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Kost-nix-Laden als regionaler Gegenpol zur Wegwerfgesellschaft

Leserartikel Katharina Kühn, 28.02.2023 19:00

REGAU. Hinter einem kleinen, unscheinbaren Holzhäuschen vor dem Haus von Daniela Oberauer in Himmelreich steht eine ehrenamtliche Community, die Wiederverwertung und Teilen mit anderen aktiv lebt: im Kost-Nix-Laden. Tips war für einen Lokalaugenschein vor Ort.

Der kleine Laden steht auf dem privaten Grundstück von Daniela Oberauer. (Foto: K. Kühn)
  1 / 3   Der kleine Laden steht auf dem privaten Grundstück von Daniela Oberauer. (Foto: K. Kühn)

„Ich wollte schon immer einen eigenen Tauschladen führen, wo Leute gute, gebrauchte Sachen hinbringen und abholen können. Ich war alleinerziehende Mama von drei Teenagerburschen und einem Baby und war selber froh, wenn ich Gewand geschenkt bekomme habe. 2010 habe ich in meiner Garage bzw. in Keller in Attnang damit begonnen, Sachen zu sammeln und wieder zur Verfügung zu stellen. Seit ein paar Jahren gibt es die kleine Hütte vor unserem Haus in der Himmelreichstraße 19 in Regau“, schildert Daniela Oberauer die Idee.

Private Initiative

Über Mundpropaganda, Facebook und eine Telegram-Gruppe wurde der Kost-Nix-Laden bekannt. Hinter dem Laden steht ein rein privater Zusammenschluss einiger engagierter Frauen, die daraus keinen Profit schlagen und wöchentlich bis zu 15 Stunden ihrer Freizeit dafür aufwenden. Die Dinge, die in den Kost-Nix-Laden gebracht werden, sind bunt gemischt: Von Kleidung für Groß und Klein, über Kinderspielsachen, Geschirr, Bücher, Möbel usw. ist alles dabei. Einige gut situierte Familien bringen auch hochwertige Markenbekleidung oder Einrichtungsgegenstände.

Aussortieren ist oft mühsam

Daniela Oberauer und ihre Kollegin Sandra Wiesmüller sichten die Sachen vor und misten aus, was nicht mehr brauchbar ist. „Lieber wäre es uns, wenn die Leute selber daheim vorsortieren, was man noch weitergeben kann und was definitiv ins Altstoffsammelzentrum gehört, wie rundherum abgeschlagenes Geschirr oder völlig verwaschene, löchrige Kleidung. Es ist ein enormer Zusatzaufwand für uns, noch extra die Entsorgung zu übernehmen“, stellen die beiden Frauen klar.

Finanzielle Sorgen und Recycling

Etwa drei bis fünf Personen kommen jeden Tag zum Kost-Nix-Laden und holen Sachen ab. Von Alleinerzieherinnen bis zum Senioren sind alle Altersgruppen dabei. Neben finanziellen Problemen steht bei vielen auch der Gedanke der Wiederverwertung guter Waren im Mittelpunkt - als Gegenpol zu Fast-Fashion und Co. „Aus dem Fundus des Kost-Nix-Ladens haben wir schon zwei Wohnungen eingerichtet. Mein Mann fuhr auf seine eigenen Kosten dafür herum und sammelte Möbel zusammen, zum Beispiel aus Wohnungsauflösungen“, schildert Daniela Oberauer, die selber auch viel Kleidung aus dem Kost-Nix-Laden trägt.

„Bitte und Danke sagen ist nicht zu viel verlangt“

Wichtig ist den beiden Frauen Wertschätzung und Respekt, vor allem vor der Privatsphäre, und ein ordentlicher Umgang mit den Sachen im Laden: „Alles herausreißen und dann einfach liegen lassen geht gar nicht. Richtig sauer werden wir, wenn sich Leute zum Beispiel Elektrogeräte oder alte Bilder holen und dann im Internet oder auf einem Flohmarkt zum Verkauf anbieten. Das ist nicht der Sinn der Sache und unfair gegenüber allen anderen Kunden“. Nachdem ihr irgendjemand unangekündigt eine alte Küche einfach in vor die Garage gestellt hatte, hat Daniela Oberauer nun eine Kamera montiert. Auch Reservierungen sind nicht mehr möglich, nachdem einige schwarze Schafe die Gutmütigkeit der Damen ausgenutzt hatten.

„Ein eigener Container wäre unser Traum“

Selbst wenn es immer wieder einmal Grund zum Ärgern gibt, haben Daniela Oberauer und Sandra Wiesmüller ihre Idee noch nicht zu Ende geträumt: „Wir wünschen uns einen richtigen Container, in den man hineingehen kann. Dann könnten wir die Kleidung ordentlich aufhängen oder Geschirr und Bücher schön sortieren.“ Der Platz für den Container wäre vorhanden, die Möglichkeit ihn selber abzuholen auch. Fehlt nur noch der Container, der - ganz im Sinne des Ladens - nichts kosten sollte.

Informationen

Der Kost-Nix-Laden befindet sich in Regau, Himmelreichstraße 19 und ist Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Abgaben nach Vereinbarung mit Daniela Oberauer unter 0664 5148517 oder danielaoberauer@gmx.at


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