Neue Leiterin des Amstettner Weltladens im Tips-Talk
AMSTETTEN. Seit Jahresbeginn hat der Weltladen Amstetten mit Katharina Krammer eine neue Geschäftsführerin. Tips bat die 31-jährige Mostviertlerin zum Gespräch über die Bedeutung des Fairen Handels, über Herausforderungen und Pläne.
Tips: Frau Krammer, was bedeutet Fairer Handel im Allgemeinen und für Sie persönlich?Katharina Krammer: Ich finde es schön, dass man Produkte mit dem Fairtrade-Siegel mit gutem Gewissen kaufen kann. Wir kennen die Lieferkette der Produkte und die Menschen, die sie herstellen. Wir haben immer wieder die Möglichkeit, mit diesen Menschen in einem regen Informationsaustausch zu sein. Somit können wir auch ihre Produkte noch besser wertschätzen, so wie es im Fairen Handel sein soll.Tips: Wann und warum haben Sie begonnen, sich für Fairen Handel zu interessieren?Krammer: Bereits vor einigen Jahren – als ich Mama wurde – habe ich angefangen, die Dinge, die auf unserer Welt passieren, mehr zu hinterfragen. Beim Gedanken an eine gute Welt für alle bin ich am Fairen Handel und somit auch an den Weltläden nicht herumgekommen.Tips: Und wie sind Sie dann konkret zum Weltladen Amstetten gekommen?Krammer: Wie erwähnt wuchs das Interesse am Fairen Handel und da war meine erste Anlaufstelle der Weltladen Amstetten – das war vor drei Jahren. Da wurde ich ehrenamtliches Mitglied und hab Social Media und diverse Marketingarbeiten betreut. Ich habe mich dann auch dazu entschlossen, meinen Beruf als Bautechnische Zeichnerin aufzugeben und mich ganz dem Fairen Handel und dem Weltladen zu widmen, da ich gerne meine Energie in diese tolle und wichtige Sache stecke.Tips: Was sind derzeit die größten Hürden im Engagement für einen Fairen Handel?Krammer: Die Probleme und die zahlreichen Missstände in der globalen Wirtschaft, die oft schlimmen Arbeitsbedingungen, die Ausbeutung auch von Kindern und Jugendlichen und so weiter liegen nicht vor unseren Augen und sind somit sehr weit entfernt. Das macht es vermutlich leicht, sie zu verdrängen beziehungsweise nicht zu beachten und daher ist das Interesse für Fairen Handel nicht immer groß genug. Immer mehr Menschen machen sich jedoch Gedanken darüber und wir freuen uns über alle, die wir mit unserer Arbeit erreichen.Tips: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den Fairen Handel im Allgemeinen sowie auf den Weltladen Amstetten im Besonderen aus?Krammer: Die Pandemie hat natürlich alles erschwert; durch Ausgangssperren und dergleichen kam es zu Produktions- und Lieferstopps. Die Produzentinnen und Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika waren und sind besonders stark von den Auswirkungen der Covid-19-Krise betroffen. Sie erhalten meist auch keine staatlichen Hilfen so wie wir. Durch Berichte aus Nepal haben wir zum Beispiel erfahren, dass die benötigten Stoffe wegen des Lockdowns nicht geholt werden konnten. Durch viel Improvisation konnte ein Teil der Produktion aufrechterhalten werden. Die ARGE Weltläden, unser Dachverband, hatte einen Corona-Soforthilfefonds für die besonders stark betroffenen Produzentengruppen eingerichtet. Auch unsere Kundinnen und Kunden zeigten und zeigen sehr viel Solidarität. Vielen Dank dafür!
Tips: Apropos Kundinnen und Kunden – welche Produktpalette erwartet diese momentan im Weltladen Amstetten?
Krammer: In den 30 Jahren Weltladen Amstetten hat sich sehr viel getan und wir haben mittlerweile eine große Produktpalette. Bei den Lebensmitteln bekommt man von Kaffee, Tee und Reis über Schokolade bis hin zu diversen Getränken alles, was das Herz begehrt. Und das auch noch in hervorragender Qualität. Wir haben auch eine tolle Modeabteilung für Damen, Herren und Kinder. Kunden finden bei uns hochwertige Ledertaschen, Modeschmuck, Kosmetika und verschiedenstes Kunsthandwerk. Im Weltladen sind tolle Produkte aus sicher mehr als 40 Ländern zu finden.
Tips: Wie gut etabliert ist der Weltladen nach über 30 Jahren in Amstetten?
Krammer: Ich würde sagen, dass der Weltladen mittlerweile sehr gut etabliert ist. Wir haben eine große Anzahl an Stammkundinnen und Stammkunden, die uns regelmäßig besuchen.
Tips: Wie viele Weltläden gibt es in Niederösterreich?
Krammer: In Niederösterreich gibt es 23 Weltläden, österreichweit sind wir 86 Mal vertreten.
Tips: Welche Pläne/Ziele verfolgen Sie als neue Geschäftsführerin des Weltladens Amstetten für die nahe Zukunft?
Krammer: Ich möchte allen Amstettnerinnen und Amstettnern den Weltladen näher bringen und eine Begeisterung für die Produkte auslösen, so wie es mir ergangen ist.
Tips: Extrem viele Menschen leiden unter unfairen Arbeitsbedingungen; da taucht doch schnell ein Ohnmachtsgefühl auf – nach dem Motto „Ich kann eh nichts ändern“! Was kann jeder von uns aber doch tun? Worauf muss ich beim Einkauf achten?
Krammer: Ich kenne das Gefühl und muss mich selber auch oft wieder motivieren. Das ist mithilfe der Weltläden jedoch sehr einfach, da so viele positive Geschichten zu uns zurückkommen. Man sieht wirklich sehr deutlich, dass der Faire Handel etwas bewirkt und das bereitet uns große Freude! Im Fachgeschäft, wie es der Weltladen für den Fairen Handel ist, bekomme ich entsprechend gute Beratung und kann mir sicher sein, dass ich hier faire Premiumprodukte erhalte!
- Glück ist: Familie
- Was mich nervt: wenn die Schokolade aus ist
- Worauf ich nie verzichten möchte: Lachen
- Mit wem ich gerne einen Abend verbringen möchte: mit meinem Mann
- Mit wem auf keinen Fall: Bestimmt hat jeder Mensch etwas Interessantes an sich.
- Mein Lieblings-Fairtrade-Produkt: mein Alpaka-Pullover
- Liebe ist, zu wissen, dass man immer füreinander da ist.
- Mein Lebensmotto: Der Weg ist das Ziel.
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