Historische Spurensuche: Auf Römerpfaden durchs Mostviertel
MOSTVIERTEL. Harald Lehenbauer aus Wallsee ist begeisterter Hobbyhistoriker und Laienarchäologe. Die Erforschung der Mostviertler Geschichte liegt ihm besonders am Herzen. Derzeit beschäftigt er sich mit Römerpfaden in der Region.
„Eine der besonderen Leistungen der Römer war zweifelsohne die Anlage eines systematisch-effizienten Straßensystems. Die römische Staatspost (cursus publicus) war imstande, Nachrichten in einer äußerst geringen Zeitspanne quer durch das römische Reich zu transportieren“, berichtet Lehenbauer.
Das römische Straßenwesen
Das römische Straßenwesen war in mehrere Einheiten gegliedert. So gab es die viae publicae – dies waren Trassen „erster Ordnung“, die dem Fernverkehr dienten – und die viae vicinales. Bei Letzteren handelte es sich um Straßen „zweiter Ordnung“, die die römischen Gutshöfe (villae rusticae) und Siedlungen (vici) miteinander verbanden. „Daneben gab es auch noch viae militares: Hier haben wir es – wie der Name schon andeutet – mit Militärstraßen zu tun. Diese dienten zur schnellen Truppenverschiebung, Versorgungssicherstellung und Nachrichtenübermittlung“, so der Wallseer. In regelmäßigen Abständen – eine Tagesreise war 17 bis 21 Kilometer lang – wurden an diesen Straßen Raststationen eingerichtet, sogenannte mansiones (einfache Herbergen). Auch Pferdewechselstationen (mutationes) fanden sich an den Straßen, um die Pferde zu wechseln oder notwendig gewordene Reparaturen durchführen lassen zu können.
Antike Straßenverläufe noch heute sichtbar
„Durch das Mostviertel verliefen alle genannten Straßentypen. Teilweise sind die Verläufe noch im Gelände sichtbar, etwa als Hohlwege oder Feldwege. Vielfach finden wir an den Trassenverläufen auffällige Flur- und Hofnamen, die uns die alten – einst vielbegangenen und belebten – Verkehrswege anzeigen“, erklärt Lehenbauer und nennt hier „Alte Landstraß“ (Aschbach-Markt), „Steinstraß“ (Wallsee-Sindelburg), „Altstraß“ (Oed-Öhling), „Höfart“ (Wolfsbach) und „Hochstraß“ (Oed-Öhling und Weistrach).
Beispiel eines Römerpfades
Ein Beispiel einer antiken Wegverbindung stellt jene des Auxiliarkastells Wallsee mit der befestigten Straßenstation Mauer dar. Die einstige Trasse verlief wohl westlich von Mauer zum Hof „Großkienberg“ und durch den Haabergerwald. Dort sind die Hohlwegreste laut Lehenbauer sehr gut erhalten. „Hier wäre es wünschenswert, bei den Grundbesitzern eine Sensibilität zu schaffen, um eine Verfüllung der Hohlwege zu verhindern und so diese über 2000 Jahre alten Verkehrsrelikte für die Nachwelt zu erhalten“, macht der Wallseer aufmerksam. Die Trasse wird in alten Kirchenbüchern der Pfarre Sindelburg bereits um 1660 als „Altstraß“ erwähnt.
Alte Hohlwegspur
Nach der Durchquerung des Waldes stößt die Trasse auf Höhe des Feuerwehrhauses Oed auf die B1 und quert diese, um über Windpassing nach Teufelsberg zu ziehen, wo kurz vor den beiden Teufelsberger-Höfen westlich der modernen Straße die alte Hohlwegspur an der Baumzeile erkennbar ist. Von dort zweigt sie von der heutigen Straße auf einen uralten Pilgerweg ab, um vorbei an der 2018 entdeckten römischen Ziegelei Witzmannsdorf nach Tanzberg zu führen, von wo sie zur Tanzberger Brücke zieht. Zuletzt führt die Straße von der Brücke über Groppenberg zur Kirche Sindelburg, wobei etwa 170 Meter vor der Kirche, am Anstieg von Hofing südwestlich der modernen Straße, Hohlwegreste zu erkennen sind, die jedoch in ihrem Bestand stark gefährdet sind.
Wissenschaftliche Bestätigung steht noch aus
„Zum Schluss sei noch angemerkt, dass die wissenschaftliche Bestätigung dieser Trassenführung noch aussteht, diese aber nur durch Grabungen erzielt werden kann. Die Linienführung, die Flurnamen und die alten Wegereste machen aber eine römische Zeitstellung wahrscheinlich“, erklärt Lehenbauer.
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