NEUSTADTL/DONAU. Vom Fenstermonteur zum aktiven Ritter: Robert Pressl macht in seiner Freizeit eine gewaltige Verwandlung durch. Tips traf den 32-Jährigen und sprach mit ihm über seine Leidenschaft – den historischen Schwertkampf.
Schon immer war Robert Pressl aus Neustadtl sehr sportbegeistert. Doch zum üblichen Klettern oder Wandern gesellte sich vor etwa zehn Jahren eine eher ungewöhnliche Sportart. „Meine Mutter machte mich damals auf einen Stephansharter Verein aufmerksam, der historischen Schwertkampf anbietet. Schnell hat mich das Thema gepackt und ich habe begonnen im Vollkontakt zu kämpfen“, erinnert sich Pressl.
Vollkontakt versus Fechten
Vollkontakt heißt, dass man in voller Rüstung, zwar mit ein paar routinierten Schlägen, aber doch eher wild auf einander einschlägt. Mittlerweile hat sich Pressl auf das Fechten spezialisiert. „Hier gibt es verschiedene Grundstellungen, es steckt mehr Technik dahinter und die dynamische Arbeit mit dem Schwert fasziniert mich“, erklärt Pressl.
So startet ein Training
Wichtig sei zu Beginn, den Stand zu trainieren. „Haltung und Verteidigung – diese beiden Punkte müssen am Anfang sitzen. Danach wird der Kampf trainiert“, so der Neustadtler. Seine Ausrüstung kauft Pressl bei verschiedenen Mittelalter-Festen. In voller Montur habe man gut und gern 20 Kilogramm Zusatzgewicht – je nach Rüstung, Gegner und Witterung dauere ein Kampf durchschnittlich fünf bis sechs Minuten.
Blaue Flecken
Größere Verletzungen gebe es im Normalfall nicht: „Ich kann zwar die blauen Flecken mittlerweile gar nicht mehr zählen, aber es ist bisher nichts Gravierendes passiert“, betont Pressl, der vor einigen Jahren zwei bis dreimal pro Woche trainiert hat. Arbeitsbedingt musste er dieses Trainingspensum etwas reduzieren.
„Jeder ist willkommen“
Vor etwa sechs Jahren hat Pressl den Stephansharter Verein als Obmann übernommen und nach Neustadtl übersiedelt. Acht Mitglieder zählt „Die Wächter zu Niwenstatt“ derzeit. „Wer möchte, kann gerne dazukommen. Jeder ist willkommen. Es sind keine Vorkenntnisse nötig und ich stelle gerne mein Wissen zur Verfügung“, lädt Pressl ein. Voraussetzung sei, mit Leidenschaft dabei zu sein.
Teil einer großen Familie
Am historischen Schwertkampf fasziniert Pressl nicht nur der Wettkampf selbst, bei dem er ständig dazulernt und mit jedem Kampf und Gegner neue Eindrücke gewinnt. Es ist auch das Umfeld und die Mittelalter-Szene – sowohl österreichweit als auch international. „Man wird Teil einer großen Familie. Wir teilen uns alle denselben „Poscha“. Das verbindet uns“, schmunzelt Pressl.
Mittelalter-Feste
Normalerweise gebe es pro Jahr neun bis zehn Mittelalter-Feste, bei denen die unterschiedlichen Vereine ihre Zeltlager aufschlagen, in voller Montur Kämpfen und gemeinsam bei Lagerfeuern sitzen – das Handy wird an diesen Tagen mal gerne im Auto zurückgelassen. Dazu gibt es oft Met, den traditionellen Honigwein. Pressl produziert übrigens dieses Getränk auch selbst. „Ich habe mittlerweile ein gutes Grundrezept, auf dessen Basis ich gemeinsam mit dem ehemaligen Vereinsobmann gerne experimentiere“, so Pressl.
Die nächste Generation
Für Schwertkampf-Nachwuchs ist übrigens auch schon gesorgt: Pressls Töchter (zwölf und elf Jahre alt) üben sich bereits darin. „Sie haben mir beide schon den einen oder anderen blauen Fleck verpasst“, schmunzelt Pressl.
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