STEYR. Das Logistikum der FH Steyr begleitete für die Post und fünf heimische Handelsunternehmen ein Pilotprojekt für wiederverwendbare Verpackungen im Online-Handel.
„Wir haben die ‚Grüne Verpackung‘ ein halbes Jahr intensiv getestet und können stolz sagen, dass der Praxistest ein voller Erfolg war. Die eingesetzten Verpackungen überstehen mehrere Versandzyklen und werden von den Bestellern zurückgeschickt“, sagt Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Post. „Das große Interesse unserer Versandkunden, die Ergebnisse und die positive Resonanz der Empfänger sprechen klar dafür, dass wir die ‚Grüne Verpackung‘ nächstes Jahr als reguläres Service zur Verfügung stellen werden.“
Kreislauf statt Neukauf
Die Testphase lief mit den Unternehmen Interspar Weinwelt, Intersport, Tchibo, Thalia und dm, das Logistikum Steyr der FH Oberösterreich hat das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Unsere Analysen haben gezeigt, dass der Einsatz von wiederverwendbaren Verpackungen ökologisch gesehen Vorteile bringen kann und auch seitens Endkonsumenten sehr begrüßt wird. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse eine Vielzahl an weiteren Handelsunternehmen dazu ermutigen, den Schritt Richtung wiederverwendbarer Verpackungen zu wagen. Damit können wir einen wichtigen Grundstein für das Funktionieren der Kreislaufwirtschaft legen“, sagt Logistikum-Leiter Franz Staberhofer.
Wirklich nachhaltig?
Der Pilottest wurde mit einer strengen Carbon Footprint Analyse der FH Oberösterreich überwacht. Hierbei wurde die Klimaauswirkung einer Verpackung während des gesamten Lebenszyklus berechnet, darunter fallen auch die Herstellung der Verpackung, die Anlieferung sowie der Energieverbrauch bei der Annahme, Sortierung und Zustellung durch die Post. Die Carbon Footprint Analyse ermöglicht ein umfassendes Bild der „Grünen Verpackung“ in puncto Nachhaltigkeit.
Lange Haltbarkeit
Getestet wurde von März bis September, insgesamt wurden mehrere tausend Bestellungen mit wiederverwendbaren Verpackungen verschickt. Folgende Ergebnisse zeigen sich nach dem Pilottest:
- Eignung der Verpackungen: Kleine Verpackungen mit wenig bis keinem Füllmaterial sind für viele Produktkategorien geeignet. Die Rückgabe über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen oder SB-Zonen der Post samt Rücktransport zu den Handelsunternehmen hat reibungslos funktioniert.
- Lebensdauer: Alle Verpackungen haben den Pilottest gut überstanden. In der Praxis werden pro Verpackung zehn bis 20 Versandzyklen als realistisch angenommen. Verpackungen, die bis zu 100-mal verschickt werden können, gehen aufgrund der Rückgabequote vor Erreichen dieser Marke verloren. Dadurch kann die Langlebigkeit nicht optimal genutzt werden. Verpackungen sollten daher günstig und funktional statt teuer und besonders langlebig sein.
- Akzeptanz der Empfänger: Die Bereitschaft zur Rückgabe von Verpackungen ist stark abhängig von den angebotenen Rückgabemöglichkeiten. Besonders beliebt ist etwa die Rückgabe per Briefkasten oder in Postfilialen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bevorzugt die Rückgabe über den Zusteller oder SB-Zonen der Post. Um die Motivation zur Rückgabe der Verpackung zu erhöhen, sind Opt-in-Lösungen oder ein Pfandsystem notwendig. Etwa 85 Prozent der befragten Besteller wären bereit, für eine Verpackung im Schnitt vier Euro Pfand zu hinterlegen.
- Ökologische Nachhaltigkeit: Eine positive Ökobilanz zeigt sich vor allem bei den Verpackungen aus Holzfaser. Verpackungen aus recyceltem PET sind zwar auf bis zu 100 Versandzyklen ausgelegt, dadurch aber auch in der Herstellung deutlich aufwendiger. Da sie in der Praxis außerdem vor dem Ende ihrer Haltbarkeit verloren gehen, verschlechtert sich ihre Ökobilanz dadurch zusätzlich.
Start im Frühjahr
Basierend auf diesen Ergebnissen hat sich die Post entschlossen, das erfolgsversprechende Modell als eigene Dienstleistung ab dem Frühjahr 2023 anzubieten. Handelsunternehmen können dann Verpackungen bei der Post mieten und diese beim Check-out ihren Bestellern anbieten. Zum Einsatz kommen Kartons und Taschen aus Holzfaserstoff, die bis zu 30-mal verwendet werden können. Diese Verpackungen haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu anderen Lösungen einen deutlich geringeren Emissionsanteil bei Produktion und Entsorgung aufweisen. Das sorgt dafür, dass sie bereits ab dem ersten vollständigen Versandzyklus den Break-Even-Point erreichen können und dadurch mit jedem weiteren Versand CO2-Emissionen und Rohstoffe einsparen.
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