Vom Aufblühen und Loslassen: Neues Buch rückt ein Tabuthema ins Rampenlicht
KLEINSCHÖNAU/WIEN. Avocado kurbelt die Libido an, Basilikum fördert den Eisprung, roher Kakao lindert Regelkrämpfe und hebt die Stimmung. Drei Frauen betreten mit ihrem neuen Buch „Eat like a woman“ ein Terrain, das bis heute kaum thematisiert wird: der Einfluss von Essen auf die weiblichen Zyklusphasen. Eine der Autorinnen ist die Waldviertlerin Andrea Haselmayr, wir haben mit ihr geplaudert.
„Wir hätten gedacht, wir leben in einem aufgeklärten und kommunikativen Zeitalter, dennoch ist das Thema rund um Menstruation heute noch immer schambesetzt“, meint Andrea, die beruflich zwischen Wien und Kleinschönau pendelt. Das rührt nicht zuletzt daher, dass es schon über Generationen hinweg in den Schatten gestellt wurde, wie ihre Recherchen ergaben.
Die Regel - für viele ein rotes Tuch
Für viele ist die Regel heute ein sprichwörtlich rotes Tuch, bestenfalls eine Last, macht dicke Beine, Schmerzen und schlechte Laune. Mit ihrem neuen Buch „Eat like a woman - Rezepte für einen harmonischen Zyklus“, das mit ärztlicher Unterstützung entstand, wollen Andrea und Verena Haselmayr sowie Denise Rosenberger damit aufbrechen und im wahrsten Sinne des Wortes genussvolle Ankerpunkte setzen.
Denn jede der drei Autorinnen hat ihre ganz persönliche Geschichte, die sie miteinander verbindet und die sie nun auch mit den Lesern teilen. Ob das nun ein Tumor am einzig noch verbleibenden Eierstock, PCOS mit unregelmäßigem Zyklus oder eben gar keine Regelblutung ist – letztendlich waren die Pille oder Tabletten nicht des Rätsels Lösung. Vielmehr war die persönliche (schmerzhafte) Erfahrung die Weichenstellung, um ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Und so begaben sich auf die Reise, auf die Spuren des weiblichen Zyklus. Gemeinsam wurde beobachtet, festgehalten, hineingespürt.
Krampflösender Kakao
Ihre Selbstversuche zeigten, dass bestimmte Lebensmittel Periodenbeschwerden lindern können. „Ich habe beobachtet, dass es mir viel besser geht, wenn ich Fleischprodukte rund um meine Regelblutung weglasse“, so Andrea, die stets mit starken Krämpfen, Übelkeit und auch Migräne zu kämpfen hatte.
Rote Rüben sind ein idealer Vitamin- und Eisenspender in dieser „Zeit des Loslassens“. Ebenso der Kakao, der krampflösendes Magnesium und blutbildendes Eisen enthält, von den Glückshormonen ganz zu schweigen. Viele Frauen kennen den intuitiven Griff zur Schokolade rund um ihre Menstruation nur zu gut, allerdings sollte hier bevorzugt dunkler und möglichst ungesüßter Kakao genossen werden. Denn der Zucker in der typischen Milchschokolade ist kontraproduktiv, er hemmt die Aufnahme von Vitaminen.
„Nach der Menstruation gilt es in der Phase des Aufblühens das geschwächte Immunsystem wieder zu stärken mit Vitaminen, Sprossen, knackigem Gemüse oder viel eiweißhaltigen Lebensmittel - die die Bildung der Gebärmutterschleimhaut unterstützen“, weiß Andrea.
Eisprungfördernder Basilikum
Als eisprungfördernd gelten zum Beispiel Erdbeeren oder Basilikum. Auch die Form von Lebensmittel verrät einem das ein oder andere: Über Birne, Melanzani oder Avocado freut sich die Gebärmutter. Nicht zu vergessen sind die vielseitig einsetzbaren (Frauen-)Kräuter, ob in Form von Tee mit Schafgarbe und Frauenmantel, die den weiblichen Hormonhaushalt in Balance bringen, oder als Küchenkräuter, die für das geschmackliche i-Tüpfelchen sorgen.
Alles Lieblingsrezepte
Ihre Lieblingsrezepte haben sie nun im Buch auf einen Haufen geworfen, sie sollen Frauen je nach Phase ihres Zyklus unterstützen. So wie beispielsweise die abgebildete Tomatensuppe mit Basilikumschaum: Basilikum hat eine hormonanregende Wirkung, wirkt östrogenartig, regt den Eisprung und die Libido an. Der enthaltene Rosmarin wärmt und fördert ebenso den Eisprung. Tomaten sind reich an Folsäure, A- und B-Vitaminen, die sich positiv auf das Follikelwachstum auswirken.
„Packe Probleme an der Wurzel und lasse sie im Kochtopf verdampfen.“ (Andrea Haselmayr)
Ergänzend dazu finden sich im Buch Yoga, Entspannungsübungen und Achtsamkeitstipps.
Innere Stimme und die kleinen Botschaften wahrnehmen
Das wohl wichtigste Rezept: Auf sich selbst, seinen Gusto und seinen Körper zu hören. „Wir wollen mit dem Buch dazu beitragen, wieder mehr Selbstliebe zu entwickeln, mehr auf seine innere Stimme und die kleinen Botschaften des Körpers zu hören“, so Andrea. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch, dass Frau wieder die Selbstverantwortung für ihren Körper übernimmt. „Wir wollen sie dazu ermutigen, zu spüren, wann es Zeit ist einen Gang zurück zu schalten und dem Körper die nötige Ruhe zu verschaffen, wann er was in welcher Phase braucht.“.
Großen Aufklärungsbedarf sieht sie rund um das Thema Pille. „Fehlender Eisprung, stetige Scheinschwangerschaft - viele junge Mädchen wissen gar nicht, was dadurch in ihrem Körper passiert“, spricht sie aus eigener Erfahrung.
Reise mit Happy End
Abschließend lässt sich sagen: Es war und ist eine bereichernde Reise für alle drei Frauen. Andrea hat sich selbst und ihren Körper mittlerweile kennen und lieben gelernt und geht heute viel bewusster mit ihrer Weiblichkeit um. Sie freut sich über einen zumeist sehr ausgeglichen Zyklus, die starken PMS-Symptome sind so gut wie verschwunden. „Natürlich, wenn ich psychisch oder körperlich wieder über meine Grenzen gehe, bekomme ich die Rechnung präsentiert, aber grundsätzlich habe ich nun meinen Zyklus ziemlich gut selbst in der Hand“, freut sich die 30-Jährige. Und dieser ist ihr vertraut, sie kennt die einzelnen Phasen und merkt den Eisprung bereits einen Tag zuvor, „es ist einfach schön, wenn man sich spürt.“
Das wohl größte Geschenk ist ihre kleine Tochter, die während der Entstehung des Buches in ihr heranwuchs, ebenso freut sich Mitautorin Denise über Nachwuchs. All das zeigt eben, dass Wunder möglich sind.
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