GAMPERN. Die Landwirtschaftskammer OÖ lud zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in den Gasthof Gugg nach Gampern. Kammerpräsident Franz Waldenberger und Kammerdirektor Karl Dietachmair blickten auf die verschiedenen Krisen und Herausforderungen zurück und gaben einen Ausblick auf die Neuerungen im Jahr 2023. In der anschließenden Diskussion standen sie den Anwesenden Rede und Antwort.
Vöcklabruck ist ein landwirtschaftlich vielfältiger Bezirk mit etwa 2.300 bäuerlichen Betrieben. Rund 42.000 Hektar des Bezirks bestehen aus Äcker und Wiesen, 40.000 Hektar aus Waldfläche. 20.000 Hektar werden als Straßen, Siedlungen, Betriebsflächen usw. genutzt; auch die Gewässer zählen hier dazu. Interessant ist, dass sich der Anteil dieser Fläche in den vergangen 25 Jahren um 4.000 Hektar erhöht hat - Stichwort Bodenversiegelung.
Die Vielfalt macht's
Drei Viertel der Bauern im Bezirk sind auf Rinderhaltung spezialisiert, wodurch einerseits das landwirtschaftliche Grünland gepflegt wird und andererseits in weiterer Folge daraus hochwertige Nahrungsmittel werden. Im Osten des Bezirks gibt es einen Schwerpunkt in der Schweinehaltung; zudem werden Schafe, Pferde und Alpakas als Nutztiere gehalten. Auch Almwirtschaft, Imkerei und Fischerei sind für Vöcklabruck wichtig; die einzige Fischereifachschule Österreichs befindet sich in Scharfling am Mondsee. Relativ neu dazu gekommen ist das Thema Weinbau.
Interessen vor Ort vertreten
„Eine Besonderheit der Landwirtschaftskammer ist ihre Regionalität. In den Gemeinden sind die Ortsbauern durch demokratische Wahlen legitimiert und können die Interessen der Bauern direkt vor Ort vertreten, z.B. Stellungnahmen in Bezug auf Umwidmungen abgeben“, so Alfred Lang, Bezirksobmann des Bauernbunds.
Multiple Krisen sind eine große Herausforderung
Rund 100 Landwirte folgten der Einladung der Landwirtschaftskammer. Franz Waldenberger und Karl Dietachmair sprachen in zwei Impulsreferaten über die Herausforderungen in der Landwirtschaft und verschiedene Förderungen für Bauern. „Die vielen verschiedenen Krisen fordern die Landwirtschaft“, so Dietachmair. Dieser hob in seiner Rede unter anderem auch die Entlastungsmaßnahmen, wie den Stromkostenzuschuss, die Mineralölsteuer-Rückvergütung, das Versorgungssicherheitspaket und den SV-Bonus hervor.
Klimawandel erschwert landwirtschaftliche Arbeit
Verschiedene Unwetterereignisse erschweren die bäuerliche Arbeit. So sind 170 Millionen Euro an Klimaschäden in der Landwirtschaft entstanden. „Die Landwirtschaft trägt 10,8 Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen bei, wobei ihr Anteil sinkt – im Gegensatz zum Verkehr, der für rund 30 Prozent verantwortlich ist“, so Waldenberger, der selbst Biobauer ist. Eine Forderung der Landwirtschaftskammer ist eine EU-weite verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier. Die Vertreter sprachen sich hingegen gegen eine verpflichtende Abdeckung von Güllebecken zur Ammoniak-Reduktion aus, die bis 2028 umgesetzt werden soll. Denn: „Hier gibt es kein wirtschaftliches Verhältnis der Investition zum tatsächlichen Reduktionspotential.“
Trend zur Regionalisierung
Zur Globalisierung sagte der Präsident, dass man durch die Krisen gesehen habe, dass diese nicht nur Vorteile habe. Die Risiken seien zu wenig beachtet worden. Der derzeitige Gegentrend der Regionalisierung komme den heimischen Bauern entgegen, betont Waldenberger und ergänzt: „Es wird wieder verstärkt auf regionale Versorgung gesetzt.“ Denn: Durch geopolitische Krisen wie den Ukraine-Krieg oder zuvor die Pandemie sind die Landwirte als regionaler Lebensmittel-Versorger mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt.
Kritische Fragen der Landwirte
In der abschließenden Diskussionsrunde stellten sich die Kammervertreter den kritischen Fragen der Landwirte. Dabei wurden Themen wie Stromkosten, die Photovoltaik-Förderungen, Bodenversiegelung, Einheitswerte und vieles mehr aufs Tapet gebracht und besprochen.
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