Amstettner Verein Leila steht für "gelebte Integration und Austausch auf Augenhöhe"
AMSTETTEN. Die Lernpaten des Vereins Leila unterstützen Kinder mit Lernschwächen auf ganzheitliche Art und Weise. Der Bedarf ist durch Homeschooling & Co. stark gestiegen – doch Corona ließ die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter stark schrumpfen. Tips im Gespräch mit Vereinsgründerin Monika Distelberger und Lernpatin Denise Engl.
„Eines ist klar: Corona hat uns einen mächtigen Schlag versetzt“, stellt Monika Distelberger klar. Derzeit betreuen der Vereinsgründerin zufolge 25 Lernpaten insgesamt 35 Kinder. „Wir hatten im Verein auch schon 50 Lernpaten. Viele unserer Paten sind Pensionisten, die aufgrund der Pandemie natürlich lange Bedenken hatten, sich mit den Kindern zu treffen. Außerdem hat sich die Beziehung zu den Kindern in den vielen Lockdowns gelockert und war zum Teil eineinhalb Jahre unterbrochen. Viele Abgänge konnten wir auch nicht nachbesetzen“, verdeutlicht Distelberger, die für den Oktober wieder einen Anstieg an hilfesuchenden Familien und Schülern erwartet.
Das bietet der Verein Leila
Leila bietet auf ehrenamtlicher Basis Lernunterstützung für Kinder im Pflichtschulalter. Das Projekt versteht sich nicht nur als reines Nachhilfeprogramm für Kinder mit Lernschwächen, sondern bietet Begleitung von Kindern in ihren Lernprozessen im weiteren Sinn. Die Lernpaten verstehen sich als Mentoren des Kindes, die achtsam auf die Interessen und Bedürfnisse eingehen, Fähigkeiten der Kinder erkennen, wecken und fördern.„Neben dem Lernen steht Beziehungsarbeit im Mittelpunkt: Unsere Arbeit soll zum Kennenlernen der verschiedenen Kulturen beitragen, Angst und Unsicherheit abbauen und so ein gelingendes Miteinander fördern. Wir sind für alle Kinder offen“, erklärt Distelberger und verweist darauf, dass Leila derzeit über sieben Nationalitäten vereint.
„Kein starres System“
Lernpaten treffen sich ein Mal pro Woche für etwa zwei Stunden mit ihren Kindern im Don Bosco Heim Amstetten oder direkt bei den Familien. „Wir haben aber kein starres System – je nach Lernpate und Kind kann die Situation angepasst werden“, betont Distelberger. Lernpaten werden unterstützt durch persönliche Begleitung von Pädagogen und erhalten Supervision in herausfordernden Situationen. Lernmaterialien und Lernspiele stellt der Verein zur Verfügung. „Zudem gibt es monatliche Treffen zum Austausch und zur Weiterbildung“, so Distelberger.
Bericht einer Lernpatin
Seit Dezember 2020 ist Denise Engl aus Kollmitzberg als ehrenamtliche Lernpatin im Verein Leila im Einsatz. Das Lernen mit Kindern bereitet der Sozialpädagogin große Freude. „Die Familie meines achtjährigen Lernpatenkindes ist kurz vor Corona aus der Ukraine nach Österreich gekommen. Sie konnte sich daher weder einen Freundeskreis aufbauen noch sind andere Familienmitglieder zur Unterstützung da“, erklärt Engl. Ihr Lernpatenkind – ein Bursche – gebe ihr sehr viel, fordere sie aber auch heraus. Gemeinsam mit ihm sei sie sehr viel im Freien unterwegs und benenne mit ihm verschiedenste Dinge auf Deutsch, damit er auf diese Weise mehr Sprachpraxis erhält.
„Viele Kinder sind frustriert“
„Viele Kinder mit nicht deutscher Muttersprache sind aufgrund der Sprachbarriere in der Schule sehr frustriert. Es ist Kreativität gefragt, um diesen Frust der deutschen Sprache gegenüber abzubauen. Durch Corona war es für die Kinder auch nicht möglich, sich in Vereinen auszutauschen und ihre Bedürfnisse auszuleben. Der Verein Leila ist kein Nachhilfeinstitut, sondern ein Mentoring-Projekt. Abgesehen von der Lernbegleitung geht es auch besonders darum, die Persönlichkeit des Kindes zu stärken, den Frust zu lindern und das Ankommen zu erleichtern“, unterstreicht Engl.
Neue Lernpaten willkommen
Aufgrund des zu erwartenden steigenden Bedarfs an Lernunterstützung würde sich Vereinsgründerin Monika Distelberger wieder über neue Lernpaten freuen. „Zehn bis 15 zusätzliche Lernpaten wären toll! Ich hoffe, dass die Lage durch die fortschreitenden Corona-Impfungen und die Testungen der Kinder in den Schulen etwas besser wird“, so Distelberger.
So wird man Lernpate
Mitbringen sollte man als Lernpate eine reife Persönlichkeit. „Es braucht eine wertschätzende Grundhaltung, die Bereitschaft, sich auf ein Kind einzulassen, Offenheit gegenüber anderen Kulturen und regelmäßige zeitliche Ressourcen. Uns ist es wichtig, dass ein Lernpate das Kind zumindest bis zum Ende des jeweiligen Schuljahres begleitet“, erklärt Distelberger. Bei einem Erstgespräch würden Wünsche, Fragen und Vorstellungen abgeklärt. Danach gebe es ein Treffen zum Kennenlernen der Familie mit der Projektleitung. „Nach der Vereinbarung der Lernzeiten und der Abklärung der Rahmenbedingungen kann es losgehen!“, so Distelberger.
„Erweiterung der Welt“
„Wenn man sich wirklich auf das Kind und seine Familie einlässt, hat man als Lernpatin oder Lernpate ein Stück Erweiterung der Welt – und genau das ist Integration. Wir stehen für einen Austausch auf Augenhöhe. Dann können auch Freundschaften entstehen. Im Austausch mit anderen und im Dialog entsteht sehr viel. Nur so – und nicht durch Vorgaben und Regeln – funktioniert gelebte Integration!“, unterstreicht Distelberger abschließend.
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