Interview Christopher Prassl: „Es ist an der Zeit, Leben in die Pölz-Halle zu bringen“
AMSTETTEN. Druckfrisch liegt er auf dem Tisch: der Spielplan-Katalog 2020/21 der Johann Pölz-Halle. Wie immer bedeutet das auch heuer den Start in das bevorstehende Veranstaltungsjahr, das im September beginnt. Und doch ist diesmal alles anders.
Das Coronavirus hat seit März auch die Kultur- und Veranstaltungsbranche grundlegend verändert. Wenig ist fix, vieles muss variabel und flexibel gehandhabt werden, Entscheidungen werden oft erst „in letzter Sekunde“ getroffen. Eine herausfordernde Zeit, in der sich die Veranstaltungsbranche gerade befindet.
Interview mit Geschäftsführer Christopher Prassl
Tips bat Christopher Prassl, Geschäftsführer der Amstettner Veranstaltungsbetriebe, zum Interview.
Tips: Herr Prassl, der Spielplan-Katalog der Pölz-Halle ist in den Briefkästen der Region gelandet – was bedeutet Ihnen das nach diesen herausfordernden Monaten?
Christopher Prassl: Es ist an der Zeit, wieder Leben in die Pölz-Halle zu bringen. Wir sind zufrieden, dass wir mit einem umfangreichen Programm an den Start gehen dürfen, wo für alle unsere Besucher etwas dabei ist. Viele andere Spielstätten mussten ihr Programm ja teilweise oder zur Gänze absagen. Wir haben das Programm im Beirat besprochen und freuen uns, dass auch die Politik mit Bürgermeister Christian Haberhauer zum Kulturprogramm steht und uns dementsprechend unterstützt. Insofern macht es mich glücklich, in diesen Zeiten ein so abwechslungsreiches Programm mit ein paar Vorstellungen aus dem Frühjahr sowie mit neuen Highlights auf dem Spielplan zu haben.
Tips: Mit welchen Herausforderungen waren Sie und Ihr Team bei der Erstellung des neuen Programmes konfrontiert?
Prassl: Wir mussten Stücke mehrmals verschieben, die Besucher informieren, neue Karten ausstellen, aber einzelne Produktionen auch zur Gänze streichen, Gelder retournieren, beziehungsweise mussten eingeplante Produktionen wieder aus dem Programm genommen werden, da die Tournee nicht stattfinden konnte. Das alles verursacht planerischen, aber vor allem administrativen Aufwand, der unseren Mitarbeitern viel Flexibilität und Geduld abverlangt hat – wir wussten ja lange nicht, ob im Herbst überhaupt gespielt werden kann.
Tips: Im Vorwort zum Spielplan schreiben Sie, dass sich die Pölz-Halle aufgrund der Corona-Pandemie in einen Krisenmodus begeben hat, aus dem sie noch nicht vollständig wiedererwacht ist. Wann wird sie diesen Modus Ihrer Ansicht nach hinter sich lassen können?
Prassl: Wir müssen leider jederzeit mit erneuten Verschärfungen der Covid-19-Maßnahmen rechnen. Solange wir nur kurzfristig planen können, Künstler ihre Tourneen verschieben oder absagen und wir sowie das Publikum darauf reagieren müssen, werden wir keine Routine im herkömmlichen Sinn haben. Es kann jederzeit zu neuerlichen Absagen kommen. Wir bitten um Verständnis, sollte das passieren.
Tips: Wie hoch sind die Verluste in der Saison 2019/2020?
Prassl: Covid-19 hat seit März zur Folge, dass rund 20 Veranstaltungen, die im Frühjahr 2020 in der Johann Pölz-Halle angesetzt waren, großteils in den Herbst verschoben werden mussten. Wir haben schnell reagiert und konnten neue Termine für Verschiebungen finden, auch Maßnahmen von Land und Bund helfen uns, sodass sich der Kulturbereich im budgetären Rahmen bewegt. Ich zähle natürlich sehr auf unsere Besucher im Herbst und dass sie trotz gewisser Einschränkungen Lust auf unsere Veranstaltungen haben.
Tips: Fühlen Sie sich von Gemeinde/Land/Bund unterstützt? Was erwarten Sie von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer?
Prassl: Ja, man spürt, dass Kultur in Niederösterreich einen hohen Stellenwert hat und auch in der Krise viel für Künstler und Veranstalter getan wird. Es gibt eine breite Palette an Förderungen: sei es die Landesförderung für den Musical-Sommer oder der reduzierte Steuersatz von fünf Prozent auf Eintrittskarten. Die Stadt als unser Eigentümer steht zur Institution Johann Pölz-Halle, auch in diesen besonderen Zeiten. Trotz aller Bemühungen dienen die Maßnahmen nur der Überbrückung. Ziel muss sein, einen regulären Kulturbetrieb möglichst bald wieder zu gewährleisten, sonst werden viele aus der Branche, unsere Künstler und technischen Dienstleister auf der Strecke bleiben. Die Staatssekretärin muss vehement dafür eintreten. Halb gefüllte Ränge wie bei ihrem Besuch der Salzburger Festspiele wird sich auf Dauer niemand leisten können.
Tips: Welche Corona-Maßnahmen werden in der Pölz-Halle für die neue Saison getroffen? Was müssen Besucher beachten?
Prassl: Durch die Berücksichtigung des Ein-Meter-Sicherheitsabstandes bei der Bestuhlung der Johann Pölz-Halle sowie durch die Umsetzung eines gesetzlich vorgeschriebenen Covid-19-Präventionskonzepts kann ab September wieder veranstaltet werden. Die Besucher werden gebeten, beim Betreten der Pölz-Halle einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, der am Sitzplatz abgenommen werden kann. Um größere Menschenansammlungen zu vermeiden, wird ein Leitsystem installiert, das die Besucher durch die Pölz-Halle begleitet und für noch mehr Sicherheit sorgt.
Tips: Mit welchen Gefühlen blicken Sie als Geschäftsführer der Johann Pölz-Halle in die Zukunft?
Prassl: Ich bin zuversichtlich, es wird wieder bergauf gehen. Wir werden auf das Jahr 2020 als schwieriges Jahr zurückblicken, aber wieder an alte Erfolge anknüpfen, auch wenn es sicher einige Zeit dauern wird.
Tips: In den vergangenen Monaten waren Live-Begegnungen mit Kunst und Kultur unmöglich. Was macht das Ihrer Ansicht nach mit Menschen?
Prassl: Da fällt mir das Zitat „All work and no play makes Jack a dull boy“ ein – ohne Kultur wird einem nicht nur etwas langweilig, man verliert auch eine wichtige Quelle persönlicher Entfaltung – auch wenn viele zurzeit existentielle Probleme haben, das darf man nicht vergessen.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden