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Gemeinam Feiern und Gedenken: Ökumene im Raum Eferding anlässlich 500 Jahre Reformation

Nora Heindl, 28.03.2017 09:00

EFERDING/SCHARTEN/WALLERN. Vor 500 Jahren kritisierte Martin Luther in Wittenberg die Ablasspraxis der katholischen Kirche. Ursprünglich wollte Luther keine neue Kirche gründen. Es ging ihm um die Glaubwürdigkeit seiner katholischen Kirche und um die rechte Auslegung des Evangeliums, die er durch die Ablasspraxis in Gefahr sah. Er verfasste zu diesem Zweck 95 theologische Thesen, die er mit anderen Theologen und Bischöfen diskutieren wollte. Ende Oktober 1517 verschickte er diese Thesen an den Bischof von Brandenburg und schlug sie, so wird es tradiert, am 31. Oktober 1517 an das Schwarze Brett der Universität Wittenberg. Aus dem damaligen Zusammenspiel der kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Kräfte entstand daraufhin eine fundamentale Kritik an der Verfasstheit der Katholischen Kirche. Luther wurde vom Prediger und Theologen zum Reformator, der eine universelle Neugestaltung der Katholischen Kirche anstrebte. Das Ergebnis dieses Prozesses waren letztendlich getrennte christliche Kirchen, die fast 500 Jahre brauchten, um sich wieder näher zu kommen.    

V. l.: Helmut Außerwöger, Sieglinde Baumann, Pfarrer Johannes Hanek, Albert Scalet, Regina Jungwirth, Pfarrer Andreas Hochmeir und Pfarrer Erich Weichselbaumer Foto: Heindl

Die katholischen Pfarren des Dekanates Eferding und die evangelischen Pfarren Eferding, Scharten und Wallern haben sich entschieden, das Reformationsjubiläum zum Anlass zu nehmen, das gemeinsame Christsein in der Öffentlichkeit vermehrt zu unterstreichen. Zu diesem Zweck wird es heuer mehrere ökumenische, das heißt gemeinsame evangelische und katholische Aktivitäten geben.

-> Suche nach historischen Spuren der Evangelischen in der Region

Los geht“s am Samstag, 22. April, mit einer „Suche nach historischen Spuren der Evangelischen in der Region“. Der evangelische Pfarrer Andreas Hochmeir aus Wallern wird im Rahmen einer Busfahrt Orte und Plätze der Reformation im Umland von Eferding zeigen und erklären. Stationen sind Schloss Tollet und Schloss Parz in Grieskirchen, der Stefan-Fadinger-Hof in St. Agatha, die katholische und evangelische Kirche in Eferding, das Emlinger Holz, der Predigtstuhl im Forst/Alkoven und die evangelische Kirche in Scharten.

Auf den Spuren der Familie Jörger

Wie in der Renaissance üblich, wollten seine Eltern Christoph Jörger eine gute Ausbildung zuteilwerden lassen. Er kommt zum Studium in die aufstrebende Universitätsstadt Wittenberg. Noch bei seiner Abreise verspricht er bei der „alten“ Religion zu bleiben. In Wittenberg kommt Christoph Jörger in Kontakt mit der Reformation. Er schließt sich ihr an. Zwischen seiner Mutter Dorothea Jörger und Martin Luther entsteht ein intensiver Briefkontakt. Durch diese freundschaftliche Beziehung zwischen dem Reformator und Familie Jörger kommt 1525 der erste evangelische Prediger Michael Stiefel in die Region. Er wohnt in Schloss Tollet und predigt in Maria Scharten und in der Burgkapelle auf der Schaunburg.

Auf den Spuren von Stefan Fadinger

Stefan Fadinger steht als Anführer des Bauernkrieges von 1626 für den Widerstand gegen soziale Unterdrückung der Bauernschaft durch die bayrische Besatzung seit 1620. Er ist aber auch der Anführer einer Bewegung, die sich gegen die zwangsweise Rekatholisierung stellt. Rechtlich ist die Sache klar. Nach dem Augsburger Religions­frieden von 1555 müssen in Oberösterreich alle Bewohner katholisch sein wie ihr Landesfürst. Wer evangelisch sein will, hat das Recht in evangelische Gebiete in Deutschland auszuwandern. Lange wird diese Regelung in unserer Region nicht umgesetzt – durch großzügige finanzielle Zuwendungen des evangelischen Adels. Ferdinand II. spielt hier nicht mehr mit. Alle müssen sich entscheiden: entweder wieder katholisch werden oder auswandern. 80% der Bevölkerung unserer Region stehen vor einer schwierigen Entscheidung. 1626 bricht unter Stefan Fadinger der Bauernkrieg aus. Fadinger stirbt bei der Belagerung von Linz, der Bauernaufstand wird blutig niedergeschlagen. 3000 Bauern sterben bei der Schlacht am Emlinger Holz. Man nimmt an, dass pro Bauernfamilie ein Sohn sein Leben lassen muss. Ein Drittel der Oberösterreicher wandert aus, der Rest wird wieder katholisch.

Auf den Spuren der Geheimprotestanten

Am 10. Februar 1782 wird Joseph Roitner getauft. Die Taufe ist im Taufbuch der katholischen Pfarre Alkoven vermerkt und wird vom katholischen Priester vorge­nommen. Als Religion führt das Matrikenbuch bei den Eltern Rosina und Johann Roitner am Kranzelmayrgut sowie beim Täufling Joseph „evangelisch“ an.

Rosina und Johann Roitner sind Geheimprotestanten. Offiziell gehören sie zur katholischen Pfarre Alkoven. Vor dem Toleranzpatent am 13. 10. 1781 lesen sie im Geheimen evangelische Bücher wie ihre Vorfahren seit mehr als 150 Jahren. Mit anderen Geheimprotestanten feiern sie am „Predigtstuhl“ im Forst in Alkoven, einem dicht bewaldeten Gebiet, Gottesdienst unter freiem Himmel. „Laienprediger“ halten die Gottesdienste. Am 9. Juni 1782 sind Rosina und Johann Roitner beim ersten offiziellen evangelischen Gottesdienst beim Mair zu Edt in der Unterscharten dabei. Rund 4000 Evangelische feiern diesen Gottesdienst. Eine eigene Kanzel wird für Pastor Johann Thielisch angefertigt. Die Kanzel ist bis heute in der evangelischen Kirche in Scharten zu sehen. Pastor Thielisch wird erster Pfarrer in Scharten und erster Superintendent von Oberösterreich. Sein Grab ist am evangelischen Friedhof in Scharten.

Abfahrt ist um 9 Uhr in Wallern. Interessierte melden sich im Evangelischen Pfarramt Wallern an: 07249/48130, pfarramt@evang-wallern.at

-> Spaziergang durch Eferding zu Zeugnissen und Stätten der Reformation

Interessantes über die Geschichte der Reformation in der Stadt Eferding und über die Entstehung der dortigen Evangelischen Gemeinde erfährt man bei einem Rundgang durch Eferding, zu dem das evangelische und das katholische Bildungswerk einladen. Regine Jungwirth wird diesen Spaziergang leiten.

Der Rundgang durch Eferding führt zu noch sichtbaren, aber auch schon vergessenen Zeichen und Objekten der Reformationszeit. Neben Gegenständen der Sepulkralkunst und dauerhaften reformatorischen Einrichtungen, wie dem jetzigen Friedhof und dem Pfarrhofgarten, stehen dabei auch Besonderheiten des damaligen Kultur- und Geisteslebens wie Lateinschule und Freikanzel auf dem Programm. Nicht zuletzt soll auch auf jene Persönlichkeiten eingegangen werden, deren Denken und Wirken aus diesen Dingen sprechen.

Der Rundgang wird an drei Terminen angeboten: 5. Mai (18 Uhr), 6. Mai (10 Uhr) und 20. Mai (10 Uhr)

-> Festgottesdienst am Pfingstmontag beim Fadingerhof

Am Pfingstmontag, 5. Juni, feiern evangelische und katholische Christen um 9 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst auf dem Stefan Fadinger Hof in St. Agatha, Parz 5. Die Festpredigt werden Bischof Manfred Scheuer und Superintendent  Gerold Lehner halten. Zur musikalischen Gestaltung tragen der Jeunesse Chor Eferding sowie ein Posaunenchor bei.

Der Gottesdienst steht in der langjährigen Tradition von evangelischen Gottes­diensten, die immer am Pfingstmontag auf der Schaunburg gefeiert werden. Dazu kommen Christen der umliegenden evangelischen Pfarrgemeinden zusammen. Heuer steht der Gottesdienst ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums und wird in ökumenischer Gemeinschaft gefeiert. Da die Schaunburg gerade renoviert wird, wurde der Stefan Fadinger Hof als geschichtsträchtiger Ort ausgewählt.

Im Anschluss feiern wir eine Agape mit Brot, Wein und alkoholfreien Getränken. Es wird auch eine Gruppe des Stefan Fadinger Kulturvereins in Kostümen aus der Zeit der Bauernkriege auftreten. Außerdem wird das Stefan Fadinger Museum seine Pforten für Interessierte öffnen. Bei Schlechtwetter findet der Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Eferding statt. 

-> Ökumenisches Pilgern am „Weg des Buches“

Bei diesem Projekt treffen zwei noch junge „Traditionen“ zusammen: Im katholischen Dekanat Eferding gibt es seit einigen Jahren einen Schwerpunkt „Pilgern“. Drei mehr­tägige Pilgerwanderungen wurden bereits durchgeführt (nach St. Wolfgang, nach Mariazell und nach Altötting).

Auch in der evangelischen Kirche erfreut sich das Pilgern immer größerer Beliebtheit. Seit 2008 gibt es nun einen evangelischen Pilgerweg, den „Weg des Buches“. Dieser Weg wurde auf den Spuren der Bibelschmuggler angelegt, die in der Zeit des Geheim­protestantismus Bibeln und andere verbotene evangelische Schriften nach Österreich einschleusten. Er führt von Ortenburg in Bayern bis Arnoldstein in Kärnten.

Die Pilgerwanderung führt von Ortenburg, wo zur Zeit der Gegenreformation evangelische Christen aus unserem Gebiet Zuflucht gefunden hatten, bis nach Scharten, wo nach dem Erlass des Toleranzpatentes im Jahr 1781 am 9. Juni 1782 der erste öffentliche evangelische Gottesdienst gefeiert wurde (beim Mair z“Edt).

Zu Fuß oder per Fahrrad

In fünf Tagesetappen von ca. 23 – 30 km führt die Pilgerwanderung von Ortenburg über Schärding – St. Willibald – Peuerbach – St. Agatha – Eferding nach Scharten: von 5. bis 9. September 2017.

Parallel dazu wird von 7. bis 8. September 2017 eine Pilgerfahrt per Fahrrad durch­geführt: mit dem Zug von Bad Schallerbach nach Passau; von dort ebenfalls über Ortenburg nach Eferding.

Die letzte Tagesetappe am 9. September von Eferding nach Scharten erfolgt gemeinsam zu Fuß (dabei sind auch weitere Personen willkommen).

Zum ökumenischen Pilgern sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Anmeldung bis Ende Mai bei Albert Scalet, 0676/87765415, albert.scalet@dioezese-linz.at

-> Podiumsdiskussion über die Zukunft der Kirchen

Gemeinsame Podiumsdiskussion am 10. November 2017 in Wallern über die Zukunft von evangelischer und katholischer Kirche in unserer Region.

 

 

 


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