Roman Salzer ist der vielleicht schönste Krampus
TEXINGTAL. Der 6. Dezember steht bevor. Die, die über das Jahr hinweg brav waren, dürfen auf Geschenke vom Nikolaus hoffen. Für alle anderen ist Obacht geboten, denn nicht nur Nikoläuse ziehen dieser Tage durch die Ortschaften. Auch ihre höllisch anmutenden Begleiter, die Krampusse, lassen sich in der Adventzeit zahlreich blicken. Tips hat mit dem Texingtaler Krampus Roman Salzer über sein adventliches Tun gesprochen und den Ethnologen Rudolf Stimmeder gefragt, was es mit Percht und Krampus auf sich hat.
Roman Salzer ist 38 Jahre alt, arbeitet auf der Burg Plankenstein und ist, so sagt man sich zumindest mancherorts, der schönste Krampus überhaupt. Auf den Ruf, der seiner adventlichen Kostümierung vorauseilt, angesprochen, muss Salzer lachen. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, eindrucksvoll ist seine Krampusmaskerade jedenfalls. Aber nicht nur eindrucksvoll ist sie, auch teuer. Für hölzerne Masken dieser Art – sie sind handgeschnitzt – zahlt man schnell mehrere hundert Euro, auch das Schaffell und die Hörner haben hohen Wert. Salzer ist seit 2011 Mitglied des Texingtaler Krampusvereins „Tremendus Pass Texingtal“, seit September ist er nun auch dessen Obmann. „Interessiert hat mich das immer schon“, erklärt er. „Wir wollen den Brauch rund um den Krampus beleben, verbreiten und näher bringen“, fügt Salzer an. Acht Auftritte absolviert er gemeinsam mit seinen Vereinskollegen in der heurigen Krampus-Saison. Saison haben dieser Tage nicht nur Krampusse, sondern auch Perchten. Das kann schnell einmal zu Verwechslungen führen. „Beide sind wilde Gesellen, der Krampus ist Begleiter des Heiligen Nikolaus und kommt eher im östlichen Österreich vor – in Nieder- und Oberösterreich. Perchten sind im Ursprung im Westen angesiedelt“, weiß der Ethnologe Rudolf Stimmeder, der kommenden Freitag, 30. November, in Emmersdorf über den Maskenbrauch im Virgental/Osttirol referiert.
Die andere Identität
„Perchten haben unterschiedliche wissenschaftliche Elemente. Die Erklärungen gehen von der Theorie des Ahnenkultes – Ahnen überwachen das Tun der Lebenden – über die Vegetationsgeister, welche Unheil von den Pflanzen und Tieren fernhalten bis zur Ansicht, die Otto König (Verhaltensforscher, Anm.) vertrat, dass Perchten zur Überwindung der Scheu vor dem anderen Geschlecht verwendet wurden. Die Maskenträger sind bislang männlich und organisieren sich in Passen – in Gruppen bis zu 60 Mann. Durch das Tragen der Maske schlüpft der Träger in eine 'andere' Identität. Die Perchtenläufe sind in den Gebirgstälern auf nur wenige Tage im Jahr begrenzt, von 2. bis 5. Dezember, und dienen heute unter anderem für die Weggezogenen als Treffpunkt mit Freunden in der Heimat. Die bei uns in Ostösterreich bekannten Perchtenläufe sind reine Tourismus- beziehungsweise Unterhaltungserscheinungen“, führt Stimmeder aus. Auf die Unterschiede zwischen Percht und Krampus macht auch Salzer aufmerksam, der sich als Krampus verstanden wissen will.
Furcht und Angst
Dass es im Zuge von Krampusläufen immer wieder zu Attacken gegenüber Zuschauern kommt, verurteilt Salzer. „Es soll absolut friedlich zugehen“, betont der Texingtaler. Damit es zu keinen Vorkommnissen kommt, gibt es bei von seinem Verein organisierten Läufen ein Alkoholverbot vor den Auftritten. Zudem sieht man sich die geladenen Krampus-Gruppen im Vorfeld sehr genau an. „Gerne lassen wir Kinder zusehen, wenn wir uns unsere Masken aufsetzen. Dann sehen sie, dass unter der Maske ein ganz normaler Mensch steckt. Wirkliche Furcht und Angst zu verbreiten, darum geht es ganz bestimmt nicht“, macht der leidenschaftliche Krampus aufmerksam.
Nächste Auftritte von „Tremendus Pass Texingtal“:
8. Dezember, 19 Uhr: Krampuslauf in Mank
15. Dezember, 17.30 Uhr: Kramperl-Treiben in der Haslau in Schwarzenbach an der Pielach
Vortrag von Rudolf Stimmeder: „Maskenbrauch im Virgental/Osttirol – Hintergründe und Erklärungen“
30. November, 19 Uhr, Landgasthof Pritz, Emmersdorf
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