“

Carmen Nigsch: „Der Vortrag war wirklich sehr gut und informativ. Wir müssen von der Vergangenheit lernen, damit sich diese Geschichte nie mehr wiederholt. Alle Menschen, die diese Zeit überstanden haben, verdienen meinen größten Respekt.“

Das Zeitzeugenprojekt endete mit dem Satz: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Die Antwort der Klasse fiel einstimmig aus: „Dann wäre Frieden.“


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