Sport nach der Winterpause: Selbstüberschätzung kann zu Sehnenproblemen führen
ROHRBACH-BERG. Im Frühjahr wollen sich viele Menschen endlich wieder sportlich betätigen. „Durch die lange Winterpause sind aber viele aus der Übung und neigen zur Selbstüberschätzung“, weiß Verena Lüthje, Oberärztin am Landeskrankenhaus Rohrbach.
„Das Resultat sind dann oft schmerzhafte Sehnenentzündungen oder -risse.“ Egal ob am Fuß (Achillessehne), der Kniescheibe (Quadrizeps- und Patellasehne), am Oberarm (Bizepssehne) oder am Handgelenk – Verletzungen der Sehnen sind nicht nur eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit, sondern sind auch international im Vormarsch.
Sport essentiell – schon im Kindesalter
Lüthje: „Mitunter ist hier auch der moderne Lebensstil – bei uns und unseren Kindern – schuld. Bei Kindern, die sich zu wenig bewegen, bilden sich etwa der Sehnenkern und die Sehnenfasern – die aus Kollagen, einer eiweißähnlichen Substanz, bestehen – nicht richtig aus. Das erhöht das Risiko für spätere Sehnenschäden. Wird in der Jugend und im jungen Erwachsenenleben nicht regelmäßig Sport betrieben, so werden die wichtigen Bindeglieder unzulänglich mit Nährstoffen versorgt. Es überrascht daher wenig, dass immer mehr Menschen bereits ab dem 30. Lebensjahr anfällig für Sehnenprobleme sind. Hinzu kommt,dass es viele Sportfans im Frühling einfach übertreiben und sich und ihrem Körper zu schnell zu viel zumuten.“
Extra Kilos zollen ihren Tribut
Doch auch der „Winterspeck“ – in Kombination mit Bewegungsmangel – mache den Sehnen zu schaffen: „Es bilden sich Reizungen und Entzündungen, die Kalkeinlagerungen in den Sehnenfasern und im Sehnenkern zurücklassen und so den Sehnen ihre Elastizität nehmen, wodurch auch ihre Belastungsfähigkeit erheblich eingeschränkt ist. Selbst die Achillessehne – als längste und dickste Sehne des Körpers und üblicherweise einer Zugbelastung von rund 800 Kilogramm gewachsen – kann nach einigen Reizungen so vorgeschädigt sein, dass es zu Zerrungen und Rissen, häufig von einem peitschenartigen Knall begleitet, kommt. Diese Sehnenverletzungen entstehen meist bei plötzlichen Fehlbelastungen, aber auch bei ungewohnten Belastungen oder länger andauernden Überlastungen“, erklärt die Ärztin.
Geduld gefragt
Bei Sehnenverletzungen sollte man umgehend einen Arzt aufsuchen um herauszufinden, wie ausgeprägt der Sehnenschaden tatsächlich ist. Vorab empfiehlt die Expertin den Griff zu kühlenden Auflagen. Entzündungshemmende Salben, Schonung, eine Stoßwellentherapie, Bestrahlungen mit Rotlicht oder eine Therapie mit Eigenblut (ACP –autolog conditioniertes Plasma) können darüber hinaus für weitere Linderung sorgen. Zerrungen und Risse, die eine Lücke von weniger als einem Zentimeter Länge hinterlassen haben, heilen meist ohne Operation wieder ab. Sehnenfasern haben die Fähigkeit, sich nachzubilden und können derartige Defekte überbrücken. Nur wenn nach einem Riss eine mehrere Zentimeter große Lücke zwischen den Sehnenenden klafft, muss operiert werden.
Lüthje: „Da durch die entstandene Narbe das Risiko für neuerliche Sehnenrisse erhöht wird, raten wir unseren Patienten dringend zur anschließenden Physiotherapie. Es gilt, spezielle Übungen zu erlernen, die dazu dienen die Sehne gesund zu halten.“
Langsamer Trainingsstart
Bei ungewohnten Beanspruchungen und langandauernden Belastungen gilt es besonders vorsichtig zu sein. Neue Sportarten oder geplante Steigerungen der sportlichen Performance sollte man daher nur langsam angehen. So haben die Sehnen Zeit, sich an die Belastung zu gewöhnen und das Verletzungsrisiko sinkt.
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