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Amstettner Bezirksjägermeister Franz Hochholzer im Tips-Interview

Michaela Aichinger, 19.05.2021 08:04

HAUSMENING. Durch die Corona-Pandemie suchen Menschen verstärkt Erholung in den heimischen Wäldern – und damit im Wohnzimmer von Hirsch, Reh, Hase & Co. Tips sprach mit Bezirksjägermeister Franz Hochholzer über ein respektvolles Verhalten im Wald und über die Aufgaben eines Jägers.

Franz Hochholzer ist seit 2015 als Bezirksjägermeister im Einsatz. (Foto: Hochholzer)
Franz Hochholzer ist seit 2015 als Bezirksjägermeister im Einsatz. (Foto: Hochholzer)

Tips: Herr Hochholzer, welche konkreten Auswirkungen hat die Corona-Krise auf unsere Wälder?

Franz Hochholzer: Die Freizeitaktivitäten in den Wäldern haben zugenommen. Ich würde sagen, es sind durch Corona zwei- bis dreimal so viele Menschen im Wald unterwegs. Gerade jetzt sind Jäger gefragt, den Lebensraum der Wildtiere zu schützen.

Was genau können Jäger hier tun?

Um Bewusstsein zu schaffen, hat der NÖ Jagdverband die Initiative „Genieße die Natur. Schütze die Wildtiere.“ gestartet. Im Grunde ist es sehr einfach und logisch – man muss nur das tun, was man selber im Wald erwartet: Ruhe geben und die Natur sauber halten. Wer will schon einen Wald besuchen, in dem es laut ist oder wo Müll herumliegt?

Wie reagiert Wild auf Lärm durch Menschen im Wald?

Wild braucht Ruheflächen, wo es sich sicher und geschützt fühlt. Sonst ist es permanent im Stress. Das verbraucht Energie, wodurch die Entwicklung der Tiere gehemmt wird und sie anfälliger für Krankheiten werden. Störung abseits von Wegen, Störungen besonders bei Nacht und in der Dämmerung sind zu vermeiden. Wird Wild bei der Äsung, also bei der Nahrungsaufnahme, permanent gestört, meidet es wertvolle Äsungsflächen – der Verbiss im Wald steigt. Zudem braucht das Wild bei Nachwuchs „doppelte“ Lebensraumqualität. Vielen ist nicht bewusst, dass wir uns im Wohnzimmer von Hirsch, Reh, Hase, Fasan und vieler anderer Tiere bewegen – wir wollen ja auch nicht, dass jemand permanent durch unsere Wohnung läuft.

Es gibt hier also noch Aufklärungsbedarf auf Seiten der Bevölkerung.

Ja. Wobei ich mich an dieser Stelle aber auch bei den vielen Waldbesuchern bedanken möchte, die rücksichtsvoll unterwegs sind. Wichtig ist zu sehen: Wir Jäger sind dem Wild verpflichtet! Wir schauen darauf, dass der Lebensraum für die heimischen Wildtiere erhalten bleibt – für einen gesunden und artenreichen Wildbestand.

Apropos Artenreichtum: Welche Wildtiere sind in unseren Wäldern eigentlich beheimatet?

Der Bezirk Amstetten ist landschaftlich vielfältig. Von den Donau-Auen bis zu den Bergen in Hollenstein/Ybbs bieten die Wiesen, Felder und Wälder Lebensraum für viele Wildtiere. Die Hauptwildart ist das Reh. Rehe sind sehr anpassungsfähig und daher im gesamten Bezirk heimisch. Rotwild ist ab Ybbsitz und Waidhofen hinein nach Opponitz und Hollenstein zu Hause. Eine Besonderheit ist in Waidhofen und Opponitz das Muffelwild. Die Wildschweine können sporadisch überall vorkommen, hauptsächlich sind sie in den Donau-Auen zu finden. Das Niederwild, also etwa Hase und Rebhuhn, hat seinen Lebensraum in der Feldlandschaft der Niederungen. Das meist nachtaktive Raubwild wie Fuchs und Marder wird man eher selten sehen, obwohl es zahlreich vertreten ist. Viele Vogelarten von den Enten bis zum Auerhahn sowie die Tag- und Nachtgreifvögel bereichern die heimische Fauna. Es ist unser aller Aufgabe, diese Artenvielfalt zu erhalten.

Wie sieht es mit der Regulierung des Wildstandes aus?

Im Sinne der Land- und Forstwirtschaft ist eine Wildstandsregulierung notwendig und auch gesetzlich geregelt. Es ist aber oft eine Herausforderung, den behördlich vorgegebenen Abschuss zu erfüllen.

Sie stehen seit 2015 als Bezirksjägermeister 2.500 Jägern vor. Wie sieht es mit dem „Jäger-Nachwuchs“ aus?

Wir haben keine Nachwuchsprobleme – das Interesse an der Jagd ist ungebrochen groß. Das Schöne an der Jagd ist, dass sie ab 16 Jahren bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann. Wir sehen übrigens, dass die Jagd jünger und weiblicher wird. Ein Viertel der Teilnehmer bei den Jagdkursen sind Frauen.

Wie sind Sie zur Jagd gekommen und was fasziniert Sie daran?

Ich habe 2001 die Jagdprüfung gemacht. Die Leidenschaft ist aber schon früher entstanden – mein Großvater war passionierter Jäger. Mich begeistert das tiefe Erlebnis mit der Natur, wenn ich alleine auf der Pirsch bin und Wild sehe, wenn sich der Lohn der Hege zeigt. Wenn wir mit der Jagdhornbläsergruppe einen gelungenen Auftritt haben oder beim Tontaubenschießen die Treffer passen. Am schönsten ist es aber, die Freude an der Jagd zu teilen. Es freut mich, dass meine Frau und unser Sohn ebenfalls Jäger sind.

Wie viele Mitglieder hat der Jagdverband im Bezirk?

2500 Jägerinnen und Jäger. Die Bezirksgeschäftsstelle Amstetten ist Teil des NÖ Jagdverbandes und erstreckt sich auf das Gebiet des Bezirkes Amstetten und das Magistrat Waidhofen/Ybbs. Die Fläche von 132.000 Hektar ist in 178 Jagdreviere aufgeteilt. Mehrere Jagdgebiete bilden einen Hegering, davon gibt es 15 im Bezirk. Die wichtigste Aufgabe im Jagdwesen hat dabei der Jagdleiter. Jagd ist Handwerk. Seit Generationen üben wir das Handwerk Jagd aus und entwickeln es weiter. Die Jäger übernehmen Verantwortung für die Wildtiere in unserer Kulturlandschaft und sichern im Sinne einer nachhaltigen Nutzung einen artenreichen und gesunden Wildbestand. Wir sind „dem Wild verpflichtet“. Dazu gehört auch die Erhaltung der Lebensräume. Wir greifen im Interesse der Land- und Forstwirtschaft in die Wildbestände ein und regulieren durch den Abschuss. Damit nutzen wir die Natur für die Gewinnung des hochwertigen und regionalen Lebensmittels Wild.

Apropos Wildbret: Welche Zubereitung bevorzugen Sie?

Wildfleisch ist reich an Omega3-Fetten. Ein Hirsch, Reh oder Wildschwein vom Grill ist etwas Herrliches. Zu meinen Lieblingsspeisen gehört auch die von meiner Frau Ingrid zubereitete klare Fasanensuppe mit Bröselknödeln.

Richtiges Verhalten im Wald

Auf (Forst-)Straßen oder markier-ten Routen und Steigen bleiben

Den Hund an die Leine nehmen

Nur tagsüber in der freien Natur aufhalten und sich ruhig verhalten

Möglichst selten mit Drohne oder Paragleiter fliegen und ausreichend Abstand halten

Das Betretungsverbot von Fütterungsbereichen beachtenMüll mit nach Hause nehmen

Infos: www.noejagdverband.at


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