"Musikmacherei": Neuer Kulturverein im Mostviertel
SEITENSTETTEN. Karin Kimmeswenger und Lorenz Müller haben sich mit ihrem Verein „Musikmacherei“ zum Ziel gesetzt, Kunst und Kultur zu fördern. Tips bat das Paar zum Gespräch.
Tips: Sie gerade dabei, den Kulturverein „Musikmacherei“ zu gründen. Wie kam es dazu?
Kimmeswenger: Als mein Mann und ich 2012 nach Seitenstetten kamen, hatten wir eine Vision. Ein Haus, das uns Raum zum Leben, Arbeiten zum Musizieren gibt. Wir sind beide gelernte Instrumentenbauer, Musiker und Pädagogen. Und so haben wir unser Haus, ein ehemaliges Kaufhaus, sukzessive zu einem Haus voller Musik umgebaut. Heute beinhaltet unser Haus die Musikmacherei – Privatmusikschule sowie die Werkstatt für Streich- und Saiteninstrumente – und ist somit eine Schnittstelle für Musiker, Instrumentenbauer, Schüler, Musikinteressierte, Profimusiker, Bands und vielen mehr. Es war nur logisch für uns den nächsten Schritt zu gehen. Durch die bereits stattgefundenen „Werkstattkonzerte“ entstand die Idee, unserer Region einen lokalen kulturellen Treffpunkt zu bieten. So gründeten wir den Verein „Musikmacherei – Verein zur kulturellen Förderung von Kunst und Kultur im Mostviertel“. Zur Zeit besteht der Verein aus drei Gründungsmitgliedern, soll in nächster Zeit jedoch auf ein „Kernteam“ bestehend aus fünf bis sechs Personen und außerordenlichen Mitglieder erweitert werden.
Tips: Vereinsziel ist also die Förderung von Kunst und Kultur im Mostviertel. Welchen Stellenwert hat Kunst und Kultur Ihrer Meinung nach in der Region?
Müller: Kunst und Kultur dürfen nicht verloren gehen. Kunst und Kultur sollen immer gefördert werden. Mit Kunst und Kultur hat jeder Menschen zu tun, sei es als Konsument oder als Künstler. Gerade die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, wie uns Kunst und Kultur, egal in welcher Form, abgehen kann. Ich finde auch, Kunst und Kultur darf nicht unter ihrem Wert verkauft werden. Wenn ein Musiker eine Stunde spielt, sieht keiner, dass er dafür stundenlang, wenn nicht jahrelang geübt hat um sein Instrument zu beherrschen, er braucht dafür ein funktionierendes Instrument, er muss zum Spielort an- und abreisen etc. Dieser „Aufwand“ gehört immer zu einem Auftritt dazu, nur sieht in keiner. Der Stellenwert einer kulturellen Darbietung und deren Akteuren darf mit viel Respekt begegnet werden und die Künstler verdienen sich eine angemessene Entlohnung. Das Mostviertel bietet eine breite Palette an kulturellen Angeboten und das Publikum nimmt diese Angebote auch mit Interesse entgegen. Wir sind durch unsere zentrale Lage in Seitenstetten ein weiteres Standbein der kulturell fördernden Institutionen im Mostviertel. Ich glaube die Menschen sehnen sich wieder nach Live-Konzerten, Lesungen und gesellschaftlichen Zusammenkünften. Da sich in unserem Haus viele Interessensgruppen – bedingt durch Werkstatt und Privatmusikschule – treffen, liegt es nahe, diesen Gruppen eine Möglichkeit der Präsentation und einfach einen Treffpunkt zu bieten, und somit Kultur und Kunst zu fördern.
Tips: Welcher Art von Künstlern soll die „Musikmacherei“ als Plattform dienen?
Kimmeswenger: Wir streben einen relativ bunten Mix an. Sowohl bekannte als auch etablierte Künstler sind auf unserer Bühne willkommen und schon ins Programm mit eingeplant. Aber auch jungen, unbekannten, aufstrebenden Künstlern wollen wir die Möglichkeit geben, sich vor Publikum zu präsentieren. Neben Musikern werden auch Schriftsteller und bildende Künstler ihre Werke zeigen.
Tips: Wie schwierig ist es für junge Künstler, ihr Schaffen einem breiten Publikum zu präsentieren?
Kimmeswenger: Junge Künstler haben naturgemäß sehr großes Potenzial, etwas Neues und Unerwartetes zu kreieren, sie sind unvoreingenommen, denken in neuen Richtungen/Bahnen. Meistens mangelt es ihnen an der Vernetzung und der Bühnenerfahrung. Sie haben keine Referenzen und große Bühnen zeigen oft nur bekannte Künstler, sogenannte Publikumsmagnete. Wir wollen auch Unbekannten und vor allem „mutig/kreativen“ Künstlern eine Bühne bieten.
Tips: Welche Veranstaltungen und Konzerte sind für dieses Jahr bereits konkret geplant?
Müller: Heuer sind drei Konzerte bereits fix geplant. Am 19. März präsentiert die Cellistin Sophie Abraham ihr Solo Debüt Album „Brothers“, am 25. Juni dürfen wir das Cello und Electronics Duo „Mishka“ auf unserer Bühne begrüßen und am 22. Oktober spielt das Blockflöten-Quintett „Element of Prime“. Außerdem wollen wir neben verschiednen Workshops (Percussion- oder Bandworkshop, mentales Training für Musiker) auch Workshops in Richtung Schreibwerkstatt und Instrumentenpflege anbieten.
Tips: Die „Musikmacherei“ bietet privaten Instrumentalunterricht für Kinder und Erwachsene an. Welche Fächer und wie viele Schüler werden derzeit unterrichtet?
Kimmeswenger: Unsere Privatmusikschule ist in den letzten Jahren sehr gewachsen und funktioniert unabhängig vom Verein. Nur der Name ist gleich, weil in jedem Fall Musik von Menschen für Menschen gemacht wird. Erfreulicherweise haben wir zurzeit sieben Lehrer, die 30 Schüler unterrichten. Angeboten wird Unterricht in Akkordeon, Kontrabass, E-Bass, Gitarre-Liedbegleitung, Geige, Blockflöte, Klavier-Popularmusik und Pop/Jazz-Gesang. Ganz neu seit Februar gibt es auch Unterricht in Cello und Schlagzeug!
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