Friseurlehre „hautnah“ erleben: von Bloggerin Juliana Lemba
TRAUN. Da sich immer weniger Jugendliche für den Friseurberuf entscheiden, hat die Wirtschaftskammer OÖ. die Initiative „Karriere mit Schere„ ins Leben gerufen. Neun Lehrlingsbotschafter aus neun Bundesländern bloggen aus ihrem Berufsalltag. Juliana Lemba aus Linz ist eine von ihnen. Sie bloggt über ihre Ausbildung bei HairCutters in Traun.
Tips: Du bloggst für Karriere mit Schere. Wie bist du Lehrlingsbotschafterin geworden?
Juliana: Meine Chefin ist mit der Anfrage zu mir gekommen, sie hat gemeint, dass ich gut in die Kampagne passe. Ich habe natürlich sofort zugesagt, so eine Chance bekomme ich nie wieder. Ich versuche auch, drei oder vier Videos pro Woche online zu stellen. Ich gestalte sie so, dass die Zuseher sich denken: Das will ich auch machen.
Tips: Was für Videos sind das genau?
Juliana: Das sind Videos von Frisuren aus meinem Berufsalltag. Genauso gibt es Infos zu Seminaren, wie zum Beispiel das Haarschnittseminar heute. Davon habe ich ein Foto gemacht, das ich später posten will. Morgen haben wir viele Extensions-Termine, darüber will ich auch berichten.
Tips: Wolltest du immer schon Friseurin werden?
Juliana: Ich habe schon ganz früh begonnen, die Haare meiner Freundinnen zu frisieren und Frisuren zu machen. Eine Freundin hat mich dann auf die Idee gebracht, dass ich für den Friseurberuf geschaffen bin. Ich wollte aber zuerst die Schule fertig machen. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich lieber die Friseurlehre machen will. Meine Eltern waren natürlich dagegen, dass ich die Schule abbreche. Ich habe sie dann aber schnell davon überzeugt, dass ich nur Zeit damit verschwende, weil ich sowieso schon weiß, dass ich später Friseurin werden will.
Tips: Was fasziniert dich denn so an diesem Beruf?
Juliana: Wir hatten unlängst eine Kundschaft, die total niedergeschlagen zu uns kam, weil sie so unzufrieden mit sich selbst war. Bei ihr haben wir dann das volle Programm aufgefahren: Haare gefärbt, Augenbrauen gezupft, Wimpern gefärbt usw. Am Ende war sie so glücklich mit dem Ergebnis und ich habe mir gedacht: Genau dafür stehe ich im Salon, damit ich die Kunden glücklich machen kann. Weil wir mit so wenig Aufwand das Selbstbewusstsein etwas aufpolieren können. Das ist echt schön.
Tips: Was soll junge Leute noch dazu bewegen, diese Berufslaufbahn einzuschlagen?
Juliana: Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Mir war das anfangs auch nicht bewusst − aber es geht um viel mehr als waschen, schneiden, föhnen. Da steckt viel mehr dahinter, etwa die Arbeit mit den Farben oder den verschiedenen Haartechniken. Man muss schon was im Kopf haben, um das gut hinzukriegen. Auch mit Menschen muss man gut umgehen können.
Tips: Was denkst du hält junge Leute momentan davon ab, den Friseurberuf zu ergreifen?
Juliana: Der Beruf wird einfach so abgetan, als wäre es die letzte Option, wenn man nichts Besseres mehr findet. Mit der Lehre kann man auch nichts anderes machen, als Friseurin zu werden. Da entscheiden sich viele doch für eine Lehre als Bürokauffrau. Das Gehalt ist auch ein Punkt, der bestimmt einige davon abhält.
Tips: Wie sieht eigentlich die Geschlechterverteilung aus?
Juliana: Es sind natürlich hauptsächlich Frauen, die den Friseurberuf einschlagen. Bei mir in der Berufsschule hatten wir auch nur einen Mann in der Klasse, das ist sehr schade. Ich denke, dass Männer in der Friseurbranche schnell abgestempelt werden, das schreckt die Jungen sicher ab. Wenn ich an meinen Bruder denke, der würde mich für verrückt erklären, wenn ich ihn frage, ob er Friseur werden will.
Tips: Wie könnte man den Friseurberuf für Männer attraktiver machen?
Juliana: Man sollte den Leuten zeigen, dass es sehr viele erfolgreiche Friseure gibt und damit versuchen, die Vorurteile zu beseitigen. Mein Chef ist ein gutes Beispiel: Er führt einen Salon und ist sehr erfolgreich damit. Ich hoffe, dass sich diese Einstellung mit der Zeit ändert und mehr Männer in dieser Branche Fuß fassen wollen.
Tips: Genau das will die Kampagne „Karriere mit Schere“ ja erreichen.
Juliana: Auf jeden Fall, ich finde die Kampagne super. Und ich bin stolz darauf, dass ich zur Botschafterin gewählt wurde und dankbar, dass ich das vermitteln darf. Es gibt so viele Sachen, die man als Friseurin machen kann, die aber keiner weiß. Diese Lehre ist auch keine Einbahnstraße, wie viele denken. Es gibt zum Beispiel Weiterbildungsmöglichkeiten zur Kosmetikerin. Außerdem kann man in dem Beruf auf der ganzen Welt arbeiten.
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