BAD TRAUNSTEIN. Pfarrer Gerhard Gruber hat heuer sein 20-jähriges Dienstjubiläum. Gemeint ist nicht etwa sein Einsatz im Pfarrverband, sondern jener beim Roten Kreuz Zwettl. Seit vielen Jahren macht ihm der Rettungsdienst eine „große Freud“.
In der Küche des Pfarrhofes Bad Traunstein herrscht emsiges Treiben. Das Mittagessen wird vorbereitet. Pfarrer Gerhard Gruber ist mittendrinnen, in seiner Aufgabe als „Zuaroacher“, wie er schmunzelnd meint. „Heute gibt es Kesselwurst mit unserem Spezialkraut“, erklärt Pfarrer Gruber und deutet mit einem Wink auf die großen Töpfe am Herd, in denen Wirtschafterin Roswitha bereits fleißig rührt. Er selbst schneidet konzentriert eine Zwiebel nach der anderen, schließlich wollen heute zehn Leute verköstigt werden.
„Wir sind ein gutes Team, von der Pastoralassistentin, dem Diakon, den Sekretärinnen bis hin zur Köchin.“ Gemeinsam wird der umfassende Dienst im Pfarrverband St. Josef-Bad Traunstein geschaukelt, welcher stolze sieben Pfarren inkludiert.
Sonntägliche Nachtschicht
Daneben findet Gruber noch Zeit, um dem Rettungsdienst nachzugehen. So wird zwar jeden Sonntagvormittag die Heilige Messe gefeiert, abends aber tauscht er das Priestergewand gegen jenes vom Roten Kreuz: „Es ist immer der gleiche Dienst, von 20 bis 6 Uhr, Engelmayr und Gruber“, so der Pfarrer über seinen zehnstündigen Einsatz. Er fährt als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in Zwettl mit, heuer bereits das 20. Jahr.
„In den zwei Jahrzehnten ist er nahezu ohne Ausnahme zum Dienst erschienen“, freut sich auch Manfred Ehrgott, Rot Kreuz Bezirksstellengeschäftsführer über dessen Einsatz. „Der Rettungsdienst gehört für mich einfach dazu“, es sei wahrscheinlich seine Begabung, so Gruber, dessen Eltern bereits bei derselben Hilfsorganisation tätig waren. Es sei ihm einfach wichtig, als Priester im Alltag der Menschen und in der Zivilgesellschaft präsent zu sein.
Seit 1994 im Rettungsdienst
1994 startete er als 28-jähriger Kaplan beim Roten Kreuz, damals noch in Gaming (Bezirk Scheibbs). In Schrems, seinem zweiten Dienstposten, absolvierte er etliche Zusatzausbildungen. Die Lehrausbildung sei ihm die schönste Erfahrung als Rot Kreuz-Ehrenamtlicher. Über 1000 Menschen bekamen bei dem Priester schon eine Erste-Hilfe-Schulung.
Eigene Jugendgruppe
Besonders am Herzen liegt ihm aber die Schulung junger Menschen und dem kommt er mit seiner Rot Kreuz-Jugendgruppe in Schönbach nach. Mit ihnen heimste er bei entsprechenden Bundes- und Landesbewerben schon etliche Erfolge ein. Gerade bei solch anspruchsvollen Bewerben tanken die Jugendlichen enormes Selbstvertrauen, weiß Gruber. Aber nicht nur das. „Ich möchte andere befähigen, dass sie sich zutrauen, Menschen in Notsituationen zu helfen“, erläutert er, der zudem Landeskurat für das Rote Kreuz ist.
Bis heute zählt er rund 600 Einsätze, einer blieb ihm aber ganz besonders in Erinnerung. Es war seine erste Reanimation vor rund eineinhalb Jahren. „Als der Patient auf einmal wieder zu schnaufen anfing, das war für mich ein ganz besonderer Moment.“
Sich selbst, der gerne Musik- von Barock bis Hard Rock- hört, würde er als chaotischen aber authentischen Menschen bezeichnen: „Das was ich bin, das bin ich. Ich spiele keinem etwas vor.“
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10.09.2017 08:21
Pfarrer als Sanitäter
Praktisch , wo hat man schon einen Pfarrer am Unfallsort , nach der erfolglosen Reanimation die letzte Ölung.