Steyregger Verein "Krafttankstelle" bietet Unterstützung bei Heilprozess nach dem Krebs
STEYREGG/KALLHAM. Mit dem Verein „Krafttankstelle“ möchten Edith Aigner aus Steyregg und Elfriede Hummer-Pritz aus Kallham Jung-Eltern eine Alternative zu einer mehrwöchigen Reha nach einer Krebserkrankung bieten. Im Tips-Interview erzählt Edith Aigner über ihre Tätigkeit und warum mit der Diagnose „geheilt“ die Krankheit noch nicht überstanden ist.
Tips: Wie kam es zur Gründung des Vereins Krafttankstelle?
Aigner: Ich hatte vor sieben Jahren Krebs. Als Mama ist das schwierig – man hat viele Behandlungen und ist viel weg. Eine dreiwöchige Reha, nachdem der Krebs überstanden war, war für mich deshalb kein Thema mehr. Dann bin ich aber draufgekommen: Irgendwas braucht man schon, um diese Krankheit zu verarbeiten. Das war der Beginn meiner Reise, ich hab viel ausprobiert und gesehen, dass es anderen Mamas ähnlich geht. Der Bedarf nach einer Reha ist da – aber nicht drei Wochen.
Tips: Ihr bietet quasi eine viertägige Alternative dazu an, was wird da genau gemacht?
Aigner: Wir verbringen die gemeinsame Zeit im Bildungshaus Breitenstein in Kirchschlag, dort organisieren wir jeden Tag verschiedene Workshops. Am Montag geht es um die Alexander-Technik, um Gewohnheiten und wie man den Alltag ein bisschen anders gestalten kann. Der zweite Tag ist dem Thema Bewegung gewidmet. Wir machen Yoga, sind aber auch einfach draußen aktiv und schauen, was geht denn schon wieder? Am Mittwoch geht es um Fermentation, speziell um Kombucha. Da wollen wir unseren Teilnehmern etwas mitgeben, was man daheim leicht umsetzen kann. Und am letzten Tag geht es noch ein bisschen raus aus der Komfortzone: Mentaltraining, Atemtechniken und Eisbaden. Wir probieren Neues aus und schauen, was bringe ich eigentlich wirklich noch zusammen, mental und körperlich.
Tips: Die Teilnehmer bekommen also wieder mehr Sicherheit?
Aigner: Genau! Es geht darum, sich wieder etwas zuzutrauen, weil man oft nach der Erkrankung nicht mehr so ein Vertrauen in seinen Körper hat. Und es geht auch um den Austausch untereinander. Natürlich hat man Partner und Freunde, die einem mit Rat und Tat immer zur Seite stehen. Aber der Austausch mit jemandem, der weiß, was man da erlebt hat, welche Ängste und Gedanken man hat, ist schon etwas anderes. Dabei entstehen wertvolle Freundschaften. Auch ich habe noch zu allen Teilnehmern Kontakt. Wir organisieren unter anderem auch immer ein Sommerfest, wo wir spenden sammeln - und da kommen dann auch alle wieder zusammen.
Tips: Wie oft werden die Kurse angeboten, wie werden sie finanziert?
Aigner: Wir sind ein gemeinnütziger Verein, heißt, Elfriede Hummer-Pritz und ich bekommen kein Geld für das Ganze. Das Angebot für die Teilnehmer wird rein über Spenden finanziert. Ein Aufenthalt pro Person für die vier Tage kostet zwischen 700 und 800 Euro. Die Kurse finden derzeit dreimal im Jahr statt, auch für nächstes Jahr gibt es bereits Termine und noch freie Plätze. Pro Termin können maximal fünf Personen teilnehmen, damit wir uns wirklich auf jeden einzelnen fokussieren können. Mein Ziel wäre es natürlich, dass wir die Kurse einmal pro Monat anbieten können, aber das geht sich rein mit Spenden hald derzeit leider noch nicht aus.
Tips: Was können Familienmitglieder tun, um eine geheilte Person im neuen Alltag zu unterstützen?
Aigner: Ihr kleine Pausen gönnen und diese auch wirklich einplanen. Der Alltag ist auch so schon oft anstrengend – wenn man krank wird, verbraucht man noch mehr Kraftreserven. Man muss lernen, sich selbst als Elternteil Zeit zu nehmen und auch einfach mal zu sagen 'ich brauch jetzt eine Pause'. Dass man offiziell als gesund gilt, ist zwar richtig, ja, und die Ärzte sagen 'du bist geheilt' – aber dass das trotzdem eine einschneidende Krankheit war, wo man Zeit braucht, das zu verarbeiten und wieder fit zu werden, das wird manchmal übersehen.
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