Gegen den Einheitsbrei, hin zu mehr Individualität mit Stil und Farbe
WARTBERG. Ein prall gefüllter Kleiderschrank und „nichts zum Anziehen“? Dieses Problem kennen wohl fast alle von uns. Schuld daran ist laut Modeexpertin Katja Holluger eine häufig ungünstige Beeinflussung durch Modetrends. Rechtzeitig zum Frühlingsbeginn und dem Startschuss für die Sommergarderobe habe ich die diplomierte Farb- und Stilberaterin und Kleidermacherin in ihrem kleinen, feinen Atelier in Wartberg besucht.
Das obligatorische schwarze Outfit bleibt heute mal ausnahmsweise im Schrank. „Ein Besuch bei einer Farb- und Stilberaterin, da muss schon etwas Passenderes her“, so mein Gedankengang im Vorfeld. „Was soll die sonst von mir denken?“ Schon beim Empfang in dem geräumigen Einfamilienhaus, wunderschön gelegen am Weinberg, präsentierte sich meine Interview-Partnerin als stilsichere, selbstbewusste junge Frau, die genau weiß, was sie will.
„Eine Farb- und Stilberatung ist ein „zu sich selbst finden“,
eine Persönlichkeitsentwicklung.“, Zitat, Katja Holluger
Ihrer Leidenschaft für Kleidung, Farbe und Muster folgend, startete die zweifache Mutter ihre Ausbildung an der Modeschule Krems. Nach einer kurzen „Stippvisite“ im Verkauf nahm sie eine Anstellung als Kostümschneiderin am Theater der Jugend in Wien an und pendelte daraufhin fünf Jahre vom Waldviertel in die Großstadt. Bald kristallisierte sich der Kinderwunsch heraus und es folgten zwei Kinder. Während der Karenzzeit fiel ihr das Buch „Die Kleiderdiät“ in die Hände- damit war das „Feuer entfacht“. Mit Unterstützung der Familie konnte Holluger in dieser Zeit eine Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin absolvieren. Neben ihrer Tätigkeit im Bereich Kostümassistenz und Kostümanfertigung bei den Festspielen Stockerau baute die vielseitig interessierte Frau ein Kleinunternehmen auf und bietet seither Workshops und Änderungsschneiderei an. Kürzlich absolvierte sie die Ausbildung zum Make-up-artist, die ihre individuellen Beratungen perfekt ergänzt.
Der Einfluss der Farben
Jeder Mensch bekommt seine subjektiven Farben mit in die Wiege gelegt. Haar-, Augen- und Hautfarbe bestimmen den jeweiligen Farbtypen. Mittels Analysetücher und Regenbogenfarbtücher wird dieser vor einem Tageslicht-Spiegel zugeordnet. „Jeder Farbtyp hat eine, auf sich perfekt abgestimmte, Farbkarte als Orientierung. Durch eine Gesamtharmonie von seinen persönlichen Farben, lässt sich die Persönlichkeit wunderbar bei Kleidung, Brillen, Schuhen, Make-up und Accessoires in Szene setzen“, so Holluger.
Tips: Hand aufs Herz - als Expertin im Bereich Mode und Auftreten denken Sie sich oft auch mal „Meine Güte, wie kann man sich nur so anziehen?“
Katja Holluger: Nein gar nicht. Jeder darf selbst entscheiden, wie er sich präsentieren will. Ich bin lediglich dazu da, mein Wissen individuell, auf jeden persönlich abgestimmt, weiterzugeben und zu begleiten. Jeder Mensch hat grundsätzlich das richtige Bauchgefühl, jedoch lassen wir uns häufig von Moderichtungen beeinflussen - und das eben manchmal ungünstig. Was einem anderen steht, muss noch lange nicht auch für einen selber passen. In meinen Workshops und Beratungen führe ich die Menschen zu ihren Farben und ihrem Stil. Jeder ist einzigartig. Umsetzen und an sich arbeiten darf dann jeder selbst. Das ist oft ein längerer Prozess- nicht wie bei einem Friseurbesuch, der sofort ein sichtbares Ergebnis liefert.
„Man muss wissen, was einen selbst authentisch macht
und sich selbst treu bleiben. Auch wenn es vielleicht
dem derzeitigen Modetrend nicht entspricht.“ Zitat, Katja Holluger
Eine Farb- und Stilberatung ist ein Arbeiten an sich selbst- eine Beratung führt zum Erfolg, wenn man bereit ist, seine subjektiven Farben anzunehmen und die Tipps und Tricks für den perfekten Stil und der vorhandenen Körperproportion passend umzusetzen.
Tips: Wie hoch ist denn der Männeranteil bei den Farb- und Stilberatungen?
Katja Holluger: Sehr gering. Männer liegen aber meistens richtig weil sie gegen Modeströmungen immun sind. In der Tierwelt sind die Männchen bunt und schillernd um aufzufallen, die Weibchen dagegen gedeckt. Bei uns Menschen ist es umgekehrt- hier wollen die Frauen auffallen. Dafür muss man aber nicht in den „Farbtopf“ fallen. Viel ausschlaggebender ist die Wahl der typgerechten Farben, Schnitte, Muster, Stoffe und Accessoires.
Tips: Schwarz macht schlank und weiß trägt auf - was ist dran an dieser Weisheit?
Katja Holluger: Generell gilt, dunkle Farben machen uns schlank. Jeder Farbtyp hat Basic-Farben und die sind dann perfekt abgestimmt: etwa Tannengrün, Dunkelblau, Anthrazit bis hin zum dunklen Bitterschokoladebraun. Helle Farben hingegen betonen – doch richtig eingesetzt ist das ein toller Blickfang.
„Es ist nicht nötig, teuer einzukaufen
um gut auszusehen.
Teuer heißt nicht immer geschmackvoll.“ Zitat, Katja Holluger
Man sollte zu passenden Farben greifen um ein harmonisches Bild abzugeben und als Person wahrgenommen zu werden. Dafür ist es wichtig, seinen persönlichen Farbtyp zu kennen. Hört man Komplimente wie: „Du hast gestern so gut ausgeschaut, ich weiß aber gar nicht mehr, was du getragen hast“, ist das der beste Beweis dafür, dass man seine Persönlichkeit perfekt in den Vordergrund gestellt hat, nicht das Kleidungsstück.
Tips: Wie steht es um die Wirkung einzelner Farben? Welche Farbe empfehlen Sie etwa bei einem Vorstellungsgespräch?
Katja Holluger: Weniger ist mehr: blau ist dafür wunderbar geeignet, ebenso mittlere Grau- und Brauntöne. Dazu Ton-in-Ton Kombinationen mit erfrischenden Akzentuierungen in Pastellfarben, wie etwa Bluse oder Hemd. Generell sollte man sehr neutral, gepflegt und adrett auftreten. Je nach Berufssparte natürlich individuell dem Job angepasst, darf es auch mal legerer sein.
Tips: Welche „Mode-Sünde“ geht für Sie persönlich gar nicht?
Katja Holluger: Fakt ist, für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Also muss man versuchen, mit dem Aussehen seine Persönlichkeit positiv zu verstärken und zu unterstreichen, nicht zu verfälschen. Ganz nach dem Motto „Ich weiß, was ich kann, ich muss mich nicht verkleiden“ sollte man seiner Linie, seinen Farben und seinem Bauchgefühl treu bleiben. Kleidung ist der Spiegel der Persönlichkeit. Leider kann man häufig ein gewisses „Herdenverhalten“ beobachten - etwa das einheitliche Tragen von bestimmten Markensachen: Shirts mit farblich auffälligen Labels im Lagenlook oder irritierend kunterbunte Designs eines spanischen Modehauses. Es ist nicht nötig, Markenkleidung zu tragen um gut auszusehen. Viel eher gilt, seinem Stil und Geschmack treu zu bleiben und sich stets bewusst sein: Was anderen steht oder gerade Mode ist, muss noch lange nicht auch für mich passen. Die Wahrnehmung eines Menschen setzt sich zusammen aus 55 Prozent Aussehen, 38 Prozent Auftreten und lediglich sieben Prozent Sprache und Inhalt. Wir sollten nicht vergessen: wir wirken täglich auf unser Umfeld, egal ob bewusst oder unbewusst. Machen Sie was daraus – wirken Sie los.
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