Michael Garschall, der Erfinder der Herbsttage Blindenmarkt

BLINDENMARKT. Michael Garschall war Anfang 20 als er 1989 die Herbsttage Blindenmarkt gründete. „Ich hatte damals als Absolvent eines Theaterwissenschaftsstudiums nach einem Aufgabenfeld gesucht und wollte ein breiteres Publikum für die Operette begeistern“, erklärt er. Die erste Aufführung war rein konzertant, mit Kurt Dlouhy, der die Sängerinnen und Sänger am Klavier begleitete. Dlouhy ist seither als musikalischer Leiter fixer Bestandteil der Herbsttage Blindenmarkt.

Der Erfolg des ersten Operettenkonzertes überraschte selbst Garschall. Damals war das Genre Operette nicht gerade hoch im Kurs und dennoch kamen bereits im ersten Jahr 1000 Besucher.

Vierte Wand durchbrochen

Für Garschall war es von Anfang an wichtig, die Bevölkerung in die Herbsttage einzubinden. Als Veranstalter konnte er die Gemeinde gewinnen und auch Amateure der Region wurden in alle Bereiche der Operetten eingebunden. „Mir war es ein Anliegen, die sogenannte vierte Wand zu durchbrechen, das ist die Wand die das Publikum von den Aufführenden trennt.“ Das ist Garschall sehr gut gelungen. Und noch heute fühlt sich der ganze Ort Blindenmarkt mit den Herbsttagen verbunden.Dass die Operettenaufführungen in Blindenmarkt zu einer langjährigen Erfolgsgeschichte würden, hatte Garschall nicht geahnt. „Damals dachte ich mehr an die bestmögliche künstlerische Umsetzung der Operetten als an die Zukunft“, erzählt Garschall. „So ist die Operette in Blindenmarkt gesund gewachsen und das Publikum ist mitgewachsen.“

Auch unbekanntere Operetten

Das Publikum ist bereit, sich auf Abenteuer einzulassen. Denn in Blindenmarkt werden nicht nur die berühmten Operetten aufgeführt. Garschall nimmt gern auch unbekanntere Werke ins Programm, die in ihrer sinnlichen und stimmigen Art beim Publikum so gut ankommen. Daher kommen zu den Herbsttagen Blindenmarkt auch Menschen in die Operette, die sich sonst nicht um klassische Musik kümmern. Garschall berichtet von einem Besucher, der sagte: „Ich verstehe ja nichts davon, aber mir gefällt es.“

Operette soll unterhalten

„Und um das geht es ja auch in der Operette: Sie soll unterhalten, Freude bereiten und auch sinnlich sein. Da muss man kein Musikwissenschafter sein.“Dass dabei auch höchste Qualität geboten wird, ist ganz wichtig. Manche Leute kaufen die Karte schon ein Jahr vor der Premiere. Garschall: „Diese verlassen sich darauf, dass wir höchste Qualität bieten und das ist auch unser Anspruch. Da dürfen wir nicht nachlassen.“Mitgewachsen ist auch die Bühne, denn seit dem Vorjahr haben die Herbsttage Blindenmarkt mit der Ybbsfeldhalle ein topmodernes Aufführungshaus. Die Erfolgsgeschichte ist ebenso ungebrochen wie die Freude, die Garschall als Intendant hat. Diese springt auf die Mitwirkenden über und damit auch auf das Publikum. „Alle Mitwirkenden erzählen mir, dass sie den besonderen Geist der Herbsttage Blindenmarkt spüren und kommen gern wieder.“ Alle, die an der Operette mitarbeiten, fühlen sich wie eine Familie und dazu trägt auch die Gastfreundschaft der Blindenmarkter bei.In der Pause und nach den Aufführungen sieht man viele der Mitwirkenden, die sich unter das Publikum mischen und mit den Leuten plaudern.

Oper und Operette

Garschall leitet auch das Festival Operklosterneuburg und kennt den Unterschied zwischen Oper und Operette. „Operette ist für die Darsteller schwerer als Oper. Sie müssen wirklich gute Schauspieler sein, gut singen können, tanzen, Texte sprechen und auch gut ausschauen“, weiß Garschall. Dass das Genre Operette eine Zeit lang in Ungnade gefallen war liegt für Garschall daran, dass sie verramscht wurde und durch Verfilmungen in Kitsch versunken war. Umso wichtiger ist es für Garschall, der Operette wieder jenen Stellenwert zu geben, den sie verdient und sie mit Frische und neuem Leben zu versehen. Mit dem Team in Blindenmarkt gelingt das hervorragend und das Publikum weiß das zu schätzen.