WAIDHOFEN/YBBS. Arash T. Riahis preisgekrönte Literaturverfilmung „Ein bisschen bleiben wir noch“ beschließt das Schlosshofkino 2020. Der Regisseur und seine junge Darstellerriege sind am Dienstag, 25. August 2020, in Waidhofen an der Ybbs zu Gast.
Zum Abschluss der zehnten Auflage des Schlosshofkinos kann der Verein Filmzuckerl mit einem ganz besonderen Highlight aufwarten. Regisseur Arash T. Riahis preisgekrönte Literaturverfilmung „Ein bisschen bleiben wir noch“ erlebt im Schlosshof von Schloss Rothschild noch vor dem offiziellen Kinostart im Oktober seine Österreich-Premiere. Regisseur Arash T. Riahi und die beiden jungen Darsteller Leopold Pallua und Anna Fenderl werden dem Publikum nach der Filmvorführung in Waidhofen an der Ybbs bei einem Filmgespräch Rede und Antwort stehen.
Odyssee zweier Flüchtlingskinder
In „Ein bisschen bleiben wir noch“ erzählt Regisseur Arash T. Riahi nach dem Roman „Oskar und Lilli“ von Monika Helfer die Geschichte der beiden tschetschenischen Flüchtlingskinder Oskar (Leopold Pallua) und Lilli (Rosa Zant). Seit sechs Jahren leben sie in Österreich, haben aber noch immer kein dauerhaftes Bleiberecht. Als die Familie abgeschoben werden soll, unternimmt ihre psychisch labile Mutter einen Selbstmordversuch. Der versuchte Suizid bewirkt zwar einen Aufschub der Abschiebung, aber Oskar und Lilli werden von ihrer Mutter getrennt und vorerst bei verschiedenen Pflegeeltern untergebracht. Heimlich halten die Geschwister Kontakt zueinander und hoffen, sich und ihre Mutter bald wieder zu treffen. Mit der unbändigen Kraft ihrer Liebe zueinander versuchen sie, jede bürokratische Hürde mit Leidenschaft und Fantasie zu überwinden. So entspinnt sich eine bittersüße Odyssee über die vielen Möglichkeiten wie man die Welt um sich wahrnehmen kann um zu überleben.
Mischung aus Humor und Tragik
Mit der Abschiebung einer gut integrierten Flüchtlingsfamilie thematisiert „Ein bisschen bleiben wir noch“ ein ebenso aktuelles wir sozialrelevantes Thema. Da Regisseur Arash T. Riahi aber nicht nur eine harte politische, bürokratische und soziale Realität beschreiben wollte, wählte er – übernommen aus der prosaischen Vorlage – eine so eigenwillige wie effektive Erzählform, indem er die Geschichte vorrangig aus der kindlichen Perspektive seiner Protagonisten erzählt. Die daraus resultierende Diskrepanz zwischen der scheinbar naiven Sicht der Kinder und der Erwachsenen-Wahrnehmung des Publikums entfaltet eine große dramatische Wirkung. Dem Film gelingt es dadurch, auch im Angesicht seiner Tragödien eine gelungene Mischung aus Humor und Tragik zu wahren und den Spagat zwischen Poesie, Emotion und packender Handlung zu meistern.
Regisseur selbst Flüchtlingskind der 80er
„Der Film behandelt ein zeitloses, aber auch aktuelles Thema: Wie schaffen wir es, neu ankommenden Menschen einen Nährboden für Integration und Inklusion zu bieten?“, sagt Regisseur Arash T. Riahi, der selbst als achtjähriges Flüchtlingskind in den 1980er-Jahren aus dem Iran in Europa angekommen ist. „Ich wollte aber keinen simplen Film aus der Opferperspektive von Flüchtlingen machen. Mein Zugang war daher auch weniger ein sozialrealistischer als vielmehr ein poetisch-humanistischer. Denn was so oft zwischen die Fronten gerät, ist die Unschuld. Die Unschuld der Kinder, aber auch die Unschuld des menschlichen Glaubens an Gerechtigkeit. Gerecht oder fair sind Kategorien, die jede Seite für sich in Anspruch nimmt, und doch sind viele nicht bereit, dies den anderen zuzugestehen, weil sie Angst haben, zu kurz zu kommen oder in ihrem Wohlstand beschnitten zu werden. Statt eines rein niederschmetternden Sozialdramas, das meiner Meinung nach oft auch nicht der Realität entspricht (das habe ich als Flüchtlingskind am eigenen Leib erfahren), erhält sich der Film dadurch einen lebensbejahenden Ton, der das Thema auch für eine größere Gruppe von Menschen zugänglich macht und an ihr menschliches Gewissen appelliert. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass wir viele der Probleme unserer Zeit nicht durch bürokratische Ansätze sondern durch humanistische lösen werden können. Dieser Film soll dazu beitragen.“
Mehrfach ausgezeichnet
„Ein bisschen bleiben wir noch“ wurde heuer beim Filmfestival Max Ophüls mit dem Publikumspreis prämiert und erhielt den Special Jury Award beim International Migration Film Festival in Ankara. Kostümbildnerin Monika Buttinger wurde für ihre Arbeit an dem Film mit dem Diagonale-Preis für das beste Kostümbild ausgezeichnet.
Schlosswirt sorgt für leibliches Wohl
Damit beim Schlosshofkino auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, dafür sorgt einmal mehr Schlosswirt Andreas Plappert. Auch heuer wieder kann man das Schlosshofkino vom „Schlosswirt-Gastro-Sitzplatz“ aus genießen und so cineastischen und kulinarischen Genuss perfekt miteinander verbinden. Um alle Vorgaben für die Durchführung von Veranstaltungen in Folge der Covid-19-Pandemie erfüllen zu können, gibt es heuer beim Schlosshofkino nur Vorverkaufstickets. Diese sind im Weltladen Waidhofen sowie über www.ntry.at erhältlich. Es gibt Gastro- und Sitzplatz-Tickets. Pro Besucher können maximal vier Tickets erworben werden. Es werden dann fixe Plätze zugeteilt. Tischreservierungen beim Schlosswirt sind heuer nur über den Ticketvorverkauf möglich. Besucher müssen beim Kartenkauf Name und Telefonnummer bekannt geben. Es werden maximal 190 Besucher zu den Vorführungen zugelassen. Bei Schlechtwetter finden die Filmvorführungen um 21 Uhr im Plenkersaal Waidhofen/Ybbs statt.
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