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Wolfgang Wallner: „Konsumenten müssen Möglichkeit haben zu wählen“

Andreas Hamedinger, 03.03.2020 06:59

FELDKIRCHEN. Wolfgang Wallner wird ab Mai die Leitung des oberösterreichischen Bauernbundes übernehmen. Die Landwirtschaft sieht er gut aufgestellt, Herausforderungen gibt es dennoch genügend.  

Wolfgang Wallner wünscht sich faire Preise für landwirtschaftliche Produkte. Foto: Privat
Wolfgang Wallner wünscht sich faire Preise für landwirtschaftliche Produkte. Foto: Privat

Tips: Wie wird die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

Wallner: Ich denke gut, die Menschen schätzen die Arbeit der Bauern, und gerade im Frühling wird die durch die Landwirte geschaffene Kulturlandschaft besonders wahrgenommen.

Tips: Alles läuft also bestens?

Wallner: Auch wenn es einen erkennbaren Trend zur Regionalität gibt, muss die Arbeit der heimischen Landwirte wieder verstärkt in das Bewusstsein gerufen werden. Und es muss mit falschen Klischees aufgeräumt werden.

Tips: Falsche Klischees, an welche denken Sie dabei?

Wallner: Ganz einfach, es gibt keine sprechenden Schweine oder lila Kühe. Vielfach wird in der Werbung ein Bild von der Landwirtschaft vermittelt, das nicht stimmt.

Tips: Wie kann diese Aufklärung gelingen?

Wallner: Durch Kommunikation. Dies kann durch die Direktvermarkter geschehen, die mit dem Verbraucher in das Gespräch kommen. Sehr viel positive Brückenbaufunktion leisten auch die Bäuerinnen und die Schule am Bauernhof-Betriebe. Denn gerade der Kontakt mit den Schulen setzt bei den Kindern an, die oft nicht mehr wissen wie Lebensmittel eigentlich hergestellt werden. In vielen Bereichen müssen wir aber noch deutlich mehr über unsere heimische Landwirtschaft informieren.

Tips: Die Landwirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen. Welche sind für Sie die wichtigsten?

Wallner: Als Landwirt musst du vieles beachten. Umfangreiche Auflagen im Tier- und Pflanzenschutz erschweren die Produktion. Auch die Folgen des Klimawandels sind in der Landwirtschaft schon deutlich spürbar. Das wird uns sowohl in der Produktion aber auch bei künftigen Rahmenbedingungen – Stichwort „Green Deal“ – noch mehr fordern.

Arbeit muss wertgeschätzt werden

Tips: Wie sehen Sie die gesetzlichen Auflagen?

Wallner: Wichtig wäre, dass Bestimmungen, die in Österreich gelten, auch Anwendung auf die importierten Lebensmittel finden. Das würde im Sinne einer Wettbewerbsfairness unbedingt notwendig sein.

Tips: Sie erwähnen den „Green Deal“. An welche Problematik denken Sie dabei?

Wallner: Hier könnte eine CO2-Steuer der richtige Ansatz sein. Werden Lebensmittel rund um die Welt versendet, soll sich das auch bei deren Preis niederschlagen.

Tips: Viele Bauern arbeiten 365 Tage im Jahr. Ist der Beruf für die Jugend überhaupt noch attraktiv?

Wallner: Ja, und das gilt nicht nur für die Jungen. Nur müssen die Rahmenbedingungen stimmen.

Tips: Welche Bedingungen?

Wallner: Die Arbeit muss wieder mehr wertgeschätzt werden und man muss auch Einkommen erwirtschaften können, die einem ein gutes Leben ermöglichen. Und ganz wichtig: Man muss einem Landwirt auch die Möglichkeit geben, sich weiterentwickeln zu können und die Gelegenheit geben auf Trends zu reagieren.

Tips: Die Frage eines fairen Preises beschäftigt die Landwirtschaft ja schon lange. Wer ist daran Schuld, dass Produzenten – etwa für Milch – zu wenig Geld bekommen?

Wallner: Eigentlich entscheidet jeder von uns bei seinem täglichen Einkauf über den Preis den der Bauer für seine Milch, sein Fleisch, sein Gemüse oder sein Obst erhält. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eines: Konsumenten müssen die Möglichkeit haben zu wählen.

Tips: Haben dies Konsumenten nicht schon jetzt?

Wallner: Nur bedingt. Bei Frischware sehe ich meist woher der Käse, das Schweinefleisch oder das Geflügel stammt. Und so kann ich mich aktiv für ein Lebensmittel aus Österreich entscheiden. Doch bei Fertigprodukten sehe ich in der Regel nicht woher das verarbeitete Getreide oder die verwendeten Eier stammen. Das muss dringend geändert werden.

Tips: Wie sehen Sie die Rolle von Supermarktketten in diesem Zusammenhang?

Wallner: Zwischen dem Handel und der heimischen Landwirtschaft gibt es eine gelebte Partnerschaft. Leider steht beim Handel manchmal dann aber doch die Gewinnmaximierung im Vordergrund.


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