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Puchenau: Mediziner ersetzt Medikamente durch Musikstücke

Andreas Hamedinger, 10.04.2023 18:45

PUCHENAU. Matthias Koller wohnt in Puchenau und ist Anti-Aging-Mediziner, Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie sowie Arzt für Allgemeinmedizin in Puchenau und Linz. Im Tips-Interview spricht er über das Thema Haar-Operationen.

Musik ersetzt die Medikamente. (Foto: Matthias Koller)
Musik ersetzt die Medikamente. (Foto: Matthias Koller)

Tips: Wie darf man sich eine Haar-Operation vorstellen? Viele wissen ja gar nicht, dass es so etwas gibt.

Koller: Eine Haartransplantation wird durchgeführt, um hohe Geheimratsecken, das typische „Kranzerl“ am Hinterkopf oder eine Glatze am Vorderkopf mit Eigenhaar aufzufüllen. Um das zu erreichen, werden die Haare mit Haarwurzel vom Hinterkopf einzeln entnommen und dann an die kahlen Stellen transplantiert. Wir setzten neben dem medizinischen Team auch den Artas-IX-Roboter ein, der die Haarfollikel besonders schonend und exakt entnimmt.

Tips: Welche Medikamente werden normalerweise dafür eingesetzt und warum?

Koller: Die Operation erfolgt in Lokalbetäubung und dauert mehrere Stunden. Normalerweise werden zusätzlich sedierende Medikamente eingesetzt, damit die Patienten schläfrig werden und einen Teil der Operation verschlafen.

Tips: Sie setzen als Alternative Musik ein. Wie sind Sie darauf gekommen?

Koller: Die Idee, Neuromusik bei uns in der Ordination einzusetzen, stammt von unserem Anästhesisten Thorsten Punkenhofer. Er hatte damit bereits Erfahrung im klinischen Bereich, wo er diese Musik auch während Narkosen einsetzte und dabei beobachtete, dass die Patienten weniger Medikamente benötigten. Das hat mich sehr interessiert und ich sah in der Haartransplantation eine ideales Einsatzgebiet für diese Musik. Die Patienten werden schläfrig, schlafen häufig ein, ohne dass wir sedierende Medikamente geben müssen. Diese haben häufig Nebenwirkungen und beeinträchtigen natürlich auch die Verkehrstüchtigkeit.

Tips: Sind Sie der einzige Arzt in Österreich, der diese Methode verwendet?

Koller: Es gibt eine Studie aus Wien, wo die Neuromusik bei Kindern in Lokalbetäubung eingesetzt wurde. Mit dem Effekt, dass die Kinder unter Neuromusik eine geringere Dosis an Lokalbetäubung brauchten. Inwieweit diese Musik woanders im medizinischen Alltag eingesetzt wird, ist mir nicht bekannt. Ich hoffe jedenfalls, mehr Ärzte erkennen die positiven Wirkungen dieser speziellen Musik und setzen sie für ihre Patienten ein.

Tips: Wie viele Patienten wählen diesen Weg? Sind die Patienten überrascht, dass es solch eine alternative Methode bei Haar-Operationen gibt?

Koller: Es ist bei uns mittlerweile Routine und jeder Patient, der eine Haartransplantation macht, wird mit Neuromusik versorgt. Bisher hat das noch niemand abgelehnt, zumal es sich ja um sehr angenehme Klänge handelt und man angenehm ruhig und müde dabei wird. Trotzdem aber Herr über seine Sinne bleibt.

Tips: Welche Art von Musik ist das?

Koller: Die Musik wird vom Wiener Komponisten Karl Eddy komponiert. Es handelt sich um binaurale Beats, die einen Frequenzunterschied zwischen linkem und rechtem Ohr erzeugen. Damit werden dieselben Frequenzunterschiede nachgeahmt, die das Gehirn hat, wenn wir einschlafen beziehungsweise schlafen.

Tips: Wie wirkt die Musik auf den Patienten?

Koller: Sie wirkt beruhigend, entspannend und macht müde.

Tips: Welche Vorteile gibt es?

Koller. Die Vorteile sind, dass auf bestimmte Medikamente verzichtet werden kann. Wir geben zum Beispiel bei der Haartransplantation nur eine Lokalbetäubung, aber keine zusätzlichen Medikamente während des Eingriffs. Wir lassen Medikamente weg, die man zum Beispiel bei der Gastroskopie oder Koloskopie bekommt, damit man den Eingriff nicht so mitbekommt.


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