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VORDERWEISSENBACH/BEZIRK. Der Literat Joschi Anzinger hat mit „Mundart macht Schule“ ein Projekt ins Leben gerufen, das den Schülern in der Region Mundart und Sprachgefühl näherbringen soll.

  1 / 2   Literat Joschi Anzinger (stehend links) und Gstanzl-Sänger Toni Pichler (rechts) bei den Schülern der NMS Vorderweißenbach Foto: Irmgard Fuchs-Eisner

„i hob in meina toschna

heft und a floschna

heft und a buachund

ned des wos i suach“

Diesen herzhaften Vierzeiler dichtete David Karlsböck, ein Schüler aus der 2. Klasse der Neuen Mittelschule (NMS) Vorderweißenbach, bereits nach der ersten Stunde des Projekts „Mundart macht Schule“. „Ich freue mich über die spontane Kreativität der Kinder und bin begeistert und voll des Lobes über diese Schüler und deren engagierte Lehrer“, freut sich Anzinger, der mit seinem Projekt Schulen in der Region besucht. Unterstützt wird der Mundart-Dichter und selbst ernannte Literat zeitweise von Gstanzl-Sänger und Wirtshausmusikant Toni Pichler aus Bad Leonfelden.

Gstanzl im Nu

Das Interesse und die Neugierde seien von Anfang an zu spüren gewesen, erzählt Anzinger. „Ich erklärte den Kindern einige einfache Kniffe, wie spannend es ist, im Handumdrehen einen Vierzeiler oder ein Gstanzl zu schreiben“, sagt Anzinger. Zudem konnte der Musiklehrer und Volksbildner Toni Pichler gewonnen werden, das Vorhaben musikalisch zu begleiten, damit die Schüler nicht nur zum Texten, sondern auch zum Singen der eigenen Lieder animiert werden. Der Direktor der NMS Vorderweißenbach, Josef Beneder, antwortete auf die Frage, weshalb er das Engagement des Stelzhamerbundes unterstützt und fördert: „Ich bin überzeugt, dass unseren Schülern schon in jungen Jahren unsere Mundart und unsere echte Volksmusik schmackhaft gemacht werden muss, damit sie unsere bodenständige Kultur ins Erwachsenwerden mitnehmen und weiter pflegen“. Ihm sagt zu, wie zwei Referenten die Kinder dafür begeistern und dieses alte Wissen spielerisch vermitteln können.

Spielen mit Mundart

Das Spielen mit der Muttersprache Mundart zeige laut Anzinger eines ganz deutlich: Weil sie die erste erlernte Kommunikation bedeutet, ist sie emotional und intuitiv der Wahrnehmung am nächsten. Die Schulsprache, oder Hochsprache, sei bei fast allen Kindern nicht die eigentliche Muttersprache und werde erst im Schulunterricht trainiert und gefestigt. Somit wachsen die meisten Kinder „zweisprachig“ auf. Das hat zur Folge, dass diese Kinder automatisch einen größeren Wortschatz besitzen als jene Kinder, die im Elternhaus „schön sprechen“ lernen müssen, dabei aber nur eine Sprache vermittelt bekommen. „Bereits Goethe hat erkannt: ,Mundart ist die Sprache des Herzens““, betont der Literat. Auch die Deutsch-Lehrerin Elisabeth Seiberl, die das Projekt seitens der Schule betreut, ist vom Konzept begeistert: „Ich halte es für eine wichtige Pflicht eines Lehrers, die Traditionen, die in einer Gegend (noch) vorhanden sind, zu pflegen und weiterzugeben. Dazu gehört auch die Mundart, die oft klarer und detaillierter auszudrücken vermag, was gemeint ist, als es der Standardsprache gelingt“. Mit Mundart neben ihrer Funktion als tägliches Verständigungsmittel können die Schüler zudem kreativ umgehen: Gedichte und Gstanzln schrei­ben, Rhythmus spüren; alten, in dieser Generation vielleicht schon unbekannten Ausdrücken nachgehen oder den Klang der Sprache erleben. Fest der VolkskulturIm Idealfall ist im Herbst genügend (Text-)Material der Schüler vorhanden, um im September beim Fest der Volkskultur in Oberwang damit auftreten zu können. „Noch wichtiger jedoch ist die Freude am kreativen Umgang mit Mundart und Volksmusik. Und besonders reizvoll ist es zu wissen: Es gibt keine Rechtschreibfehler“, sagt Anzinger lachend.

Weitere Gstanzln der Schüler

Da fischa duat fischn,

da maura duat maun,

da fischa kimmt mit nix hoam,

da maura kimmd mit n schwips hoam

(Jan Schöftner, 4. Klasse)

Jetzt san ma boi ferti

in da schui hamma kaum

dann kemmam ma wieder

im Altersheim zaum

(Laura Wolkerstorfer, 4. Klasse)

In da schui sitzn mia

von da fria bis auf d´spat

von da spat bis in d´fria

jo do lernan hoid mia

(Annika Keplinger, 4. Klasse)

Ban fensta schaumma aussi

de schtund gfreit uns ned

da lehra kennt goar nix

und gibt uns an fleck

(Daniel Gartner, 4. Klasse)

I kan hoid ned dichtn

des is ma koa freid

i schreib liaba gschichtn

do griangs glei an neid

(Tanja, 3a. Klasse)

Mei Hobby is Fuaßboi

des gfreit mi so fü

i schias so fü Tore

mia gwingan jeds Schpü

(Dominik Winkler, 4. Klasse)


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