Badrock Blues Band veröffentlicht nach 33 1/3 Jahren ihr erstes Album
ST. MARTIN/I. Dass Bands ein Album aufnehmen, ist normal, dass sie dafür über 33 Jahre brauchen, eher nicht. Die Badrock Blues Band aus St. Martin hat sich so viel Zeit gelassen und am 12. Dezember ihr erstes Album „Shadows“ veröffentlicht.
Das Warten hat sich definitiv gelohnt, denn „Shadows“ ist ein erstklassiges Bluesalbum mit starken Songs, ebensolchen Arrangements und feinen Jams mit viel Spielfreude geworden, das den Vergleich mit internationalen Produktionen nicht im Ansatz scheuen muss.
Dabei wäre das Projekt durch den überraschenden Tod des Gitarristen und Sängers Gerald „Mercy“ Schuldenzucker im August 2024 beinahe gescheitert.
Die Band hatte in David Haiders Studio „Audiogarten“ in Wallern an drei Studiotagen im Juli 2024 zwölf Songs in ihrer Rohfassung aufgenommen und diese am vierten Tag noch verfeinert.
Bassist Sigi Horvath erinnert sich: „Vier Tage später mussten wir erfahren, dass unser Freund Mercy, unser Mr. Blues, völlig unerwartet von uns gegangen ist. So kurz, nachdem für uns ein neues Kapitel unserer Bandgeschichte aufgeschlagen wurde, schien es auch schon wieder vorbei zu sein. Auch wenn für uns bald klar war, dass wir irgendwie weitermachen wollten: Das Album-Projekt lag vorübergehend auf Eis.“
Neustart
Nach einigen Monaten wagte sich die Band wieder an das Material heran. Horvath: „Sehr behutsam versuchten wir, das Album ohne große Veränderungen zu vollenden. Wir wollten, dass die Songs so klingen, wie sie Mercy bis zum Schluss noch gehört hat. Im Frühjahr 2025 gelang uns zu unserer großen Freude das saubere Extrahieren von Mercy‘s Stimme und Gitarre aus zwei weiteren Songs, die wir 2023 im Proberaum zufällig mitgeschnitten hatten. Im Juni 2025 folgte dann eine berührende letzte Studiosession, bei der wir zu Mercy’s Stimme und Gitarre die restlichen Instrumente aufnahmen.“
Diese zwei Songs finden sich als Bonustracks auf CD und LP wieder. Ein weiterer, für die Band sehr besonderer Track ist der dritte Bonustrack exklusiv auf der Doppel-LP: die Ur-Version von „No More Work“. Horvath: „Wir spielen sie da zum allerersten Mal gemeinsam mit der ganzen Band und dieser Aufnahme ist der besondere Spirit und die unbändige Spielfreude, die die BBBs seit Jahrzehnten ausmacht, sehr deutlich anzuhören.“
Bandgeschichte
Gegründet wurden die BBBs Ende Juni 1992, als Sigi Horvath (damals noch an der Gitarre) den Gitarristen „Mercy“ Schuldenzucker fragte, ob er mit ihm und Franz Kollmann eine Band gründen wolle. Gesagt, getan: Schon im Juli (fast genau 33 1/3 Jahre vor der Veröffentlichung der ersten CD) gab es die erste Probe – mit drei Gitarristen, die, wie sich Horvath erinnert, „in Maximallautstärke ein paar Rock-Standards shredderten, bis ein älterer St. Martiner Nachschau hielt und entsetzt fragte, ob wir den völlig wahnsinnig seien“. Horvath ergänzt: „Nun ja, der Wahnsinn ist möglicherweise noch da, aber spielen tun wir hoffentlich mittlerweile besser.“
Aus der unterbrochenen Session wurden „The BBB’s“ mit Gerald Schuldenzucker (Gitarre, Gesang), Siegfried Horvath (Bass, Gesang), Franz Kollmann (Gitarre) und Kurzzeit-Drummer Berndt Steiner. 1993 folgte der erste erfolgreiche Auftritt, später die Namensänderung zu „The Badrock Blues Band“. Unter diesem Namen wurde die Band bald die Blues-Institution in der Region.
Wechsel in der Besetzung
Während die „Gründerväter“ Schuldenzucker, Horvath und Kollmann bis 2024 zusammen blieben, wechselten die Drummer häufig – erst 2015 stieg Dominik Saloberger fix ein, im Jahr danach Julian Höckner, der Sohn von Sigi Horvath, als Pianist/Keyboarder und Sänger.
Katharina Wagner (jetzt Kollmann), die schon 2001 bis 2009 mit der Band sang, ist seit 2017 wieder dabei. Ein weiterer Kollaborateur ist Sänger Hans „Johnny“ Siegetsleitner, der von 1998 bis 2009 fix und später bei ausgewählten Gelegenheiten dabei war. Auf den Album spielt er bei ein paar Songs wieder die Bluesharp.
Im Jänner 2025 stieg Gitarrist Christian Zellner aus Passau fix in die Band ein – als Nachfolger von Mercy, nicht als Ersatz.
Lange Wartezeit
Wie bei fast allen Bluesbands sind Coverversionen von Blues- und Rock-Standards die Basis. Die Badrock Blues Band schrieb aber schon früh auch eigene Songs, die es auch ins Liveprogramm schafften.
Sigi Horvath: „Ein eigenes Album war zwar immer wieder mal im Gespräch, aber dass es schließlich dazu kam, dazu mussten noch einige Dinge passieren: Zum einen hatten wir ab 2017 eine Bandbesetzung, die gekommen war, um zu bleiben. Wir merkten, dass wir uns musikalisch weiterentwickelten und auch im Austausch mit unseren Fans kam immer öfter der Wunsch nach einem eigenen Album auf. Aber auch jetzt hatten wir noch keine Eile. Dann kamen die Lockdowns und wie viele andere Live-Bands standen wir nach Jahrzehnten auf der Bühne plötzlich ohne Gigs da.“
Diese Situation lähmte die Band aber nicht, ganz im Gegenteil: „Es war, als hätte jemand auf Reset gedrückt. Wir erfanden uns neu und widmeten uns vermehrt dem Songwriting. In dieser Zeit entstanden und finalisierten sich viele Songs und so war es ein logischer nächster Schritt, dass wir uns eine Albumproduktion vornahmen.“
Das Ergebnis ist „Shadows“, ein ganz besonderes Werk mit einer bewegenden Geschichte und viel Emotion im Hintergrund.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden