Armin Blutsch im Interview
AMSTETTEN. Armin Blutsch kann auf über 50 Jahre Erfahrung bei der Feuerwehr zurück blicken. 25 Jahre lang war er Kommandant der Feuerwehr Amstetten. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat Blutsch um ein Interview.
Tips: Welche Funktionen üben Sie derzeit innerhalb des Feuerwehrwesens aus?
Blutsch: Bis Anfang Juni 2022 bin ich noch Vizepräsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes.
Tips: Als Feuerwehrkommandant mussten Sie oft in kürzester Zeit weitreichende Entscheidungen treffen. Wie sehr hat Sie das gestresst?
Blutsch: Wenn man gut ausgebildet ist und ein wenig Einsatzerfahrung mitbringt, kann man Entscheidungen bei Einsätzen relativ stressfrei treffen. Wichtig dabei ist eines, viel Üben, damit manche Abläufe Routine werden. Bei Übungen darf man bestimmte neue Möglichkeiten ausprobieren, um zu sehen, ob diese oder jene Vorgangsweise praktikabel ist. Im Übungsdienst darf man Fehler machen, bei Einsätzen nicht.
Tips: Bei einem Brand verlieren Menschen mitunter alles was sie im Laufe ihres Lebens aufgebaut haben. Wie gehen Sie damit um, wenn sie beim Löschen oder danach mit diesen Menschen sprechen?
Blutsch: So hart es klingt, solche Ereignisse muss man ausblenden.
Tips: Bei Verkehrsunfällen sind Sie mitunter mit Schwerverletzten oder Toten konfrontiert. Wie lernt man, das zu verarbeiten?
Blutsch: Einfach über diese Ereignisse mit den Mitgliedern darüber sprechen, am besten gleich nach dem Einsatz.
Tips: Wie reagieren Sie, wenn Sie erfahren, dass ein Brand oder ein Verkehrsunfall durch grobe Fahrlässigkeit oder Leichtsinn verursacht wurde?
Blutsch: Einsätze fallen dann an, wenn eine bestimmte Vorgangsweise nicht normal ist. Wenn man am Einsatzort eintrifft, gilt es vorerst einmal den Einsatz zu bewältigen. Erst danach kann man sich mit der Entstehungsgeschichte beschäftigen. Manchmal gibt es schon große Verwunderung warum ein Brand oder Unfall entstanden ist.
Tips: Die Feuerwehr wird manchmal bei den widrigsten Witterungsbedingungen oder mitten in der Nacht zu Einsätzen gerufen. Hadert man da manchmal mit seinem Schicksal?
Blutsch: Wenn man solche Witterungsbedingungen nicht mag, dann sollte man Schach spielen.
Tips: Finden Sie, dass die Gesellschaft die Leistungen der Feuerwehren entsprechend würdigt?
Blutsch: Die Bevölkerung ist schon froh, dass es die Feuerwehr gibt. Nachdem wir in Amstetten sehr oft zu Einsätzen gerufen werden, glauben einige Mitbewohner, dass wir eine Berufsfeuerwehr sind. Aber davon gibt es sechs in ganz Österreich.
Tips: Haben Sie Wünsche an die Regierung, die trotz intensiver Verhandlungen noch offen sind?
Blutsch: Bei Sonntagsreden werden wir immer gelobt, wenn es darauf ankommt, dass wir einmal etwas brauchen, wie zum Beispiel die Impfung gegen Corona, dann werden wir ganz hinten angereiht. Wir sind zu viele Mitglieder (über 340.000 in ganz Österreich), das ist hier die Auskunft. Die österreichischen Feuerwehren stehen tagtäglich im Einsatz, wie die Polizei, haben Menschenkontakt usw., aber wir werden ignoriert.
Die Verantwortlichen sollen aufpassen, dass wir sie einmal nicht ignorieren.
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