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Interview: Thomas Franz-Riegler über Kultur im Zeichen des Lockdown

Norbert Mottas, 10.11.2020 12:42

ST. PETER/AU. Der aus St. Peter in der Au stammende Kabarettist und Multiinstrumentalist Thomas Franz-Riegler verdient seinen Lebensunterhalt vor allem mit Live-Auftritten. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat ihn zu einem Interview über seine aktuelle Situation im kulturellen Lockdown.

Foto: Michael Heigl
Foto: Michael Heigl

Tips: Du bist hauptberuflich Musiker und Kabarettist und bist nun bereits vom zweiten Lockdown betroffen. Wie bist du wirtschaftlich über den ersten Lockdown gekommen?

Thomas: Genaugesagt bin ich seit ein paar Jahren teilzeitbeschäftigt in einer Firma und betreue hauptsächlich deren Website. Speziell im Lockdown war ich sehr sehr dankbar für diese Anstellung, wenngleich das natürlich als Einkommen nicht ausreicht. Es hat mich aber, im Vergleich von ausschließlich selbstständig arbeitenden Künstlern etwas entspannt, wie man sich vorstellen kann. Und für mich war tatsächlich der Härtefall-Fond eine große Hilfe und auch sehr unkompliziert zu beantragen.

Tips: Hattest du im Sommer die Möglichkeit, aufzutreten?

Thomas: Der Sommer ist für mich aus kabarettistischer Sicht meist eher ruhig, da ich ja meist auf kleineren Bühnen aufgetreten bin und die im Sommer zu haben. Heuer jedoch gab“s plötzlich ein paar ganz tolle Initiativen wie z. B. die Corona Summer Stage in Fels am Wagram und den Kultursommer in Wien wodurch ich dann auch zu Auftritten kam, die, so muss ich sagen, ohne dieses Krisenjahr so nicht existiert hätten.

Tips: Viele Künstler haben ihre Aktivität ins Internet verlegt. Hast du auch Erfahrung mit Live-Streaming und Online-Konzerten?

Thomas: Gleich am Anfang, als das Auftrittsverbot kam, dachte ich mir auch, das mach ich jetzt, das ist eine gute Sache. Ich habe aber auch schnell bemerkt, dass mir das überhaupt keine Freude macht und ich hab nach anfänglichen Versuchen wieder aufgegeben. Das, was ich alleine auf der Bühne mache, lebt sehr viel von Interaktion mit dem Publikum. Und ganz alleine macht mir das keine Freude.

Tips: Fehlt dir das Publikum beim Spielen vor einer Kamera und ohne Zuseher?Thomas: Ja, sehr. Ich durfte in der Kleinkunstbühne „Gruam“ ein 50-minütiges Programm für die Kamera spielen. Das war für mich das erste Mal und außer dem Kameramann und seinem Gehilfen war niemand im Raum. Das hat mir aber schon geholfen dass ich die beiden manchmal dabei erwischte, wie sie sich das Lachen verhalten mussten, um nicht unabsichtlich auf der Aufnahme zu sein.

Tips: Hat der Lockdown – außer dem Schutz der Gesundheit – auch positive Effekte für dich?

Thomas: Ich sag“s mal so: Der Lockdown an sich hat dazu geführt, dass ich mehr zur Ruhe gekommen bin und auch neue, gesündere Gewohnheiten entwickelt habe. Auch, dass ich das Treffen mit Freunden und Familie danach wieder mehr schätzte als zuvor. Und es sind mir auch Dinge aufgefallen, die ich nicht vermisse und die Sachen, die mir wirklich am Herzen liegen.

Tips: Gerade beginnt der zweite Kultur-Lockdown. Hast du außer der Kunst noch ein wirtschaftliches Standbein?

Thomas: Wie schon zuvor erwähnt gibt“s noch meinen Teilzeitjob. Zudem hat mich spontan ein Kulturinteressierter angerufen und Geld gespendet. Es freut mich, dass es Menschen gibt, die auch an andere denken.

Tips: Geht es dir ab, dass du – auch als Teil des Publikums – an keinen Kulturveranstaltungen teilnehmen kannst?

Thomas: Ja, klar. Am meisten dabei geht mir dabei einfach auch das soziale Gefüge bei Veranstaltungen ab. Gemeinsam Lachen, Staunen oder ein paar Tränen vergießen. Und sich danach oder in der Pause über Gesehenes und Gehörtes auszutauschen ist es eigentlich, was ich am meisten schätze. Dass ich das Erlebnis mit jemandem Teile.

Tips: Wagst du abzuschätzen, ab wann es wieder frei zugängliche Kulturveranstaltungen geben wird?

Thomas: Ehrlich gesagt habe ich gerade kein Gefühl dafür, es fällt mir auch gerade nicht leicht, ein zukünftiges Projekt zu planen (was ich zwar tue, aber zaghaft), weil diese Ungewissheit an mir nagt. Aber nüchtern betrachtet glaube ich nicht, dass das heuer noch was wird. Außerdem trauen sich viele Menschen einfach keine Karten zu kaufen, solange das mit diesem Virus nicht „geklärt“ ist.


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