Romeo Kaltenbrunner ist auf der Suche nach der Selbstliebe

Laura Hochedlinger Tips Redaktion Laura Hochedlinger, 26.01.2023 11:10 Uhr

ENGERWITZDORF/WIEN. Romeo Kaltenbrunner erzählt in seinem ersten Kabarett-Programm „Selbstliebe“ von Single-Sein und Selbstfindung. Er lebt und arbeitet in Wien, aufgewachsen ist er in Engerwitzdorf. Mit Tips hat Romeo Kaltenbrunner über seinen Start in der Kabarettszene gesprochen.

Tips: Worum geht es in deinem Programm?

Romeo Kaltenbrunner: Meine Bühnenfigur ist ein Typ, der vom Land gekommen ist und in Wien studiert hat. Es ist eine Aufsteigergeschichte: Er ist der erste seiner Familie, der studiert hat, hat eine reiche Freundin kennen gelernt, doch sie macht nach Krisen mit ihm Schluss. Was ich damit sagen will, ist: Du kannst dich als Mensch auf die da oben nicht verlassen, wenn es darauf ankommt. Er muss sich jetzt alleine zurechtfinden, darüber berichte ich in seltsamen Alltagsgeschichten.

Tips: Wie ist Selbstliebe in dem Kontext zu verstehen?

Romeo Kaltenbrunner: Gerade in den letzten Jahren ist Selbstliebe ein Thema. Meine Bühnenfigur sucht Liebe und Anerkennung. Du musst dich selbst lieben, bevor du in einer glücklichen Beziehung leben kannst. Du musst meditieren, damit du erfolgreich bist. Das Thema Selbstoptimierung ist für mich ein Fass ohne Boden. Ist man man etwa glücklich, wenn man beruflich erfolgreich ist? Ich glaube, dass du schon auch in glücklichen Beziehungen sein kannst, auch wenn du dich nicht selbst liebst. Die Figur steht am Ende da und fragt sich, ob Selbstliebe reicht, damit er glücklich ist, oder ob es doch etwas anderes braucht. Diese Selbstliebe wird ständig hinterfragt.

Tips: Wie viel von dir steckt in der Bühnenfigur?

Romeo Kaltenbrunner: Wir sind uns natürlich ähnlich, zum Beispiel bei der ländlichen Herkunft. Er war nicht so privilegiert, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Oft nimmt man sich ja privilegierte Menschen zum Vorbild und denkt, die haben es geschafft. An der Figur will ich zeigen, dass es eine Wahnsinnsleistung ist, wenn man aus einer schwächeren sozialen Schicht rauskommt und seinen Weg geht, darauf kann man stolz sein.

Tips: Was willst du im Programm noch ansprechen?

Romeo Kaltenbrunner: In unserer Generation dachten viele, als sie jung waren, man muss beruflich erfolgreich sein und dann ist alles besser. Das beginnt jetzt zu bröckeln. Wir müssen vielleicht andere Baustellen angehen.

Tips: Wie bist du zum Kabarett gekommen?

Romeo Kaltenbrunner: Ich hatte keinen Zugang zum Kabarett. Studiert habe ich Wirtschaftsrecht und Kommunikationsmanagement. Neben der Arbeit bei der Stadt Wien habe ich schon länger geschrieben, etwa für die Tagespresse. Ein Kontakt hat mich dann gepusht, damit ich mich auf die Bühne stelle. 2019 machte ich erste Erfahrungen mit Open-Mics, wo man fünf Minuten auf der Bühne steht. Dann wurde ich zu einer Mixed Show eingeladen. Der erste Auftritt hätte am ersten Tag des Lockdowns stattfinden sollen.

Tips: Wie ging es dann weiter?

Romeo Kaltenbrunner: Der Lockdown war natürlich ein Rückschlag, gleichzeitig konnte ich mich mit neuen Themen auseinandersetzen und hatte viel Zeit zum Schreiben. Seit Herbst bin ich in Bildungskarenz, um mich auf das Kabarett zu konzentrieren. Aber: Ich finde es genauso inspirierend, einen gewöhnlichen Alltag zu haben, Kollegen zu treffen, denn dort bekommt man viel Inspiration für das Kabarett.

Tips: Hast du kabarettistische Vorbilder?

Romeo Kaltenbrunner: Ich bin nicht mit Kabarett aufgewachsen. Die Familie einer Freundin hat mich, als ich Anfang 20 war, einmal darauf aufmerksam gemacht, dass ich Kabarett machen sollte, erst seitdem habe ich das am Radar. Was Josef Hader oder Roland Düringer machen, hat mich schon begeistert. Was mich aber wirklich inspiriert hat, sind humoristische Serien wie Malcolm Mittendrin oder der Prince von Bel Air, dort geht es auch um das Drumherum. Ich möchte große Geschichten erzählen, ohne viel zu sagen, allein durch Bühnendarstellung und Equipment.

Tips: Wo spielst du jetzt ?

Romeo Kaltenbrunner: Ich spiele hauptsächlich und regelmäßig auf Wiener Bühnen. Im Herbst hatte ich Premiere mit „Selbstliebe“ im Kabarett Niedermair. Andreas Fuderer, Leiter des Niedermair, hat mich bei der Ennser Kleinkunstkartoffel gesehen und ins Niedermair eingeladen. Das war ein Ritterschlag.

Tips: Die Ennser Kleinkunstkartoffel hast du ja gewonnen. Wie hast du dich vorbereitet?

Romeo Kaltenbrunner: Was ich dort gespielt habe, war nur ein kleiner Teil des aktuellen Programms. Ich war schon sehr überrascht, dass ich gewonnen habe. Auf solche Wettbewerbe kann man sich kaum vorbereiten, es gehört auch viel Glück dazu. Mir ist dann schon ein wenig der Reis gegangen, weil ich gemerkt habe, jetzt sollte ich mein Programm doch fertig schreiben.

Tips: Wie leicht oder schwer ist es für Jungkabarettisten in er österreichischen Szene?

Romeo Kaltenbrunner: Es ist schon schwierig. Die Jungkabarettisten-Szene wurde in den letzten Jahren in Österreich eher vernachlässigt, die Platzhirsche sind deutlich älter als etwa in Deutschland. Jetzt passiert aber etwas. Ich merke, dass sich Menschen in Wien, die als Gatekeeper fungieren, dafür einsetzen, dass junges Kabarett gefördert und sichtbarer wird.

Tips: Wie wichtig ist es, sich selbst zu vermarkten?

Romeo Kaltenbrunner: Social Media ist extrem wichtig, damit man Publikum bekommt. Es ist eine Chance, nimmt aber auch sehr viel Zeit ein. Ich selbst bin auch aktiv, betreibe es aber nicht so wie manche Kollegen, die täglich Inhalte posten. Über Social Media kommen auch Anfragen für Auftritte rein. In Wien habe ich mir einen Namen erspielt und bekomme Einladungen zu Auftritten, außer halb von Wien muss ich mich selbst bewerben.

Tips: Am 11. Mai hast du in Linz OÖ-Premiere. Wie groß ist die Vorfreude?

Romeo Kaltenbrunner: Ich freue mich schon richtig darauf, in OÖ zu spielen. Freunde und Familie haben sich schon Tickets gesichert. Ich bin gespannt, ob das Programm gleich gut ankommt. Ich mache mich ja über Menschen am Land genauso lustig wie über die Menschen in der Stadt. Ich greife niemanden an, sondern spreche nur über die Eigenheiten. Es ist ja etwas Schönes, über sich selbst zu lachen.

Oberösterreich-Premiere

Donnerstag, 11. Mai, 20 Uhr

Kulturzentrum Hof, Linz

Nächster Auftritt: 8. Februar, Theater am Alsergrund, Wien

(erstmals mit 90-Minuten-Programm)

Alle Termine auf romeokaltenbrunner.com

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