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Energiegemeinschaften: Stromversorgung neu gedacht

Tips Logo Leserartikel Katharina Kühn, 08.06.2024 10:00

OÖ. Seit mehreren Jahren ist es möglich, Energie über Grundstücksgrenzen hinweg gemeinsam zu produzieren, zu speichern, zu verbrauchen und zu verkaufen. Der Schlüssel dazu sind Energiegemeinschaften. Diese nicht gewinnorientierten Zusammenschlüsse zielen auf ökologische, wirtschaftliche bzw. gemeinschaftliche Vorteile für ihre Mitglieder ab. Auf diese Weise tragen sie aktiv zur Energiewende bei.

  1 / 2   Betreiber von Photovoltaik-, Wind- oder Kleinwasserkraftwerken können ihren überschüssigen Strom an andere Mitglieder der EEG verkaufen. (Beispielfoto). (Foto: stock.adobe.com/mmphoto)

Seit etwa einem Jahr besteht im oberen Mühlviertel die Stern EEG. Mit 350 Mitgliedern gehört sie zu einer der größten Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) in Oberösterreich. „Ziel der gemeinnützigen Stern EEG sind faire Absatz- und Bezugspreise für alle Mitglieder - unabhängig von Börsenspekulationen - sowie ein proaktiver Beitrag zu einer bürgernahen Energiewende“, erklärt Benjamin Reichl, Obmann der Stern EEG. In Österreich legen das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) und das Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG) die rechtlichen Rahmenbedingungen für EEGs fest.

Regionaler Ökostrom

Betreiber von Photovoltaik-, Wind- oder Kleinwasserkraftwerken können ihren überschüssigen Strom an andere Mitglieder einer EEG verkaufen. EEGs sind meist auf Vereinsbasis oder genossenschaftlich organisiert. Die Preise für Stromeinspeisung bzw. -konsumation werden gemeinschaftlich beschlossen. Mitglieder, die selber keinen Strom erzeugen, können auf diese Weise regionalen Ökostrom zu günstigen Tarifen und reduzierten Netzentgelten beziehen. Einer EEG beitreten können Gemeinden, private Haushalte, Landwirte, Vereine sowie Klein- und Mittelbetriebe, die an den gleichen Trafo bzw. an das gleiche Umspannwerk angeschlossen sind.

Riesiges Interesse

„Die Energiegemeinschaften boomen in Oberösterreich. Wenn man sich bewusst ist, dass es vor allem um gemeinschaftliche Erzeugung und Nutzung von Strom geht - also nicht um ein Geschäftsfeld zum Geld verdienen – gibt es große Begeisterung, die wir als Energiesparverband gerne begleiten und unterstützen“, schildert Gerhard Dell, Geschäftsführer des OÖ Energiesparverbandes. Neben erneuerbaren Energiegemeinschaften gibt es gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEA), zum Beispiel in Mehrparteienhäusern oder Einkaufszentren sowie Bürgerenergiegemeinschaften (BEG), deren Konzessionsgebiete sich über mehrerer Netzbetreiber in ganz Österreich erstrecken kann.

Wertschöpfung bleibt in der Region

Die Stromteiler und Stromnachbarn in der Region Braunau/Ranshofen wurden erst vor wenigen Wochen bzw. Monaten gegründet. „Bei den Stromteilern können alle mitmachen, die am Umspannwerk Jahrsdorf bei St. Peter am Hart angeschlossen sind. Das Interesse in der Region ist groß - innerhalb einer Woche hatten wir 26 Mitglieder, zehn weitere Interessenten und fünf Klein-Wasserkraftwerke aus dem Bereich Mattig bzw. Enknach als Erzeuger dabei. Die Wertschöpfung bleibt somit in der Region und innerhalb der Gemeinschaft“, freut sich Sebastian Ortner, Obmann der Stromteiler.

Keine Angst vorm Stromausfall

Dennoch besteht eine gewisse Unsicherheit bei den Konsumenten vor allem in Bezug auf durchgängige Stromlieferungen. Gerhard Dell vom Energiesparverband erklärt: „Die Energiegemeinschaft liefert zumeist nur einen Teil des benötigten Stroms. Sollte in einer Energiegemeinschaft zu wenig Strom erzeugt werden, so kommt der Rest vom Stromlieferanten. Man muss seinen bestehenden Stromvertrag also nicht kündigen.“

Formalitäten abwickeln

Von den ersten Überlegungen bis hin zum laufenden Betrieb einer Energiegemeinschaft ist vieles zu entscheiden und in die Wege zu leiten. Neben der richtigen Zusammensetzung und passenden Organisationswahl ist der kooperative Austausch mit dem Netzbetreiber ein wesentliches Erfolgskriterium. Außerdem müssen einige Formalitäten beachtet und eingehalten werden. Die Community der bereits laufenden EEGs ist sehr offen und hilfsbereit, wie „Stromteiler“ Sebastian Ortner berichtet: „Energiegemeinschaften sehen sich nicht als Konkurrenz, sondern möchten deren Ausbau fördern. Die Stromteiler sind keine reine Abrechnungsgemeinschaft - wir sehen uns als ein Forum für Interessierte und planen auch Infoabende zu erneuerbaren Energien.“ Potenzielle Gründer können sich bei der österreichischen Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften Unterstützung holen.

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