WEYER. Als Bürgermeister Gerhard Klaffner (SPÖ) zum ersten Mal die himmlische Marmelade der historischen Baumart “Speierling” beim Kunst und Handwerks- Markt in Weyer 2024 kostete, war ihm klar, dass er diesen Baum in der Marktgemeinde wachsen und gedeihen sehen wollte.
So trafen sich nach umfangreicher Planung zahlreiche Persönlichkeiten der Marktgemeinde zur Einpflanzung und zum Eingießen der Speierlingsbäumchen neben dem Tunnelportal der Umfahrung Weyer gegenüber dem Bauhof. Neben Ortschef Klaffner und Vizebürgermeister Leopold Buchriegler waren auch ÖVP-Fraktionschef Bernhard Kühholzer, WBL-Vorsteherin Ulinde Jaksch, Künstler Alois Lindenbauer, Historikerin Greti Schmölz, BBS-Direktorin Eva Aigner, Designer Richard Kopf und Pfarrvikar Walter Dorfer dabei.
Die beiden Speierlinge, die zwei Elsbeeren, die Mehlbeere und die Eberesche (Sorbusarten), die mit Genehmigung der Gemeinde gepflanzt wurden, stammen aus der Baumschule Schild in Hagenberg und gelten als eine wahre Rarität: Der Speierling ist eine der am langsamsten wachsenden Baumarten der Welt, sodass man erst nach 15 Jahren zum Fruchtgenuss kommt.
Beobachten auf einer neuen Sitzbank
Um den Bäumen gemütlich beim Wachsen zusehen zu können, wurde eine Holz-Stahlsitzbank des Weyrer Designers Richard Kopf neben der Stätte der Einpflanzung positioniert. Auch Kopf achtete bei seinem Design auf die Vielfalt der Holzarten und verwendete daher das seltene Holz der Thermoesche, wie auch der Eiche für seine robuste Konstruktion.
Das Holz des Speierlings ist aufgrund des langsamen Wachstums außergewöhnlich hart und daher vor allem für den Bau von Streich- und Zupfinstrumenten geeignet. Wegen des langsamen Wachstums und des teuren Holzes war die Baumart international vom Aussterben bedroht, bis sich 1997 die Europäische Union für die Wiederaufforstung mit dem Programm “Neuaufforstung nicht mehr benötigter Wiesenflächen” für den Speierling einsetzte.
In diesem Jahr war auch dem Weyrer Tischler Stefan Weißensteiner die historische Baumart Speierling (sorbus domestica) zum ersten Mal aufgefallen: Sein Interesse wurde vor allem durch ein Foto des damaligen ÖVP-Vizekanzlers Willi Molterers und dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) geweckt, die vom Genuss der delikaten Frucht augenscheinlich überwältigt waren.
Birnenförmige Früchte
So pflanzte er im Zuge einer Edellaubbaumaufforstung auf zwei Hektar seines Grundes auch eine Reihe von Speierlinge. Wobei der “Wald Speierling” oder “Naturspeierling” laut Augenzeugen in einigen trockenen Weyrer Waldgebieten noch vor ca. 60 Jahren zu finden war. Der “Speerbaum”, wie ihn die Einheimischen nannten, hatte birnenförmige Früchte, die den Most als Beigabe “klar” machten.
Der Speierling gedeiht auch auf trockenen Böden besser als Fichten und gilt daher als Chance für Waldbau und Biodiversität in Zeiten des Klimawandels. Von der Klimaresistenz, den Verwendungsmöglickeiten und dem teuren Holz des Speierling handelt auch das neue Buch “Speierling” der internationalen Experten Robert Schütt, Heino Konrad und Hans Kiessling, welches im Anschluss an die Pflanzung im “Kerzenmandlzimmer” des Fürstenhauses Weyer von Weißensteiner vorgestellt wurde.
Es handelt von der Trockenheitsresistenz, den verschiedenen Anbaugebieten in Österreich und den Rezepten rund um die himmlische Frucht. In mehreren Kapiteln wird darin auch von den Speierlingspflanzungen in Weyer berichtet. Auf den Waldrändern von Stefan Weißensteiner beträgt der Durchmesser der historischen Bäume nach 25 Jahren ca.18 Zentimeter.
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