Hypnose: Redakteurin in Trance - eine Reportage
BAD TRAUNSTEIN. Plötzlich fielen mir die Augen zu, ich war wahrhaft weggetreten und fiel in einen unglaublich tiefen Zustand der Entspannung, schien nahezu zu schweben, ganz schwerelos...Tips-Redakteurin Kathi Vogl begab sich auf die Reise zu ihrem Unterbewusstsein. Sie hat sich bei Hypnotiseurin Manuela Huber auf die „Couch“ gelegt.
„Konzentriere dich ganz auf meine Fingerspitzen und meine Stimme, alles andere ist jetzt völlig unwichtig für dich. Deine Augenlider werden schwerer, deine Augen immer müder und müder“. Das war jener Moment, wo mir mit einem Schlag die Augen zufielen und die Trance begann...
Man kennt die Situation ja vielfach aus Film und Fernsehen, aber nie hätte ich gedacht, dass das wirklich so tadellos funktioniert. Fasziniert hat mich das Thema allerdings schon immer. Genauso wie Manuela Huber, ausgebildete Hypnotiseurin aus Bad Traunstein. Sie war schon seit jeher der festen Überzeugung, dass es neben dem sogenannten Wachbewusstsein noch etwas anderes geben muss. Seit einem guten Jahr ist sie nun (unter anderem) als Hypnotiseurin selbstständig und an jenem Abend gleichzeitig meine Reiseleiterin in mein Unterbewusstsein.
„Es ist eine Massage der Seele. Eine bewusste Tiefenentspannung, die man zum Beispiel zuhause auf dem Sofa nicht so leicht erreichen würde. Auch leichte Schmerzen können ausgeblendet werden.“
Grundsätzlich sind alle hypnotisierbar
Vorab gab es - nach einem ersten telefonischen Gespräch - eine ausführliche Information, was mich in der kommenden Stunde erwarten wird. So habe Hypnose nichts mit Bewusstlosigkeit oder Schlaf zu tun, der Klient bekommt alles mit, man könne in einer Sitzung auch nicht hängen bleiben oder gar (intime) Geheimnisse ungewollt verraten. Grundsätzlich seien alle psychisch gesunden Menschen hypnotisierbar, mit steigender Intelligenz und Kreativität nehme diese sogar zu. Voraussetzung ist jedoch, dass man sich darauf einlassen möchte und dem Ganzen ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringt. „Wenn man dafür nicht bereit ist, dann habe ich auch keine Chance, was aber auch gut ist, denn es soll keiner gegen seinen Willen hypnotisiert werden“, meint Manuela Huber. Lediglich zwei Fälle seien ihr bislang in Erinnerung, wo es nicht funktioniert hat. Bei jedem Klienten wird zuvor abgeklärt, ob er an Diabetes, Anfallserkrankungen wie Epilepsie, sehr niedrigem Blutdruck, starken Wirbelsäulenproblemen und dergleichen leidet, auch Schwangere dürfen sich einer solchen Sitzung nicht unterziehen.
Nun gilt es nur noch, „mein Thema“, das wir in der Sitzung bearbeiten wollen, zu klären und dann steht der Hypnose nichts mehr im Wege.
Auf in mein Unterbewusstsein
Ich mache es mir auf der Liege bequem. Manuela Huber dreht passende Musik auf, verdunkelt den Raum, platziert ihre Fingerspitzen dann rund 30 Zentimeter oberhalb meiner Augen und beginnt mit ihrer Einleitung (siehe Textanfang). Ich bin sehr gespannt und zu jenem Zeitpunkt noch immer skeptisch, ob das auch bei mir so widerstandslos klappen würde. Drei Sätze später werde ich eines besseren belehrt, die Augenlider klappten zu, flattern anfangs zwar noch, aber fallen mit jedem Satz von Manuela tiefer und tiefer in die Entspannung, die Atmung wird ruhiger und sanfter. Verpackt wird die Phase der Entspannung sowie die ganze Sitzung in eine bildhafte Geschichte, die Manuela mir mit ruhiger und monotoner Stimme vortrug.
Mit einem symbolischen Aufzug fahre ich vom 25. Stockwerk tiefer und tiefer und tauche mit jeder Etage noch mehr in die Entspannung ein. Bis ich schließlich aus dem Lift aussteige und ein kleines Paradies, ein Blumenmeer vor mir sehe. Ein wohliges Gefühl breitet sich aus, ich bin schwerelos, sehe alles klar vor mir, die blühende Wiese, einen Wasserfall, ich möchte mich in das duftende Gras legen. Dabei höre ich klar und deutlich die beruhigende Stimme von Manuela, die gerade meint, dass sie meine Hände zu zwei kleinen Schüsseln formen wird, im Hintergrund läuft sanft die Musik. Alle Ängste, alle Blockaden, alles Negative wird nun vom Unterbewusstsein freigegeben und fließt in meine beiden schüsselförmigen Hände, meint Manuela. Ein paar Momente, vielleicht auch Minuten später, habe ich Bilder vor Augen. Es sind Dinge die mir Angst machen, die mir Sorgen bereiten, ein Kloß im Hals untermauert das. All das verschwindet allerdings nach kurzer Zeit. „Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, drehen sich deine Hände nun um und geben damit das Blockierende frei und lassen es los“, höre ich Manuela sprechen. Ohne jeglichen (bewussten) Einfluss darauf zu nehmen, spüre ich tatsächlich die Drehbewegung meiner beiden Hände, spüre, wie sie nach unten kippen. Ich bin sprichwörtlich seelenruhig.
Nach diesem Loslassen folgt der Muskeltest (“um zu sehen, ob das Unterbewusstsein schon reagiert“), dazu hebt Manuela meinen Unterarm mit ihrem Zeige- und Mittelfinger an und bringt ihn in eine aufrechte Position, um dann zu sagen, dass er nun hart wie Beton werden soll, vom Handgelenk bis hoch zur Schulter. Und tatsächlich, „dein Unterbewusstsein hat toll reagiert, dein Arm wurde sofort total steif, ich konnte gleich loslassen. Nichts könnte den Arm noch umwehen - somit habe ich gewusst, du bist bereit für dein Hauptthema“, fasst Manuela hinterher erklärend zusammen. Und was ist mein Gefühl? Tja, ich spüre genau, wie sich mein Arm nach oben bewegt und dass er dann stur und unwiederbringlich nach oben ragt. Gleichzeitig kann ich aber in dieser Phase der totalen gemächlichen Entspannung keinen Einfluss darauf nehmen. Schon eigenartig irgendwie, aber immerzu angenehm.
Unterbewusstsein wird „umprogrammiert“
Dann spricht Manuela „mein“ ausgesuchtes Thema direkt an, gibt dem Unterbewusstsein den Befehl, dass sich das jeweilige „Problem“ lösen darf, gibt die neue Information, das gewünschte Ziel, mit klarer und deutlicher Stimme an mein Unterbewusstsein weiter. All das höre ich. Diese Phase ist zugleich der Knackpunkt jeder Hypnose.
„Denn das Ziel ist ja letztendlich, dass das Wachbewusstsein und das Unterbewusstsein in dieselbe Richtung schauen. Oft wissen wir zwar, was wir verändern wollen, aber unser Unterbewusstsein hat den Befehl noch nicht“, erklärt Manuela. Über die Hypnose erreiche ich dieses und kann auch diese Ebene über das gewünschte Ziel informieren. In sehr vielen Fällen wird das Loskommen von der Zigarette, das Abnehmen, die Lösung von Nervosität oder Schlafproblemen angestrebt. Bei Kindern sind es zu 90 Prozent Lernblockaden, erzählt Manuela von ihren Erfahrungen.
Das Unterbewusstsein kann somit umprogrammiert werden - wie man es auch von den Showhypnosen aus dem Fernsehen kenne. So könne sie mir eine Zitrone hinhalten, mir aber gleichzeitig erzählen, es wäre ein saftiger, knackiger Apfel - und ich würde nach der Hypnose hineinbeißen und keine Miene verziehen. Weil das Unterbewusstsein denkt, es ist ein Apfel. Oder suggerieren, dass ich die Zahl vier vergessen soll. Daraufhin würde ich die Finger auf meiner Hand zählen und auf sechs kommen. Oder mir etwa erklären, dass ich ab sofort Manuela heiße, dann würde ich genau auf diesen Namen reagieren. Bis sie mich dann wieder in Hypnose versetzt, um aufklären, dass ich eigentlich Kathi heiße.
Ich bin wieder hellwach
Zurück zu meiner Sitzung. Mein Unterbewusstsein hat die neue Information, meine gewünschten Ziele bereits erhalten, es ist nun Zeit für die Auflösung. „Ich zähle nun von eins bis fünf und bei fünf bist du wieder hellwach“, spricht Manuela zu mir. „Eins - Puls und Blutdruck, alle Körperfunktionen gehen zurück auf für dich optimale Werte, Zwei...Drei...Vier...Fünf - du öffnest deine Augen und bist wieder hellwach.“
In der Tat, meine Augen öffnen sich zaghaft, ich bin noch ruhig, entspannt, nahezu träge, meine Zunge liegt wie betäubt in meinem Mund, das Sprechen fällt noch schwer. Langsam tauche ich wieder in den Raum ein, nehme meinen Körper wieder wahr, werde langsam wieder wach. Ertappe mich allerdings dabei, dass ich - die ich normalerweise so quirlig bin - die nächste halbe Stunde in einem komplett ruhigen Zustand verweile. Meine Konzentration ist noch nicht am Punkt, die Interviewfragen gehen momentan noch schwer über die Lippen, mein Körper befindet sich sichtlich noch in der entspannten Phase. Vielleicht will er das nicht so schnell aufgeben, denke ich mir schmunzelnd. Diese zwei Stunden waren für mich eine tolle und gleichzeitig erstaunliche Erfahrung, die mich noch länger begleiten wird, da bin ich mir sicher.
Ein kleiner Nachtrag: In der darauffolgenden Nacht hatte ich intensive, aber schöne Träume zum eben behandelten Thema in der Sitzung. Ich schätze mein Unterbewusstsein hat „gesprochen“?
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