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"Schaueins" – Schaufensterausstellung und Konzert

Karin Novak, 11.11.2022 08:00

HAAG. Für die zweite Ausstellung des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur im ländlichen Raum „ent“ wurden vier Künstler unterschiedlicher Sparten ausgewählt. Die Vernissage dazu findet am Freitag, 18. November 2022, um 19 Uhr statt.

Installation Straußenhaut der Künstlerin Josepha Krüger (Foto: zVg)
  1 / 2   Installation Straußenhaut der Künstlerin Josepha Krüger (Foto: zVg)

Schaufenster richten das Interesse üblicherweise auf Waren, die es zu verkaufen gilt. Die Auslage lenkt die Aufmerksamkeit der Passanten auch auf den Raum dahinter. Ein Schaufenster dient der Betrachtung, nicht dem Betreten. Es übermittelt eine Nachricht. Das Schaufenster ist ein Raum „dazwischen“, weder außen, noch innen – es fungiert als ein Medium, ist mit einer Membran vergleichbar, die zwischen öffentlichem und privatem Raum schwingt.

Ausstellung von 19. November bis 31. Dezember 

Zur Vernissage der sechswöchigen Ausstellung wird Bibi Finster Album „Oh Limp“ vorstellen, die Eröffnungsworte übernimmt Jakob Dietrich (memphis, qujochÖ, LINZ FMR). Mit dem schwangeren Körper, Mutterschaft, Feminismus und individuellen Bedürfnissen beschäftigt sich Veronika Harb in der Serie „Who Cares?“. Josepha Krüger widmet sich mit ihrer Latex-Installation „Straßenhaut“ den Themen Bodenversiegelung und Flächenfraß. Auch einer Soundinstallation kann man bis Ende des Jahres vor den Schaufenstern lauschen. „Floating Windows“ von David Kapl ist eine Arbeit, die atmosphärischen Wasser-Straßenlärm durch Pipelines presst. „In case of emergency“ von Anna Weberberger hinterlässt uns nach einem kurzen Schmunzler mit Gedanken zu Konsum und Kapitalismus.

Serie WHO CARES?

Veronika Harb fokussiert den schwangeren Körper im Spannungsfeld von Mutterschaft, Feminismus und individuellem Bedürfnis. Wer kümmert sich (um was)? Wer oder was übernimmt welchen Teil der Versorgung und wie wird diese über die Geburt hinaus optimal gerecht und nachhaltig sinnvoll verteilt? Wann bedeutet Sorge Grenzüberschreitung? Ineinander geschlungene ausrangierter Schläuche bilden ohne zusätzliche Hilfsmittel ein strapazierfähiges Geflecht zwischen Positionen, die Halt zu bieten scheinen. Konzept ist es, die Ankerpunkte vor Ort zu finden und keinen Einfluss auf die Form durch willkürlich gesetzte bauliche Verankerungspositionen vorzunehmen, selbst wenn die Umgebung keinen einzigen Ankerpunkt bieten sollte. Das Geflecht wird im Prozess Schlauch für Schlauch vor Ort ersponnen. Es besteht in fester Schling-Verbindung seiner einzelnen Elemente mit seiner unmittelbaren Umgebung und in gegenseitiger Abhängigkeit der wirkenden Kräfte voneinander. Die Adaption des österreichischen Mutter-Kind-Passes als zweidimensionale Collage von Elementen im Raum und Text verankert sich an umgebenden Flächen als Manifest der schwangeren Hüfte – wider ihrer Konstruktion als fremdverhandelter Versorgungsapparat.

Installation „Straßenhaut“

Der hohe Bodenverbrauch, auch Flächenfraß, ist eines der dringlichsten Umweltprobleme unserer Zeit. In Österreich werden täglich 11,5 ha (Umweltbundesamt: 2021) verbaut, das entspricht einer Größe von 12 Fußballfeldern. 41 Prozent dieser Flächen werden mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht, wie Asphalt oder Beton überzogen und versiegelt - der darunterliegende Boden stirbt ab. In Straßenhaut werden Spuren und Strukturen dieser Versiegelung, aber auch deren Risse und Zwischenräume, die durch Abnutzung und Witterung entstehen in Latex festgehalten. Wie Asphalt und Beton verfärbt sich Latex durch Umwelteinflüsse, wird spröde und bekommt Risse, zeigt wie Haut Spuren von Alterungsprozessen. Anders als Asphalt ist Latex eine hautähnliche Gestalt und Körperlichkeit durch seine ledrige, weiche Haptik eingeschrieben. Die Haut als Schnittstelle zur Außenwelt, umgibt den Körper schützend als Hüllorgan, Leben und Abnützung schreiben sich in ihre Oberfläche ein. Der Werkstoff ist symbolischer Träger von Zeitlichkeit. Die vergängliche und veränderte Charakteristik des Straßenbelags veranschaulicht als organische Straßenhaut eine Transformation von Orten und Böden – ein topografisches Hybrid zwischen Außen- und Innenraum.

„Floating Windows“ Sound Installation

Mixt Media Floating Windows ist eine Sound unterstützte Rauminstallation, die aus sich im Raum ausbreitenden Pipeline-Rohren besteht, durch die atmosphärischer Wasser-Straßenlärm gepresst wird. Es entsteht ein globales Netz, welches anmutend holistische Auswüchse annimmt und durch seine Materialwahl die Instabilität eines Gefüges thematisiert. Die Pipeline-Rohre bestehen aus Karton, Textil und Kunststoffen und werden mit einem in der Industrie verwendetem Flanschsystem verbunden. Durch das Überlappen verschiedenfarbiger Geräuschaufnahmen entsteht eine graue Geräuschkulisse, welche nach Außen geleitet wird und zum Lauschen einlädt.

„In case of emergency“ – Notfallhammer

Anna Weberbergers Nothammer hängt an der Wand des Schaufensters. Dessen Scheibe trennt dich und den Hammer. Um die Funktion des Hammers auszuführen, muss zuerst die Scheibe eingeschlagen werden. Der Impuls, das Glas zu zerstören, kann dich beim Blick ins Schaufenster ebenso überkommen wie die Frage, wer hier eigentlich wen rettet — du den Hammer oder doch der Hammer dich vor dem alltäglichen Sog des Kapitalismus?

oh limp

Die EP „oh limp“ bewegt sich zwischen elektronischen Beats, geloopten Gitarren, Fieldrecordings, viel Stimme und noch mehr Bass. Eine musikalische Collage, meist sphärisch, immer sehr persönlich, zeugt sie doch von viel Emotion und dem ewigen Kampf mit den eigenen Ansprüchen. Vocals, Produktion, Komposition: Bibi Finster; Bass: Philipp Finster

Freitag, 18. November 2022Vernissage von „Schaueins“Bahnhofstraße 6, 3350 Stadt Haag Beginn: 19 Uhr Eintritt: frei


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