Busfahrer trotz Hörbehinderung: "Mit Leidenschaft kann man viel erreichen"
WINDHAAG. Wie sein Vater mit dem Bus zu fahren, ist ein Kindheitstraum von Martin Chalupar. Wegen seiner Hörbehinderung war viel Überzeugungsarbeit bei den Behörden nötig, um den Busschein machen zu dürfen. Die Familie hat nicht locker gelassen und nun ist der 28-Jährige einer der wenigen, wenn nicht gar der einzige gehörlose Busfahrer in Österreich.
„Anfangs reagieren neue Fahrgäste oft etwas überrascht, wenn sie Martin am Lenkrad sehen“, erzählt sein Vater Josef Chalupar. „Sie können sich nicht vorstellen, dass jemand einen Reisebus fährt, der nichts hört.“ Doch nach der Fahrt gibt es nur positive Rückmeldungen. „Die Leute sagen, dass er besonders gefühlvoll fährt.“ Dieses besondere Gespür kommt vielleicht daher, dass er nichts hört. Denn dadurch muss sich Martin mehr auf seine anderen Sinne verlassen. „Martin sieht oft Sachen aus dem Augenwinkel, was anderen noch lange nicht auffällt. Das war bei ihm als Kind schon so.“
„Es war nie einfach“
Doch den Busschein überhaupt zu bekommen war nicht leicht. Den B-Führerschein hatte er mit 18 Jahren schnell in der Tasche. Doch für den Bus-Führerschein waren viele ärztliche Atteste, Besuche beim HNO-Arzt, verkehrspsychologische Gutachten und Überzeugungsarbeit nötig. Doch in der Praxis überzeugte Martin. Schon seine erste Fahrt aus der Garage erfolgte zentimetergenau. Viel Lob gab es auch vom Fahrlehrer. „Der war anfangs überrascht, wie gut Martin fährt“, erzählt Josef und zeigt stolz eine Mail, in der der Fahrlehrer Martin als neuen Maßstab für seine zukünftigen Fahrschüler nennt. „Es war nicht einfach. Aber wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann kann man es auch erreichen.“ Und einfach hatte es Martin noch nie. Er muss sich das Vertrauen immer schwer erarbeiten.
Viel Durchhaltevermögen
Schon von Geburt an hört er nicht mehr als 40 bis 50 Dezibel. Gesprochene Worte hört er gar nicht, bestimmte Töne, wie das Hupen hingegen, kann er mit dem Hörgerät wahrnehmen. Auch eine passende Lehrstelle zu finden war nicht einfach. Beim Schnuppern in verschiedenen Unternehmen stellte sich schnell heraus, dass viele mit seiner Beeinträchtigung überfordert waren. Martin machte dann in München beim Berufsbildungswerk mit Förderschwerpunkt Hören und Sprechen eine Ausbildung zum Tischler. „Dabei wurde er auch sehr selbstständig. Er ist immer alleine nach München gefahren“, erzählt sein Vater. „Martin macht seinen Weg. Er hat viel Durchhaltevermögen und bereits viel erreicht.“ Heute arbeitet er beim Magistrat in Linz und hat zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren. Seine Kinder wachsen praktisch zweisprachig auf: Mit gesprochenem Deutsch und mit ihrem Vater sprechen sie die Gebärdensprache.
Langsam sprechen
Zwei Dinge wünscht sich Martin für die Zukunft: mehr Verständnis und dass sich Leute nicht scheuen, ihn anzusprechen. Man kann mit Martin gut kommunizieren. Wenn man deutlich und langsam spricht, kann er von den Lippen ablesen. Auch schriftlich und mit dem Fingeralphabet kann man sich helfen.
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28.02.2019 15:39
Gehörloser Chauffeur
Wir waren mit Martin in Rom. Er führte uns bravourös durchs römische Verkehrschaos, war die Ruhe selbst. Wir fühlten uns jede Minute wohl und sicher und können seine Dienste nur bestens weiterempfehlen! Weiterhin Gute Fahrt, Martin!!! Wir freuen uns schon auf die nächste Reise mit Dir!!
28.02.2019 04:35
Hörbehinderung
Also ich finde das super das Martin Bus fahren darf. Wieso nicht , sind genau so Menschen wie alle anderen. Sie können alles machen. Ich selber habe 3 Geschwister die Gehörlos sind , also ich weiß was ich da schreib. Ich hoffe sie bekommen eine chance das sie weiter kommen im Leben.