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Gedichte und Geschichten wollen geschrieben werden

Leserartikel Online Redaktion, 05.04.2015 08:00

VITIS. Der Schriftsteller und Energieexperte Robert Kraner hat vor wenigen Wochen seinen neuen Roman „Weißdorn“ veröffentlicht. Im Gespräch mit Tips sprach er über seine schreibende Tätigkeit und mehr. von ERICH SCHACHERL

  1 / 2   Robert Kraner erzählte im Gespräch mit Tips interessante Geschichten über seine Tätigkeit als Schriftsteller. Fotos: Schacherl
Mit dem Schreiben begann der in Wien geborene Robert Kraner in den 1970er Jahren im Alter von 16 Jahren. Nach einem Schulwechsel in die Landwirtschaftsschule Francisco Josephinum nach Wieselburg wurde sein Interesse durch einen guten Deutschlehrer geweckt. Irgendwann einmal wurde das Gedicht „Die Todesfuge“ von Paul Celan, das mit lyrischen Mitteln die nationalsozialistische Judenvernichtung thematisiert, im Unterricht durchgenommen. „Der Lehrer hat das Gedicht gelesen und es hat mich zutiefst getroffen. Das war ein Schlüsselerlebnis“, erinnert sich Kraner. Er begann anschließend Gedichte zu verfassen, nur für sich selbst, „recht tolpatschig“, wie er meint. Der Wunsch „etwas auszudrücken was in mir ist, Bilder zu formulieren und mich mit der Sprache zu spielen“, wurde immer wichtiger.Berufliche Laufbahn Gedichte, Tagebuchaufzeichnungen und literarische Notizen wurden zu seinen Begleitern durch   bewegte Folgejahre. Matura, ein erster Job als landwirtschaftlicher Adjunkt in Leopoldsdorf bei Wien, zwei Jahre später Kündigung und eine tiefgreifende Sinnkrise angesichts der industriell orientierten Landwirtschaftsmethode an seinem Arbeitsplatz, die seiner Lebensanschauung mehr und mehr widersprach. Die Umorientierung zum Landwirtschaftslehrer mit dem Ziel als Entwicklungshelfer zu arbeiten folgte, statt einem Auslands­einsatz landete er allerdings bei der Caritas in Wien. Freiwilliger Helfer, Zivildiener und anschließend Leiter eines Obdachlosenheimes für Jugendliche waren die Stationen seiner dortigen Karriere, die er mit totaler Überforderung und einem Burnout nahe, beenden musste. Ein Wink des Schicksals führte ihn anschließend in die Landwirtschaftliche Fachschule Edelhof in Zwettl, wo er vier Jahre als Lehrer tätig war. 1989 erhielt er schließlich eine Stelle bei der Umweltberatung Niederösterreich, seit 2011 ist er bei der Energie- und Umweltagentur in Zwettl tätig.Es fehlt etwas Im Freundeskreis kamen seine damaligen schriftstellerischen Versuche gut an, „aber in mir sind mehr und mehr Zweifel aufgekommen, ob das was ich schreibe auch wirklich einem literarischen Anspruch genügt“, schildert Kraner. Dann der erste Versuch einer längeren Geschichte, im Nachhinein gesehen erste Vorstudien zu seinen späteren Romanen „Valerie“ und „Weißdorn“, aber damals „bin ich an so Sachen gescheitert wie, in welcher Zeit soll ich schreiben oder in welcher Person? Mir hat einfach das Handwerkszeug gefehlt“, denkt er mit einem Lächeln zurück. Schreibwerkstatt Wie das Leben es wollte, stieß Robert Kraner in dieser Zeit auf den Roman „Gebürtig“ des österreichischen Autors Robert Schindel. „Das Buch hat mich in meinem Lebensgefühl und auch von der Schreibart sehr angesprochen“, erzählt er. Robert Schindel hielt Seminare in der Schule für Dichtung in Wien ab, die konnte Kraner aus zeitlichen Gründen nicht besuchen. Die Gelegenheit einander kennenzulernen ergab sich durch eine Veranstaltung der Waldviertel Akademie im Hoftheater in Pürbach, zu der Schindel geladen war. „Dort habe ich ihn angesprochen, ob er nicht auch im Waldviertel Kurse zum Thema Schreiben machen möchte“, schildert Kraner. Er wollte und übernahm (bis zum heutigen Tag) die künstlerische Leitung der Waldviertler Schreibwerkstatt, die 2003 erstmals abgehalten wurde, im Wurzelhof in Langschlag. Robert Kraner kümmert sich seither um die Organisation dieses literarischen Projektes. Endlich hatte er die für ihn richtige und wichtige Umgebung gefunden. „Durch die Erfahrungen der ersten Schreibwerkstätten ist bei mir wirklich ein Tor aufgestoßen worden. Ich habe gemerkt, jetzt ändert sich etwas, jetzt kriege ich Anhaltspunkte.“ Er konnte sich nun das notwendige Handwerkszeug aneignen. Der erste Roman Die Zeit einer ersten längeren Geschichte stand an. „Da war diese erste Romanidee, zu der es bereits Notizen gab und wo ich spürte, das treibt und drängt mich. Ich schrieb eine erste Version, habe diese überarbeitet, Meinungen dazu eingeholt und schließlich an zahlreiche Verlage ausgeschickt.“ Eine ernüchternde Erfahrung, „denn es hat kaum Reaktionen gegeben.“ Aber zumindest ein Verlag zeigte sich interessiert. Robert Kraner überarbeitete das Manuskript erneut und 2012 wurde schließlich „Valerie: Feuer, Asche, Ruß in Hartheim“ vom in Klagenfurt ansässigen Drava-Verlag herausgebracht. „Das war ein persönlicher Meilenstein für mich“, freut sich Robert Kraner. Und insofern erfolgreich, als er in der Literaturszene nun erstmals wahrgenommen wurde. Der kreative Prozess Motiviert setzte er die Autorentätigkeit in seiner persönlichen Art fort. „Ideen, Figuren, Szenen und Handlungen entstehen bei mir im ganz normalen Alltag, bei der Arbeit, im Haushalt oder wenn ich spazieren gehen. Sie sind in mir immer da und entwickeln sich“, schildert er. Von Zeit zu Zeit ist es dann notwendig, dass Robert sich eine Auszeit nimmt, Schreibtage oder Schreibklausur nennt er das, um seine Ideen auf Papier zu bringen beziehungsweise in den Computer zu tippen oder einfach auch nur, um in Ruhe nachzudenken. Kreativ in Slavonice Zieht er sich für mehrere Tage zurück, macht er das gerne im grenznahen tschechischen Städtchen Slavonice, „weil das eine schöne Stadt in einem anderen Land mit einer etwas anderen Kultur ist und ich mich nicht in meiner gewohnte Umgebung befinde. Das gibt Impulse.“ Und wenn er dann in den Schreibfluss kommt, „beginnen die Romanfiguren in meiner Vorstellung ein gewisses Eigenleben zu entwickeln. Ich brauche ihnen nur mehr zu folgen und niederzuschreiben, was passiert.“ Drei Projekte kreisen in ihm derzeit herum. Ein neuer Roman, zu dem es bereits erste Notizen gibt. Dann ist da noch die Idee von Kurzgeschichten über das Waldviertel, inspiriert durch die vielen ungewöhnlichen Ortsnamen in der Region. Und nicht zu vergessen die vielen lyrischen Werke, mit denen Robert Kraner vor langer Zeit seine schriftstellerische Tätigkeit begonnen hat, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten und darauf warten, in einem Gedichtband der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Denn,, so Robert Kraner „Geschichten wollen geschrieben werden“. Weißdorn Der neue Roman „Weißdorn“ wurde vom in Klagenfurt ansässigen Drava-Verlag publiziert. Gearbeitet hat Kraner daran etliche Jahre, erste Notizen stammen aus dem Jahr 2000. 2005 entstand der erste Bauplan, „der war aber ganz anders, als das nun vorliegende Werk“, lässt er wissen. „Es gab lange Phasen der Klärung, Zeiten, in denen ich nichts geschrieben habe, in denen ich mit der Geschichte schwanger war“, fährt er fort. Der Roman erzählt die Geschichte zweier Brüder und von zwei Krankheiten. Der an einem Wiener Gymnasium tätige Lehrer Herbert hat schwierige Jahre des Alkoholismus hinter sich. Herbert hat einen Bruder, Reinhold, mit dem er von Jugend an zerstritten war. Reinhold hat Selbstmord begangen. Weil ihn eine neurologische Erbkrankheit erwischte.  „Ich möchte den Leserinnen und Lesern einfach nur die Geschichte von Herbert, Reinhold, Liz und Max erzählen, von ihrem Umfeld, ihren Begegnungen, von Schwierigkeiten, die sie haben oder auch von den glücklichen Momenten, die sie erleben. Ich hoffe, dass die Lesenden der Geschichte so folgen können und ihre eigenen Geschichten, die sie damit verbinden, lebendig werden.“ Robert Kraner, WeißdornRoman, Hardcover mit Schutzumschlag, 334 Seiten, Drava Verlag ISBN: 978-3-85435-755-1.

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