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Als Kaiserin Maria Theresia in Freistadt nächtigte

Mag. Claudia Greindl, 20.08.2024 18:00

FREISTADT. Erlauchten Besuch erhielt die Stadt im Jahr 1743: Kaiserin Maria Theresia verbrachte hier eine Nacht. Wie die hektischen Vorbereitungen und der Besuch der Majestät verlaufen sind, hat Stadtamtsleiter in Ruhe Alois Preinfalk im Freistädter Stadtarchiv und im Landesarchiv Linz erhoben.

  1 / 3   Dieses Porträt Maria Theresias sowie ein weiteres ihres Gemahls Franz Stephan von Lothringen hing bis vor einigen Jahren im Freistädter Rathaus. Heute befindet es sich im Mühlviertler Schlossmuseum in Freistadt. (Foto: Mühlviertler Schlossmuseum/Fellner)

Anfang Mai des Jahres 1743 schien noch alles in seinen gewohnten idyllischen Bahnen zu verlaufen. Doch als Bürgermeister Joseph Gubatta am 8. Mai Nachricht über das bevorstehende Ereignis erhielt und am 29. Mai die Öffentlichkeit darüber informierte, dass einen Monat später die Kaiserin Maria Theresia in Freistadt nächtigen würde, stand für einen kurzen Moment die kleinstädtische Welt still.  

Der Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn wurde 1743, nach dem Sieg im Krieg gegen die Bayern in Prag die böhmische Krone auf das Haupt gesetzt. Nach diesem Akt musste man sich auch um die Erbhuldigung der Oberösterreichischen Stände bemühen. Nach einigen Verhandlungen, da die Oberösterreicher am 2. Oktober 1741 schon dem bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht die Huldigung leisteten, konnte für 25. Juni 1743 in Linz ein Termin anberaumt werden.

Eine Nacht, die alles auf den Kopf stellte

Der 18. Juni 1743 war der Tag, an dem Maria Theresia auf ihrem Weg von Prag nach Linz in Freistadt eine dritte Rast machen sollte. Eine Nacht, die für wenige Wochen alles auf den Kopf stellte. In der gebotenen Hektik bereitete man alles vor, um dem adeligen Besuch einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Doch ging es nicht nur um das Wohl der damals schwangeren Erzherzogin und ihres Gemahls Franz Stephan und deren Begleiter, sondern auch um jenes der ältesten Tochter Maria Anna, damals erst fünf Jahre alt. Sie reiste mit ihrer Entourage schon zwei Tage zuvor an.

Maria Theresia war bereits Königin von Ungarn und Böhmen, sie konnte aber als Frau aus reichsrechtlichen Gründen nicht zum Römisch Deutschen Kaiser gekrönt werden. Sie tat aber alles, was in ihrer Macht stand, um sich für die Wahl ihres Gatten Franz Stephan von Lothringen einzusetzen, der sich nach seiner Inthronisierung Franz I. nannte. (Franz Stephan war ab 1740 Mitregent und führte zu dieser Zeit den Titel Franz III., Herzog von Lothringen. Er wurde aber auch auf Grund der Stellung seiner Ehegattin als König betitelt. Nach seiner Wahl 1745 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde Maria Theresia nach damaliger Lesart Kaiserin und als solche zu einer Legende.)

Saubermachen in der Stadt

Damit man den adeligen Besuch standesgemäß empfangen konnte, musste innerhalb von drei Wochen ein immenses Arbeitspensum bewältigt werden. Am 29. Mai wurden die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert vor dem Rathaus zu erscheinen, wo sie angehalten wurden, die Stadt schön und sauber zu halten, die Häuser ansehnlich zu gestalten und vor allem den Schutt und Dung, der sich auf den Gassen befindet, vor die Stadt hinaus zu bringen. Das Arbeitspensum in diesen drei Wochen zu absolvieren war deshalb keine Unmöglichkeit, da die Freistädter elf Jahre zuvor in einer ähnlichen Situation gewesen waren. Damals reiste Kaiser Karl VI. von Prag nach Linz und machte ebenso Halt in Freistadt.

Die Vorbereitungen fürs Nachtlager

Indes starteten die Arbeiten für das Nachtlager Ihrer Hoheiten und des mitreisenden Hofstaates. Auserkoren wurden das Mauthaus (heute das Rathaus) sowie das anschließende Greitschenhaus, später Kaufhaus Melzer, heute VKB-Bank. Diese waren schon elf Jahre zuvor für Kaiser Karl VI. als Nachtquartier auserkoren worden. In einem ersten Schritt wurde die Häuser penibel gesäubert, adaptiert und entsprechend eingerichtet. Neben Tischen, Bänken und Bettgestellen wurden auch Leuchter angebracht – und nach der Abreise wieder entfernt. Es wurden die Stadtlaternen repariert, Fensterscheiben erneuert und auf allen Gängen Beschriftungen der Räume angebracht.

Für Wohn- und Repräsentationszwecke wurde das Rathaus gewählt. Damit die Betreuung und Versorgung aber klaglos funktionieren konnte, musste das nebenstehende Gebäude durch einen Mauerdurchbruch zugänglich gemacht sowie alle Räume und Gänge renoviert werden. Die Funktionen der Zimmer in beiden Häusern wurde exakt definiert: Im Quartier der Königlichen Familie war die Ante Camera untergebracht, das Vorzimmer vor den Gemächern, Schlafzimmer für Ihre Durchlaucht und daneben für die Erzherzogin. Zudem gab es eine Mundküche, Zimmer für die Hofdamen, Kammerdiener und auch eine Kammer samt Offizierstafel sowie einen Zöhrgaden, einen Lagerraum für Lebensmittel.

Im zweiten Gebäude waren unter anderem das Zimmer der Mundköchin, Zimmer für Bediente sowie ein Reservezimmer und im Erdgeschoß eine Zuckerbäckerei untergebracht.

Aber auch Unterkünfte für die Leibgarde, das Infanterieregiment, Abgeordnete und Vertreter der Stände mussten organisiert werden. Die vier Prälaten wohnten im Dechanthof, alle anderen in Gast- und Privathäusern.

Durcharbeiten bis kurz vor der Ankunft

Des Weiteren wurde auf dem Platz vor den beiden Gebäuden ein Holzbau als Mundküche, eine besondere Küche für die herrschaftliche Tafel, mit der nötigen Infrastruktur errichtet. Diese bestand in erster Linie aus Kochherden und Windöfen, aber auch aus Arbeitstischen. Die Pflasterung von Plätzen und Gassen erfolgte auf Anordnung des Landeshauptmannes. Um den Zeitplan einhalten zu können wurde bis kurz vor Ankunft der Gäste gearbeitet, sogar an zwei Sonntagen durfte nicht pausiert werden.

Sold für die Teilnahme an der Parade

Mit der Logistik war der sogenannte Hofkammerfourier betraut, der die Ausgaben in bar bezahlte. Auch die für die Parade rekrutierten Bürger, Vorstädter und ledigen Handwerksburschen, erhielten einen Sold – genau wie die für Robotleistungen bei Straßenarbeiten herangezogene Untertanen.

Das königliche Hofkontrolleuramt erstellte Listen über nötige Lebensmittel, welche im Vorfeld bei Gutsverwaltungen bestellt wurden. Auch ein Freistädter Fleischhauer lieferte Fleisch und Frau Gubatterin, die Gattin des Bürgermeisters, sprang mit Gemüselieferungen ein.

Es ist anzunehmen, dass sich sämtliches Kochequipment sowie die Tafelausstattung in den Wägen der Köche angeliefert wurden. Es war eine nicht zu unterschätzende logistische Meisterleistung, dass an den weit auseinanderliegenden drei Nachtstationen und für die täglichen Mittagsrasten jeweils zeitgerecht sämtlicher Bedarf vorrätig war. Nebenbei durfte es aber auch an allem, was so zum leiblichen Wohlbefinden dazugehörte, nicht fehlen.

Was die Küche verlangte

Neben 128 kg Rindfleisch, 89 kg Kalbfleisch und 16 kg Lammfleisch wurden unter anderem noch geselchter Speck, Kalbsbries, Ochsenmark, Ochsenzungen, Hennen, Tauben, Kapaune, ein Reh und 260 Karpfen bestellt. Des Weiteren orderte man 168 Eier, Milch, Obers, Schmalz, Salz, Äpfel, Birnen, Grünkohl, Kräuter, Parasole, Eierschwammerl, Spargel, Sellerie, Karfiol, Salat und zum Kochen Holz sowie Kohle, aber auch Eis zum Kühlen, denn es herrschten sommerliche Temperaturen.

Die Majestäten treffen ein

Am späten Nachmittag des 18. Juni war es dann soweit. Die Reise von Prag nach Freistadt, die mit 31 dreiviertel Stunden bemessen war, hatte ein Ende und der Tross traf in Freistadt ein. Ein großes Geschütz und Böller waren aufgestellt und wurden abgefeuert, zudem ertönte das Geläut sämtlicher Kirchenglocken. Beim feierlichen Akt wurde, auf Befehl des Landeshauptmannes, Ihrer Majestät nach einer kurzen Rede der frisch geputzte und polierte Stadtschlüssel auf einem verzierten Polster überreicht.

Sodann setzte sich die Parade in Bewegung. Als man bei der Unterkunft ankam, stieg die Herrscherin aus dem Wagen um von den Abgeordneten gebührend empfangen und in die Gemächer begleitet zu werden. Am Morgen des 19. Juni ging die Reise über Neumarkt und Gallneukirchen weiter nach Linz.

Nachdem die Herrscherin bereits bei ihrem Einzug in das Mauthaus vom Vertreter der Stände ein Huldigungspräsent von 6.000 Species-Dukaten überreicht bekam, hielten sich die Kosten für die Stadt in Grenzen. Umgerechnet kann man sagen, betrugen die Ausgaben, welche direkt von der Stadt getragen wurden, etwa 16.300 Euro.

Die historische Quellenlage zeigt, dass der erlauchte Besuch eine auf Vordermann gebrachte und herausgeputzte Stadt hinterließ, die sich rühmen kann – entgegen manch anderer Meinung –, Maria Theresia und ihre Familie als Gäste begrüßt zu haben.


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